LK 1093, 723 660/250 560. Höhe 573 m.
Datum der Grabung: 27.-30.8. und 22.10.-7.12.2001.
Neue Fundstelle.
Bibliographie zur Fundstelle: Pol. Gemeinde Lütisburg (Hrsg.), Lütisburger Buch. Bazenheid 1990.
Geplante Notgrabung (Renovation von Kirche und Oelbergkapelle). Grösse der Grabung ca. 170 m². Kirche mit Friedhof.

Wegen der Erneuerung des Kapellenbodens und der Neugestaltung des Chorbereichs der Kirche waren archäologische Massnahmen nötig, welche aufgrund vorgängiger Sondierungen genauer abschätzbar waren. Kirche und Kapelle sind Nord-Südausgerichtete Neubauten von 1810/11, welche an den spätmittelalterlichen Turm anschliessen. Über den Standort der alten Kirche und ihr Alter (erste schriftliche Erwähnung 1214) war bislang nichts bekannt. Die Dendrodatierung (Dendrolabor Zürich) des mit Tuffsteinen verblendeten Turmes ergab drei Bauphasen von 1433 (bis 2. OG), 1435 (3. OG) und 1437 (4. OG). Im Innern der Kapelle wurden die Reste der Chorpartien der Vorgängerkirchen entdeckt.
Als erste Phase lässt sich eine 9.5 m breite Kirche nachweisen, über deren Chorgestaltung nichts bekannt ist. In einer zweiten Phase wurde ein im Licht 4.7 × 4.3 m messender, rechteckiger Chor mit zentralem Fenster gegen Osten angebaut. Das Niveau dieser Kirche lag 2 .5 m unter dem aktuellen Gehniveau der Kapelle. In einer dritten Phase wurde der Chor innen mit einer Mauer verstärkt, wobei das bestehende Fenster offen gehalten wurde (Lichtmasse Chor 3.2 × 2.7 m, Breite Eingang 1.1 m). Später vermauerte man Fenster und Zugang und füllte den Chor um ca. 2 m auf. Am Altarsockel dieser Phase lassen sich verschiedene Reparaturen fassen. Mit dem Bau des Turmes 1433 an Stelle der Chornordmauer wurde die Mauerverstärkung abgebrochen und später der Chor um 1.7 m nach Süden erweitert. Die Bodenniveaus dieser Phasen, welche etwa der heutigen Kapellenbodenhöhe entsprachen, fielen alle dem Bau von 1810/11 zum Opfer.
Im Westen der Kapelle wurde in einem Schnitt die alte Schiffsnordmauer festgestellt. Am Turm (Westseite) ist noch der alte Zugang ins 1. Geschoss sowie die ehemalige Schiffshöhe abzulesen.
Im Chor der Kirche waren nur wenige Bestattungen nachzuweisen, da bei den Bauarbeiten von 1810/11 das Niveau bis fast auf den gewachsenen Boden abgetieft wurde.

Anthropologisches Material: 14 Bestattungen.
Probenentnahmen: Dendroproben am Turm, Mörtelproben.
Sonstiges: wenig Keramik und Baukeramik, bemalter Putz.
Datierung: dendrochronologisch, historisch und typologisch. Mindestens ab 12. Jh.
IGA Zürich, H. Obrist; KA SG, M.P. Schindler.