LK 1070, 666 005/259 052. Höhe 352.5-360.5.
Datum der Ausgrabung: 14.4.-19.12.2008 und 2.3.-30.5.2009.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 92, 2009, 297f.; St. Wyss/D. Wälchli, Neues zu Aquae Helveticae: Das rechte Limmatufer. Badener Neujahrsblätter 85, 2009, 138-151.
Geplante Notgrabung (Neubau Wohn- und Gewerbehaus). Grösse der Grabung 2008/09 ca. 1300 m².
Siedlung. Gräber.
Ab März 2009 wurde die 2008 begonnene Ausgrabung fortgesetzt (JbAS 92, 2009, 297f.). Der Schwerpunkt der Untersuchungen lag auf der Ergänzung des Grundrisses der Hangbebauung aus dem 2./3. Jh. und der Freilegung der Strukturen des 1. Jh. n. Chr.
Die 2008 postulierte Datierung der finalen Brandzerstörung der Anlage um 280/300 n. Chr. hat sich durch den Fund von weiteren Trierer Spruchbechern weitestgehend bestätigt. Der im Frühjahr 2009 durchgeführte Rückbau der römischen Ruinen hat Aufschluss zu mehreren Umbauten der Anlage geliefert. Neu ist die Erkenntnis, dass einzelne Teile der Hangbebauung bereits Jahrzehnte vor dem letzten Grossbrand aufgelassen worden waren.
Mehrere Feuerstellen, teils aus wiederverwendeten Hypokaustsäulen in den lockeren Humus gesetzt, zeugen von einer marginalen Weiternutzung der Ruinen. Die Dauer dieser Siedlungsphase wird erst durch die Untersuchung des Fundmaterials zu ermitteln sein. Der archäologische Nachweis der von Tacitus überlieferten Zerstörung von Aquae Helveticae bot wiederholt Anlass für Diskussionen. In Ennetbaden wurden die entsprechenden Schichten feinstratigrafisch abgetragen. Neben der datierenden Keramik, welche einer Einordnung in das Vierkaiserjahr 69 n. Chr. nicht widerspricht, sind besonders die Änderungen beim Wiederaufbau auffällig. Hier zeichnet sich ein Wechsel in der Parzellierung, ebenso in der Bebauungsform, an. Die Grundrisse zeigen kleinzellige, ein- bis zweireihige Wohneinheiten. Viele der Räume verfügen über eine Feuerstelle, was an militärische Unterkünfte erinnert und nicht dem klassischen ländlichen Streifenhaus-Schema entspricht.
Im Südostbereich des Ausgrabungsareals haben sich die ältesten Holzstrukturen im Feuchtboden erhalten (Abb. 22). Die Voranalyse erster Schlämmproben durch das IPNA Basel hat zudem ein breites Spektrum von Nahrungsresten, darunter unverkohlte Olivenkerne, nachgewiesen. Die dendrochronologische Bestimmung mehrerer Hölzer gibt für die Errichtung der ältesten Bauten einen terminus post quem um 20/25 n. Chr.
Zwei frühmittelalterliche Bestattungen schliessen in Befund und Beigabensitte an die beiden im Jahr 2008 geborgenen Frauengräber der 2. H. 7. Jh. an.
Weiter wurde der im Bereich des Treppenabgangs im Jahr 2008 angegrabene spätmittelalterliche Keller ganz freigelegt. Die fundreiche Brandschicht auf der Sohle der Verfüllung lässt uns die Zerstörung des Gebäudes in die Zeit um 1500 einordnen.
Der neuzeitliche Friedhof um die barocke St. Michaelskapelle (1669) wurde 2009 vollständig dokumentiert und abgetragen. Insgesamt wurden rund 50 Skelette geborgen und anthropologisch voruntersucht. Da die Bestattungen teils stark gestört sind, ist eine definitive Individuenzahl zurzeit nicht festzulegen.
Anthropologisches Material: 4 Neonaten, 1 Säugling (röm.); 4 Individuen (MA); um 50 Individuen (neuzeitl.), davon 2 Neonaten.
Faunistisches Material: Tierknochen, darunter ein vollständiges Hundeskelett (Blockbergung), Mollusken, unverkohlte Pflanzen- und Speisereste.
Probenentnahmen: Schlämmproben; Sedimentproben; Holzkohle für Holzartenbestimmung und C14-Messung, Hölzer für dendrochronologische Bestimmung.
Datierung: archäologisch; dendrochronologisch. 1.-3. Jh.; Frühmittelalter; Neuzeit.
KA AG, St. Wyss und D. Wälchli.
Ennetbaden AG, Grendelstrasse
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Details of the chronicle
Municipality
Ennetbaden
Canton
AG
Location
Grendelstrasse
Coordinates
E 2666005, N 1259052
Elevation
352 m
Site reference number
--
Cantonal intervention number
--
New site
--
Sampling
wood/charcoal, archaeobiological sample, geoarchaeological sediment sample
analyses
14C, dendrochronology
Institution
--
Discovery date
--
Surface (m2)
1300 m2
Start date
14 April 2008
End date
30 May 2009
Dating method
14C, dendrochronological, archaeological
Author
--
Publication year
2010
Period
Roman Empire, Middle Ages, Early Modern period, Late Modern period
Site type
settlement, funerary (group of tombs, unspecified), funerary (tomb)
Type of intervention
excavation (rescue excavation)
Archaeological finds
--
bones
animal bones (dispersed), other
Botanical material
wood/charcoal
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