LK1166, 601 100/199 750. Höhe 530 m.

Datum der Grabung/Bauuntersuchung: 1992-1995 (mit Unterbrüchen).

Bibliographie zur Fundstelle: D. Gutscher, Die archäologischen Untersuchungen. In: Bern, Staatskanzlei Um- und Ausbau, hrsg. Hochbauamt des Kantons Bern, Bern 1995, 19-24.

Geplante Rettungsgrabung (Unterkellerung). Größe der Grabung ca. 200 m².

Siedlung. Versorgungseinrichtung.


Die archäologischen Untersuchungen erbrachten als ältesten Bestand mit Brandschutt verfüllte Gruben des 13. Jh. Sie belegen, dass die nördliche Zeile der Postgasse als geschlossene Gruppe von Holzbauten erst im 14. Jh. bestand; sie „versteinerte“ nach dem Stadtbrand von 1405.

Wichtigstes Ergebnis ist die Wiederentdeckung des Lenbrunnens als Zisternenturm, dendrodatiert um 1250. Schon bei der Bauaufnahme fielen aareseitig massive Mauern eines turmartigen Bauteils auf. Die Lage dieses „Turms“ unterhalb der Hangkante am Aareabhang sowie seine Bauweise belegen, dass es sich nicht um einen Wehrturm handeln konnte. Da die Untersuchungen anstelle der Nr. 68 zwei mittelalterliche Häuser erbrachten, konnte ein alter Widerspruch aufgelöst werden. Die archäologischen Ergebnisse entsprechen genau der ältesten Ansicht Berns von Norden von Rudolf Manuel (1549).

Von besonderer Bedeutung sind die Auszeichnungen der kirchlichen und öffentlichen Bauten. In unserem Gebiet sind dies die Antoniuskirche, der „Turm“ hinten an Haus 68b, die Staatskanzlei und das Rathaus. Die Schriftquellen erwähnen, dass das Haus Nr. 68b hinten an den Lenbrunnen stosse. Die geologischen Befunde einer wasserführenden Schicht bestätigen die archäologischen Beobachtungen. Schrift-, Bild- und Sachquellen ergänzen sich widerspruchsfrei. Mit dem Lenbrunnen konnte zugleich das älteste profane Bauwerk Berns wiedergewonnen werden.

Der Reservoirturm (Abb. 30) erhebt sich über einem Grundriss von 7 × 7 m und ist im heutigen Baubestand noch gute sieben Meter hoch erhalten. Den einst dreigeschossigen Bau betrat man durch ein Rundbogenportal im Mittelgeschoss. Im Innern lag auf dieser Höhe ein Bretterboden. Im Untergeschoss befand sich - in die wasserführende Kiesschicht eingetieft - die Brunnenkammer, das Obergeschoss darf als Wächterstube rekonstruiert werden. Die baulichen Befunde legen nahe, dass das Fassungsvermögen um 20000 Liter erreichte. Durch das nach dem Stadtbrand von 1405 üblich gewordene Eingraben vieler Keller in der Umgebung versickerte das Wasser allmählich in tiefere Schichten - der Lenbrunnen wurde aufgegeben. Die Baute ist als archäologische Stätte museal konserviert worden.


Archäologische Kleinfunde: üblicher Siedlungsabraum.

Probenentnahmen: Erdproben.

Datierung: archäologisch, dendrochronologisch und archivalisch. 13.-16. Jh.

A D B, D. Gutscher