LK 1070, 658 635/259 085. Höhe 360 m.
Datum der Grabung: 4.8.2008-24.4.2009.
Bibliografie zur Fundstelle: J. Trumm, Jber. GPV 2008, 40f.; R. Bellettati, Vindonissa: Sanierungen am Nord- und Westtor. Jber. GPV 1994, 39-48 (mit der älteren Literatur).
Baubegleitung (im Rahmen des «Legionärspfad Vindonissa»). Grösse der Grabung ca. 50 m².
Legionslager.

Im Zuge des geplanten «Legionärspfades» werden verschiedene Befunde von Vindonissa neu «inszeniert». Dazu gehört das Westtor des Legionslagers, das 1918 entdeckt, 1919 ausgegraben, 1920 restauriert und 1994/95 erneut konserviert wurde.

Für die Inszenierung des «Legionärspfades» wurden die bestehende Böschungskante um das Monument leicht zurückgenommen und die 1994/95 eingebrachte Kiesplanie geringfügig abgetieft. Zudem wurden zwei Metalltafeln installiert, welche Lage und Ausmaß der nach Süden und Norden abgehenden Lagermauer verdeutlichen sollen. Zum Schutz der freigelegten Befunde wurde abschließend eine Abdeckung mit Geovlies, Feinsand und Humus eingebracht und erst darauf die modernen Installationen errichtet.

Überraschend war die Dichte der archäologischen Befunde, die bereits unmittelbar unter dem Humus eine komplexe Schichtabfolge bilden. Beginnend bei modernen Störungen (Wasserleitungen, alte Grabungsschnitte), lagen unter frühneuzeitlichen Befunden (Berner Vogtei) und mittelalterlichen Strukturen (Kloster Königsfelden) die Reste der römischen Stein- und Holzbauten. Da sich die Erdeingriffe zum Schutz der archäologischen Substanz auf ein Minimum beschränken sollten, waren weiterführende Abklärungen in der Regel nicht möglich.

Als erste Arbeitshypothese sei daher lediglich formuliert, dass verschiedene Steinbau-Befunde älter sind als die Grundmauern des Westtors, das demnach nicht der erste römische Steinbau am Platz war. Sollte sich unsere These bestätigen, dann hätte dies erhebliche Konsequenzen für die Vindonissa-Forschung: Gehört das mächtige Westtor mit seinen polygonalen Seitentürmen, wie schon früher vermutet, gar nicht zum ursprünglichen Baukonzept des Legionslagers? Handelt es sich möglicherweise um ein «Stadttor», errichtet über den abgerissenen Grundmauern des Westtors des Legionslagers?

Andererseits kann das typologisch sehr ähnliche Osttor von Aventicum wohl nicht mehr als Beleg für eine Spätdatierung des «baugleichen» Westtors von Vindonissa in das 2. oder 3. Jh. n. Chr. dienen, wie dies in der älteren Forschung angenommen wurde; aktuelle Dendrodaten aus Avenches belegen nämlich, dass die dortige Stadtmauer (und damit wohl auch die Tore) bereits unter Kaiser Vespasian errichtet wurde.

Probenentnahmen: Erdproben; Mörtelproben (für C14-Datierung).
Datierung: archäologisch. 1. Jh. n. Chr.; 14.-20. Jh.
K A A G, J. Trumm.