LK 1073, 722 460/258 374. Höhe 572 m.
Datum der Dokumentation und Grabung: 9./10.2., 15.-17.5. und 19.6.-17.7.2006.
Neue Fundstelle.
Bibliographie zur Fundstelle: JbAS 89, 2006, 231; St. Galler Tagblatt, 25.7.2006; Wiler Nachrichten, 27.7.2006; Wiler Zeitung, 28.7.2006.
Geplante Notgrabung (Wohnbauprojekt). Grösse der Grabung ca. 70 m².
Siedlung.

Die Ende 2005 entdeckte Fundstelle liegt in einem ca. 30000 m² umfassenden Baugebiet am Hangfuß des Nieselbergs, im Übergang zur ebenen Niederterrasse oberhalb der Thur. Zum Zeitpunkt der Entdeckung war bereits rund die Hälfte des Areals durch den Aushub für Wohnblöcke zerstört. Einzig in der nordöstlichen Ecke der Baugrube waren Fundschichten erhalten. Daraus lässt sich ableiten, dass diese sich vor dem Aushub über mindestens 3000 m² nach Süden bis zur St. Gallerstrasse erstreckten. Dort fand Andreas Manser, Firma Ed. Vetter AG, beim Aushub für einen Kanalisationsgraben einen Kanellurenstein. Die maximale Ausdehnung der Fundschichten nach Westen war nicht mehr zu dokumentieren. Nach Auskunft von Gewährsleuten waren sie im westlichen Teil der Baugrube zu sehen. Das ohne archäologische Begleitung ausgehobene Fundareal könnte somit eine Ausdehnung von bis zu 20000 m² erreichen. Sondierungen zeigten, dass im nach Norden ansteigenden Gelände oberhalb des Hangfußes keine Fundschichten erhalten sind. Die Grabung erfasste die gesamte Ausdehnung der nur gerade auf 70 m² erhaltenen Kulturschicht entlang der nördlichen Baugrubekante. Nach Abschluss der Bauarbeiten verbleibt als letzter Rest ein schmaler Streifen Kulturschicht von ca. 50 × 2 m vorderhand ungefährdet in der östlichen Böschung. Wie Sondierungen zeigten, endet im östlich angrenzenden Bereich die Fundstreuung auf natürliche Weise, dort wo sie nicht durch Bautätigkeit schon vor Jahrzehnten zerstört worden ist.
Die spätbronzezeitliche Kulturschicht wurde von einem stellenweise bis zu 1,5 m mächtigen Kolluvium überdeckt. Daraus wurden als umgelagerte Funde ein mesolithischer Daumennagelkratzer und eine Lamelle aus Silex bzw. Ölquarzit sowie ein vermutlich neolithisches Keramikfragment geborgen. Unterhalb der spätbronzezeitlichen Kulturschicht lagen ebenfalls mächtige Kolluvien. Darin fand sich eine wohl neolithische Silexpfeilspitze. Funde dieser Zeitstellung waren in der Region Wil bislang nicht bekannt. Die spätbronzezeitliche Kulturschicht füllte eine natürlich entstandene Erosionsrinne auf und akkumulierte sich vorwiegend über Mulden von geringer Ausdehnung (Wurzelgruben?). Hier war die Dichte an Hitzesteinen und Keramik sehr hoch. Stellenweise lag die Keramik eng in mehreren Lagen geschichtet und bildete ein eigentliches Scherbenpflaster. Vereinzelt lagen größere Gefäßpartien an Ort zerscherbt. Weil die Keramik durch die aggressiven Bodensäuren mürbe geworden war, ließ sie sich kaum bergen, und auch Knochen waren nur kalziniert erhalten.
Die Kulturschicht war von Hitzesteinen unterschiedlich dicht durchsetzt. Bronzeobjekte fanden sich nicht.
Im kleinen Siedlungsausschnitt ließen sich weder Pfostengruben noch sonstige bauliche Strukturen feststellen. Einzig im Westteil der Grabung gab eine dichte Streuung verziegelten Lehms, z.T. mit Rutenabdrücken, einen Hinweis auf den Standort eines abgebrannten Gebäudes. Ein Horizont mit Holzkohle an der Basis der spätbronzezeitlichen Kulturschicht könnte von Brandrodung unmittelbar vor Beginn der Besiedlung zeugen. Das Fundmaterial, unter dem sich Scherben mit Grafitüberzug finden, lässt sich dem Übergang von der späten Spätbronzezeit zur frühen Eisenzeit zuordnen.

Die Ausgrabung wurde durch den Lotteriefonds des Kantons St. Gallen finanziert, der Bund wurde um einen finanziellen Beitrag angefragt.
Probenentnahmen: verkohltes Material für C14-Datierung. Datierung: Mesolithikum; Neolithikum; Ha B3 (bis Ha C?). KA SG, E. Rigert und Th. Stehrenberger; AATG, R. Kesselring.