LK 1072, 697 160/261 764. Höhe 442 m.
Datum der Grabung: 25.5.2004-28.7.2004 (mit Unterbrüchen).
Neue Fundstelle.
Geplante Notgrabung/Bauuntersuchung (Renovation). Größe der Grabung ca. 4 m².
Siedlung.

Im Zuge der Renovation der nur teilweise unterkellerten Liegenschaft wurde eine kleine Fläche im Bereich des künftigen Lifts untersucht. Zudem erfolgte eine Bauuntersuchung im Keller und an wenigen Stellen an der Brandmauer. Diese Bauelemente wurden 1817 beim Errichten des heutigen Hauses übernommen.

In der Grabungsfläche, die sich im rückseitigen Teil der Liegenschaft, etwa in der Mitte zwischen Stadtkirche und Marktgasse befand, lag gut 1 m ungestörtes, archäologisch relevantes Material. Darin sind sieben verschiedene Bauphasen zu unterscheiden.

Ältester Befund war eine in den geologischen Boden eingetiefte Brandgrube, die gemäß einer C14-Probe in der Spätbronzezeit (1380-1010 v. Chr.) entstanden war. Ein darüber liegender Schwellbalken/Pfostenbau datiert nach Ausweis von C14-Proben erst in die hochmittelalterliche Zeit (11./12. Jh.). Darin wurden mehrere große römische Geschirr- und Baukeramikfragmente gefunden, was für die Altstadt von Winterthur eher selten ist. Ein weiterer, jüngerer Befund war ein Bauplatz zur Sandsteinbearbeitung, der nach seiner Aufgabe mit Kies zu einem Platz oder Weg ausplaniert wurde. Bemerkenswert ist, dass alle Befunde – vom ältesten Holzhaus bis zum Kiesplatz oder Weg – eine Ausrichtung aufweisen, die schräg zur heutigen Baulinie und den Gassenfluchten liegt. Erst mit der Errichtung des Nachbargebäudes im 13. Jh. wurde die alte Orientierung aufgegeben, und die späteren Bauten lehnten sich an die neue Ausrichtung an.

Als älteste Bauphase im aufgehenden Gebäude lässt sich im Keller ein Kernbau nachweisen, dessen Fundamente – für die Winterthurer Altstadt einzigartig – die beträchtliche Stärke von 160 cm aufweisen. Das zum Teil im Kornährenverband gemauerte Fundament lässt sich zu einem leicht trapezförmigen Gebäude von 7.50 × 10 m Grundfläche rekonstruieren, welches an der Ecke Marktgasse/Untere Kirchgasse stand. Wie weit dieser Bau noch in der Brandmauer erhalten ist, konnte nicht untersucht werden. Weil eine erste dendrochronologisch auf das Jahr 1284 datierte Unterkellerung vorhanden ist, muss der Kernbau vor diesem Datum entstanden sein. Die erste Unterfangung bezieht sich noch auf den Kernbau, während die anschließende, wohl kurze Zeit später entstandene Brandmauer im Süden eine bossierte Ecke zur Nachbarliegenschaft bildete. In der Grabungsfläche fanden sich Reste eines Kiesplatzes oder Wegs, der in die Zeit des Kernbaus gehört. So ist zu vermuten, dass der zum Kernbau gehörende Wohntrakt aus Holz auf der heutigen Nachbarparzelle stand und in der Zeit um 1300 durch einen Steinbau ersetzt wurde. In der Neuzeit (dendrodatiert 1638) erfolgte eine Abtiefung/Erweiterung des Kellers.

Probenentnahmen: C14-Proben, Dendrochronologie.
Datierung: archäologisch; C14. Bronzezeit; 11.-18. Jh.
KA ZH, Ch. Muntwyler und R. Szostek.