LK 1072, 2707415/1261430. Höhe 510 m
Datum der Grabung: 25.11.2013 - 30.6.2015.
Neue Fundstelle
Bibliografie zur Fundstelle: R. Windler, Das Gräberfeld von Elgg und die Besiedlung der Nordostschweiz im 5.-7. Jh. Monogr Kantonsarchäologie Zürich 13. Zürich/Egg 1994; JbAS 99, 2015, 236.
Ungeplante Notgrabung (Neubau von neun Mehrfamilienhäusern und einer Tiefgarage). Grösse der Grabung 9000 m².
Siedlung.

Die in der Ebene des Eulachtals und in rund 500 m Luftlinie vom frühmittelalterlichen Gräberfeld Ettenbühl entfernt liegende Grabung, bei der u.a. Befunde einer mittelalterlichen Siedlung freigelegt wurden, konnte Ende Juni 2015 nach 19 Monaten beendet werden. Die C14-Daten schlossen den anfänglich vermuteten Hiatus in der Besiedlung. Es ist heute davon auszugehen, dass die an der Eulach liegende Siedlung vom 5. bis zum 13. Jh. durchgehend bestand, woraus eine hohe Dichte an Befunden resultiert. Insgesamt wurden 95 Grubenhäuser dokumentiert, deren Ausrichtung grösstenteils auf zwei Kieswege Bezug nahm, die das Siedlungsareal in Ost-West-Richtung durchschnitten. Ein Teil der rund 2000 dokumentierten Pfostengruben dürfte zu unterschiedlich grossen Pfostenbauten gehören, die sich in ihrer Ausrichtung ebenfalls an den Wegen orientierten. Zur mittelalterlichen Siedlung zählten des Weiteren sechs Öfen, drei ebenfalls Ost-West-ausgerichtete Gräbchen sowie eine kreisrunde, 3 m tiefe Grube mit einem Durchmesser von 5 m, deren Funktion noch unklar ist. Die Grenze der mittelalterlichen Siedlung liess sich innerhalb der Grabungsfläche nicht fassen.
Als herausragender Einzelfund ist eine Bronzenadel mit stilisiertem Adlerkopf zu nennen, welche die Runeninschrift «DOMO» trägt (Abb. 38). Sie wurde aus der Verfüllung eines Grubenhauses des 7. Jh. geborgen.
Wiederum dokumentierten wir mehrere Brandgruben und grosse unförmige, in das feinteilige Überflutungssediment der Eulach eingetiefte Gruben aus der späten Bronzezeit. Letztere sind aufgrund ihrer Lage und Form als Materialentnahmegruben zu deuten. Sie wurden sekundär teilweise als Abfallgruben genutzt.
Erwähnenswert ist das Randfragment eines Glockenbechers (Abb. 3), das in der Verfüllung eines frühmittelalterlichen Grubenhauses lag. Aus dem fast auf der gesamten Grabungsfläche vorhandenen, durch drei C14-Daten in die 2. H. 5. Jtsd. v. Chr. datierten Nutzungshorizont wurden neben nicht näher bestimmbarer Keramik mehrere Wandfragmente eines Bauchknickgefässes geborgen, das sich aufgrund von Form und Dekor mit Bechern des Typs Borscht vergleichen lässt.

Archäologische Funde: Gefässkeramik, Ofenkeramik, Baukeramik, Lavez, Glas, Eisen, Bronze.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbestimmt.
Probenentnahmen: Holzkohle für C14; Schlämmproben für Archäobotanik und -zoologie; Sedimentproben und mikromorphologische Profilkolonnen für Geoarchäologie.
Datierung: archäologisch; naturwissenschaftlich (C14). Jungneolithikum; Endneolithikum; Spätbronzezeit; Früh- bis Spätmittelalter. KA ZH, Ch. Hartmann und A. Wicki; M.H. Graf, Schweizerisches Idiotikon.