LK 1091, 683 370/247 350. Höhe 418 m.
Datum der Grabung: 10.7.-15.9.2006.
Bibliographie zur Fundstelle: D. Wild, Das Barfüsserkloster. In: B. Helbling/M. Bless-Grabher/I. Buhofer, Bettelorden, Bruderschaften und Beginen in Zürich. Stadtkultur und Seelenheil im Mittelalter, 45-68. Zürich 2002; G. Meier, Vom Franziskanerkloster in Zürich bis zum heutigen Obergericht: Die baugeschichtliche Entwicklung anhand archäologischer und kunsthistorischer Quellen. Unpubl. Lizentiatsarbeit Universität Zürich 2004.
Geplante Sondierung und Bauuntersuchung (Bauvorhaben). Grösse der Grabung 394 m².
Mittelalterliche Stadtbefestigung. Franziskanerkloster. Gräber. neuzeitliches Casino und Theater. Umbauten zum heutigen Obergericht.

Im Rahmen eines Umbau- und Neubauprojekts des Zürcher Obergerichts führte die Kantonsarchäologie Zürich im Jahr 2006 Sondierungen und eine Bauuntersuchung durch. Umfangreiche Untersuchungen sind für 2008 geplant. Das Zürcher Obergericht blickt auf eine lange Baugeschichte zurück, die von dem in der Mitte des 13. Jh. gegründeten Franziskanerkloster, der Umnutzung als Oberamt, dem Umbau in ein Casino und später in ein Theater bis zum heutigen Justizgebäude reicht.
Im Bereich der geplanten Tiefgarage wurde die jüngere Stadtmauer aus dem 13. Jh. in drei Sondierschnitten gefasst; sie lag direkt unter dem heutigen Belag. Zur Abklärung des Standorts des 1784 abgebrochenen Wolfturms wurde ein weiterer Sondierschnitt angelegt. Dabei wurde ein zugemauerter Ausbruch in der Stadtmauer festgestellt. Die beim Abbruch des Turms entstandene Lücke war durch ein Mauerwerk aus Sandsteinquadern geschlossen worden.
Die Flächensondierung im ehemaligen Weinlager der Staatskellerei lieferte Befunde zur Klosterkirche und zu dem 1832 eingebauten Theater. Von ersterer wurde das nördliche Chorfundament, das Fundament des Chorbogens sowie eines mutmasslichen Lettners dokumentiert. Vor dem Choreingang wurde zudem ein Grab nachgewiesen. Vom Theater zeugen eine Heizanlage und rechteckige Gruben, die wohl von der Bühnenunterkonstruktion stammen. Die Bauuntersuchung im Erdgeschoss des Hirschengraben 13 sowie im hinteren Teil des Schwurgerichtssaals (Nordostecke des Chors der Klosterkirche und anschliessende Räume) brachte neue Erkenntnisse zur Klosteranlage. So kam der östliche Abschluss des Chors der Klosterkirche aus dem 13. Jh. zum Vorschein. Daran schliesst die Sakristei an, deren Fundamente mit dem Chor im Verband stehen, während das aufgehende Mauerwerk an die Chormauer anstösst und offensichtlich in einer späteren Etappe derselben Bauphase errichtet wurde. Zusammen mit dem jüngeren, heute in Teilen noch erhaltenen Kreuzgang aus der Mitte des 14. Jh. wurde ein nördlich an die Sakristei angrenzender Saal errichtet. Er war mit dem östlichen Kreuzgangflügel über einen Durchgang verbunden, der zu beiden Seiten mit je zwei Masswerkfenstern flankiert war. Lage, Grösse und architektonische Ausgestaltung sprechen für die Interpretation als Kapitelsaal. Weitere Befunde zeugen von nachreformatorischen Umbauten.

Anthropologisches Material: Gräber.
Faunistisches Material: Tierknochen aus diversen Schichten.
Probenentnahmen: C14- und Dendroproben.
Datierung: archäologisch; historisch; dendrochronologisch. 13.-20. Jh.
KA ZH, A. Matter und R. Szostek.