LK 1233, 2713 156/1 161 573. Höhe 2627 m.
Datum der Fundmeldung: 1.11.2019.
Neue Fundstelle.
Zufallsfund ohne Ausgrabung.
Am 8. September 1973 entdeckte Toni Venzin aus Curaglia GR im Bereich des Passes d'Uffiern ein gut erhaltenes Eisenschwert – Datum und Fundort sind durch einen Tagebucheintrag («ina spada veglia») des Finders überliefert. Der Pass d'Uffiern (2627 m Höhe) verbindet als alpiner Übergang die Val Medel, Val Cristallina bzw. Val Uffiern (Kanton Graubünden) mit dem Val Camadra und weiter nach Süden mit dem Valle di Blenio (Kanton Tessin). Das Schwert lag offen auf dem Boden, weitere Funde oder Befunde wurden nicht beobachtet. Im Herbst 2019 meldete der Sohn des Finders, Gabriel Venzin-Marty aus Curaglia GR, den Altfund dem Archäologischen Dienst Graubünden.
Im Jahr 2022 erfolgten eine genauere Untersuchung des Objektes sowie eine Begehung des Fundgebietes. Morphologisch entspricht die Waffe (Länge 827 mm) einem Typ XII nach Oakeshott mit breiter Klinge und klar definierter Hohlkehle. Die Kürze der Waffe und die Tatsache, dass die Hohlkehle bis zum Ort reicht, machen das Schwert zu einer Sondervariante, die ins 13. Jh. zu datieren ist. Die Waffe weist flächig Spuren von Lochfrass auf, der die Oberfläche gleichmässig, aber nicht sehr tief in Mitleidenschaft gezogen hat. Insgesamt ist das Schwert trotz oder wegen der Lagerung im Hochgebirge sehr gut erhalten. Auf beiden Seiten der Klinge ist 115 mm unterhalb der Parierstange je ein zierliches gleicharmiges Kreuz als Schmiedemarke angebracht. Auf beiden Seiten des Knaufs finden sich auf den Innenflächen mit einem gelblichen Buntmetall (Messing?) eintauschierte Arbeiten, deren Einlagen zum größten Teil ausgebrochen sind. Man erkennt den Buchstaben «A» sowie die Variante des Krucken kreuzes mit angeschrägten Fortsätzen an den Armen (sog. croix fourchée).
Das Schwert vom Pass d'Uffiern ist aufgrund seiner Besonderheiten nicht leicht einzuordnen. Auffällig ist zunächst seine geringe Grösse von nur 827 mm, d.h. 200 mm kürzer als die gängigen Schwerter dieser Zeit. Es weist allerdings keinerlei Spuren einer Kürzung auf, ganz im Gegenteil verlaufen die Schneiden elegant zu einem spitzen Ort. Auch die klar definierte Hohlkehle, die kurz vor dem Ort ausläuft, vervollständigt den Eindruck der harmonischen Proportion. Das Gefäss besitzt die Grösse eines normal langen Schwertes, weshalb nicht von einem Kinder- oder Jugendschwert auszugehen ist. Der Knauf ist sorgfältig zu seiner Tropfenform geschliffen und das Vernietknäufchen dementsprechend elegant in die Konturen eingearbeitet. Die Einlegearbeiten weisen einige Ungenauigkeiten auf, sind allerdings sehr exakt ausgeführt. Die Form des «A» mit den kurzen Serifen an den «Beinen» und am «Dach» ist bereits bei Schwertern aus dem 12. Jh. zu erkennen. Möglicherweise handelt es sich beim «A» um die Initiale des Besitzers. Die Tauschierarbeiten am Knauf sind als dekorative Elemente zu sehen und nicht als Herstellermarke des Schmiedes. Diese finden sich als unscheinbare Kreuzmarken auf der Klinge, 115 mm unterhalb des Kreuzes. Die beiden Kreuze sind sehr flach und aufgrund der Korrosion nur partiell erhalten.
Abschliessend lässt sich festhalten, dass es sich beim Schwert vom Pass d'Uffiern um ein aussergewöhnlich kurzes Schwert handelt, das sehr hochwertig gearbeitet ist und harmonisch konstruiert wurde. Die Waffe gehörte wohl einem vermögenden und selbstbewussten Adeligen des 13. Jh. Die Umstände der «Deponierung» am hochalpinen Pass bleiben hingegen unklar.
Archäologische Funde: Schwert.
Datierung: typologisch. Mittelalter, 13. Jh
AD GR, F. Messner und Th. Reitmaier
Medel GR, Pass d'Uffiern
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Détail de la chronique
Commune
Medel (Lucmagn)
Canton
GR
Lieu-dit
Pass d'Uffiern
Coordonnées
E 2713156, N 1161573
Altitude
2627 m
Numéro de site cantonal
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Numéro d'intervention cantonal
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Nouveau site
Oui
Prélèvements
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Analyses
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Institution
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Date de la découverte
01 novembre 2019
Surface (m2)
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Date de début
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Date de fin
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Méthode de datation
stratigraphique/typologique
Auteur.e
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Année de publication
2023
Époques
Moyen Âge
Type de site
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Type d'intervention
découverte fortuite
Mobilier archéologique
métal (armement)
Os
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Matériel botanique
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