LK 1031, 2678240/1289275. Höhe 490 m.
Datum der Grabung: 8.-13.1., 20.-23.1. und 5./6.8.2015.
Neue Fundstelle.
Ungeplante Notgrabung (Einfamilienhausbau).
Grösse der Grabung 40 m².
Grab.

Obschon die Parzelle nicht in einer archäologischen Schutzzone liegt, wurden die Bauarbeiten für ein Einfamilienhaus an Schleitheims Nordhang von der KA SH begleitet. Anlass dazu waren die topografische Situation mit einem auffälligen Hügel, der Hinweis des Ortshistorikers Willi Bächtold auf die ehemals hier verlaufende Hostizgrenze sowie Altfunde von Keramik und Silices aus der näheren Umgebung. Völlig überraschend kam ein frühmittelalterliches Grab zum Vorschein, wohingegen im Rest der Fläche unter dem nur wenige Zentimeter mächtigen Humus nur der nackte Kalkfels aufgedeckt wurde.

Die rechteckige, West-Ost ausgerichtete Grabgrube (100×240 cm) ist bis zu 40 cm in den Felsen eingetieft. Bedingt durch die Hanglage kamen am Kopfende im Westen die Schädelknochen unmittelbar unter dem Humus zum Vorschein, während das Fussende durch die Grabverfüllung besser geschützt war. Schon während der Freilegung war klar, dass die Bestattung mindestens zwei Individuen enthielt. In einer oberen Zone lagen die Skelettteile in wildem Durcheinander. Einzig der Schädel befand sich anscheinend noch in situ. Nach Abtrag dieser stark gestörten und beigabenlosen Bestattung stiess man darunter auf ein von den Oberschenkeln abwärts ungestörtes zweites Skelett (Abb. 49). Hand- und sämtliche Beinknochen waren noch in anatomisch korrekter Lage, wohingegen im Bereich des Oberkörpers die verschobene Wirbelsäule Beleg für einen Eingriff nicht lange nach der Grablege ist. Ein Feuerschlagsilex im Brustbereich ist der einzige Hinweis auf eine Tasche mit Inhalt; die zu erwartende Gürtelschnalle fehlt. Unangetastet blieben ein Langsax mit Beimesser und ein Reitersporn mit Schnalle und Riemenzunge am linken Fuss. Die Waffe mit einer Klingenlänge von 55 cm und einer -breite von 4 cm datiert die Grablege des 17-25 Jahre alten Individuums ins 7. Jh.

Erst die anthropologische Untersuchung aller Skelettteile ergab, dass in der untersuchten Grabgrube neben dem Schwertträger drei weitere Individuen beigesetzt worden waren. Die Skelette eines Mannes von 33-45 Jahren, eines Juvenilen von 8-11 Jahren und eines nicht näher bestimmbaren erwachsenen Individuums lagen nur unvollständig vor.

Der Grabfund vom Bolstiig war insofern eine Überraschung, als bisher davon ausgegangen wurde, dass sämtliche frühmittelalterlichen Einwohner Schleitheims im grossen Gräberfeld von Schleitheim-Hebsack beigesetzt worden seien. Dieses liegt exakt gegenüber der neuen Fundstelle auf der anderen Talseite. Während sich dort auch die grosse frühmittelalterliche Siedlung Schleitheim Brühl befindet, lagen bisher vom Nordhang nur Einzelfunde aus dem 6./7. Jh. vor. Das Reitergrab dürfte daher zu einem Separatfriedhof eines Gehöftes gehört haben. Es muss davon ausgegangen werden, dass hier einst weitere Gräber bestanden hatten. Während der Ausgrabung brachte eine ehemalige Anwohnerin menschliche Knochen zweier Individuen, die ihr Sohn vor etwa 20 Jahren auf der Suche nach Dinosauriern gefunden hatte. Nachuntersuchungen im Juni 2015 schliesslich ergaben eine zweite, leergeräumte Grabgrube. Alte Karten zeigen einen Sporn, von dem aber nach dem Bau eines Bauernhauses und einer zeitweisen Nutzung als Steinbruch lediglich der nun untersuchte Hügel übrig geblieben ist. Vom zu vermutenden Separatfriedhof ist somit heute nichts mehr vorhanden.

Archäologische Funde: Gefäss- und Baukeramik (Neuzeit), Langsax, Messer, Reitersporn mit Garnitur (Frühmittelalter).
Anthropologisches Material: Skelettreste von insgesamt 6 Individuen.
Datierung: archäologisch. 7. Jh.
KA SH, K. Schäppi.