LK 1088, 2623 472/1 253 794. Höhe 533 m.
Datum der Grabung: September 2021, Untersuchung und Freilegung im Labor Januar - März 2022
Datum der Fundmeldung: 6.9.2021
Neue Fundstelle.
Bibliografie zur Fundstelle: Ackermann, R.C./Fischer, A./Gebhard, N. et al. (2022) Jackpot - Ein Topf voller spätrömischer Münzen bei Bubendorf. as. 45, 3, 30-33.
Prospektion
Hort

Am 6. September 2021 führte der ehrenamtliche Mitarbeiter Daniel Lüdin unweit von Schloss Wildenstein im Gebiet Weid eine Prospektion durch. Dabei entdeckte er einen Hort mit 1290 spätrömischen Münzen in einem Topf. Das Ensemble wurde in der Folge durch die Archäologie Baselland freigelegt und im Block geborgen (Abb. 34). Eine Nachsondierung des Areals ergab keine weiteren Funde mehr. Das Ensemble wurde zuerst einer Computertomografie unterzogen. Sie ließ erkennen, dass sich "Schüttel-Rollen" gebildet hatten - eigentliche Stapel von Geldstücken, die beim Transport des Behälters auf natürliche Weise entstanden waren. Überraschend war, dass die Münzen unterteilt waren und zwar durch ein fünf Millimeter dickes (Rinds-)Lederstück mit zugeschnittenen Kanten (kein Geldbeutel). Die beiden Teile zeigen in ihrer Zusammensetzung jedoch nach derzeitigem Forschungsstand keine Unterschiede. Sämtliche 1290 Münzen wurden in der Regierungszeit Kaiser Constantins des Grossen (306-337 n. Chr.) geprägt, die jüngsten 332-335 n. Chr. Bisher konnten wir kein Exemplar finden, das zum wahrscheinlichen Verbergungszeitpunkt älter als etwa 15 Jahre war, was für eine Sammlung in kurzer Zeit spricht.
Die Münzen aus einer Kupferlegierung mit ganz geringem Silberanteil waren Kleingeld mit bescheidener Kaufkraft. Der Wert der Summe dürfte etwa einem Goldsolidus von 4,5 g entsprochen haben. Das gewählte Behältnis entspricht einem in der ersten Hälfte des 4. Jh. n. Chr. geläufigen Typ. Russspuren im Bodenbereich zufolge war es vor seinem Einsatz als "Sparhafen" als Kochtopf in Gebrauch. Der reduzierend grau gebrannte Ton mit einer groben Magerung entspricht einer Frühform der "rauwandigen Drehscheibenware", die bis ins Frühmittelalter das Kochgeschirr der Region dominierte.
In der ersten Hälfte des 4. Jh. n. Chr. war die Besiedlung der Landschaft deutlich reduziert und konzentrierte sich auf befestigte Plätze wie Kaiseraugst und Basel, grössere Gutshöfe sowie entlang der wichtigsten Verkehrsachsen wie dem Oberen Hauenstein, der das Rheintal mit dem Mittelland und der Westschweiz verband. Entlang dieses Verkehrsweges zeigt sich eine Siedlungskontinuität bis ins 4. Jh. n. Chr. zum Beispiel bei der Tempelanlage oberhalb des Gutshofs Fieleten beim Bad Bubendorf.
Die neue Fundstelle liegt auf einer Hochebene auf rund 530 m zwischen dem Reigoldswiler- und dem Waldenburgertal. Es ist denkbar, dass der Münzhort in irgendeiner Form mit der Transitroute im Tal zusammenhängt. Andererseits könnte die Lage ziemlich exakt zwischen drei bekannten Gutshöfen (im Norden die Villa Fieleten, im Südosten die Villa Hinterbohl in Hölstein und im Westen die Villa Steinenbüel in Ziefen) und just an einer heutigen Gemeindegrenze für eine Art Grenzmarkierung/-heiligtum sprechen. Hortfunde sind in der unsicheren Zeit des 4. Jh. n. Chr. nicht selten. Die instabile gesellschaftliche und politische Lage führte dazu, dass Leute ihre Barschaft vermehrt versteckten bzw. dem Schutz einer höheren Macht übergaben. Mit seinem Vergrabungszeitpunkt in den 330er-Jahren ist der Fund von Bubendorf aber ein Einzelfall: Im ganzen römischen Reich sind bisher kaum vergleichbare Horte aus exakt derselben Zeit bekannt. Diese Münzen gehören nicht zu einem der bekannten Schatzfundhorizonte und die Verbergung kann nicht mit konkreten historischen oder ökonomischen Ereignissen verbunden werden. Vielmehr wurde der Hort aus uns unbekannten individuellen Gründen vergraben und - mit oder ohne Absicht - nicht wieder gehoben.

Archäologische Funde: Münzen, Keramik.
Datierung: numismatisch; archäologisch. Römische Zeit, um 335 n. Chr.
Archäologie Baselland, A. Fischer; Inventar der Fundmünzen Schweiz, M. Peter