LK 1212, 2700 120/1 175623 und 2700 181/1 175 476. Höhe 2397 m und 2340 m. Datum der Fundmeldung: August 2022.

Neue Fundstelle. Geplante Prospektion. Sonstiges.

Vom 22.8. bis 2.9.2022 wurde in der Oberen Surselva (Gemeinde Tujetsch) eine Prospektion durchgeführt. Anlass dafür war die vor einigen Jahren entdeckte mesolithische Abbaustelle für Bergkristall im Bereich der Fuorcla da Strem sut, im Grenzgebiet zwischen den Kantonen Uri und Graubünden. Im Spätsommer 2022 wurden das Val Maighels sowie der Westhang des Val Strems, der Osthang des Val Milà, das Chrüzlipassgebiet und die Alp Caschlè untersucht. Etwa 50 m oberhalb des Chrüzlipasses konnten in einem Abri-sous-bloc Holzkohleproben und botanische Reste aus einer 25 cm tiefen Kellensondage geborgen werden. Eine Holzkohle datiert in die frühe Bronzezeit. Die wohl von der Decke abgebrochenen Steinplatten auf dem Boden bedecken einen grossen Teil des verfügbaren Raums unter dem ca. 80 cm hohen Unterstand und verdecken so weitere möglicherweise vorhandene archäologische Spuren. Die kleine Sondierung erlaubte es nicht, zu eruieren, ob die Platten bewusst verlegt wurden. Zwei weitere Sondierungen ausserhalb des Felsunterstands waren fundleer.

Südlich eines Abri-sous-bloc auf der Passhöhe des Chrüzlipasses (2340 m), fanden sich in einer 30x60 cm grossen Sondierung zwei unterschiedliche holzkohlehaltige Schichten. Eine Holzkohleprobe aus der unteren Schicht datiert ins Mittelalter. Am Westende des Felsblocks befindet sich eine 250x300 cm grosse, aus sieben Lagen bestehende Trockenmauerstruktur. In der Nähe und unter dem Block hat es weitere, undatierte Trockenmauerreste.

Bisher waren in der Oberen Surselva westlich von Disentis/Mustèr keine urgeschichtlichen Fundstellen bekannt. Mittelalterliche Funde fehlten abseits des Talbodens ebenfalls. Der Chrüzlipass ist aber bekannt als regional wichtiger Übergang zwischen der Surselva und dem Reusstal um Silenen-Amsteg UR. Spuren im Gelände belegen zudem rege militärische Aktivitäten v.a. im 20. Jh. Die neuen Datierungen deuten auf eine Begehung des Passes sowohl in der Bronzezeit wie im Mittelalter.

Archäologische Funde: Bergkristallsplitter.

Probenentnahmen: Holzkohle, botanische Reste.

Datierung: archäologisch; C14. Frühbronzezeit; Hochmittelalter. C14. BE-20046.1.1., 3384 ± 26 BP, 1745-1550 BC cal 2 sigma; BE-20047.1.1., 829 ± 24 BP, 1168-1267 AD cal 2 sigma.

AD GR, M. Cornelissen.