LK 1069, 646 175/258 443. Höhe 412 m. Datum der Grabung: 27.5.-9.7. und 3.-28.9.2010. Neue Fundstelle. Ungeplante Notgrabung (Wohnüberbauung). Größe der Grabung 320 m²; Größe der baubegleitenden Maßnahmen 240 m². Siedlung.
Eine neue frühmittelalterliche sowie mittel- bzw. spätbronzezeitliche Siedlungsstelle wurde anlässlich der laufenden Prospektionsarbeit im Fricktal vom Grabungstechniker D. Wälchli entdeckt. Die Fundstelle, ein unbebautes Hinterhofareal, befindet sich in Hangfusslage auf einer flachen, siedlungsgeeigneten Terrasse oberhalb des Staffeleggbaches. Die archäologischen Untersuchungen fanden zunächst baubegleitend statt. Vor Beginn der zweiten Bautranche wurde die restliche Fläche ausgegraben und dabei neben den erwähnten Resten auch jungsteinzeitliche, römische und spätmittelalterliche Spuren festgestellt (Abb. 30).
Die frühmittelalterlichen Siedlungsreste zeichneten sich in einer stark verwitterten Kulturschicht ab. Es wurden ein vollständiger Pfostenbau und die Nordostecke eines zweiten erfasst. Von den beiden ebenerdigen und NW-SO orientierten Bauten haben sich mehrheitlich die Pfostengruben ( Dm .80 cm) und alle Pfostenlöcher (Dm. 30 bzw. 50 cm) erhalten. Das vollständige Gebäude ist 9 × 14 m groß und dreischiffig. Das zweischiffige "Innenhaus" besitzt paarweise angeordnete Seitenpfosten und in der Firstachse eine nicht durchgehende Stützenreihe mit drei Pfosten. Ihre Anordnung lässt auf Gebindebauweise schließen. Zu der im Süden in der Firstachse leicht eingetieften Feuerstelle dürfte ein weiterer aus der Achse verschobener Pfosten gehört haben.
Lediglich die Ostseite des Baus wurde mit einem etwa 2 m breiten Seitenschiff ausgestattet, dessen Pfosten leicht versetzt zu den "Innenhauspfosten" eingetieft wurden. Unregelmäßige Pfostenreihen im Süden und im Westen deuten wir als Stützen für ein vorkragendes Dach. Eine solche Reihe fehlt im Norden komplett, ein Umgang kann ausgeschlossen werden. Eine ähnliche Bauweise, jedoch mit größeren Dimensionen und Umgang, weisen zwei Gebäude der frühmittelalterlichen Siedlung des späten 6./7.Jh. n. Chr. im nahegelegenen Gipf-Oberfrick auf.
Vermutlich als Entsorgungsplatz diente eine flache Mulde an der Südostecke des Baus, die mit Steinen und Siedlungsabfällen verfüllt war. Vom angeschnittenen und gleich orientierten Nachbarbau im Südwesten wurde ein Teilstück des 2 m breiten Seitenschiffes erfasst. Die geborgene Keramik (sandige oder rauwandige Drehscheibenware, überdrehte Ware) erlaubt eine Datierung der Besiedlung in den Zeitraum zwischen dem späten 6. und dem frühen 7.Jh. n. Chr. Wenige Keramikfragmente gehören dem 4.-6.Jh. n. Chr. an. Reichlich Holzkohle in den Pfostenlöcherverfüllungen deuten auf einer Zerstörung der erfassten Gebäude durch Brand hin.
Von der am Rande tangierten bronzezeitlichen Siedlung wurde ein NO-SW orientierter Pfostenbau partiell erfasst. Mehrere parallele Pfostennegative ( Dm. 30 cm) deuten auf einen drei- oder vierschiffigen, rechteckigen Grundriss (mindestens 42 m²) hin. Zwei flache, rechteckige Gruben, sogenannte polynesische Öfen, wurden nahe am Pfostenbau erfasst. Die östliche wird von zwei asymmetrischen Pfosten flankiert, deren Zugehörigkeit zur Grube nicht klar ist. Möglicherweise als befestigter Werkplatz diente ein mit reichlich Hitzesteinen, Keramik und Knochen durchsetzter Platz im Südwesten der Grabung. Die Strukturen zeichneten sich in einer 20 cm mächtigen und fundreichen Kulturschicht ab. Das erfasste Keramikspektrum (Grobkeramik, dickwandig, partiell mit Fingertupfen verziert; Feinkeramik mit Ritzverzierung) ist typologisch von der Mittelbronzezeit bis Anfang der Spätbronzezeit (BzC-Beginn BzD) zu datieren.
Archäologische Funde: Frühmittelalter: Keramik; verziertes Beinkammetui; Leistenziegel; Lavez; Eisen; Eisenschlacke. - Bronzezeit: Bronzenadel?; Hitzesteine; Hüttenlehm. Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet. Probenentnahmen: C14; Makroproben. Datierung: archäologisch. BzC-Beginn BzD; um 600 n. Chr. KA AG L. Galioto, Ch. Maise und D. Wälchli.
Herznach AG, Unterdorf
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Détail de la chronique
Commune
Herznach-Ueken
Canton
AG
Lieu-dit
Unterdorf
Coordonnées
E 2646175, N 1258443
Altitude
412 m
Numéro de site cantonal
--
Numéro d'intervention cantonal
--
Nouveau site
Oui
Prélèvements
restes botaniques
Analyses
14C
Institution
--
Date de la découverte
--
Surface (m2)
320 m2
Date de début
27 mai 2010
Date de fin
28 septembre 2010
Méthode de datation
14C, archéologique
Auteur.e
--
Année de publication
2011
Époques
Moyen Âge, Âge du Bronze
Type de site
habitat
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
céramique, matériel organique (parure), pierre, métal
Os
ossement d'animaux isolés
Matériel botanique
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