Mit der Eröffnung des neuen Stadthauses fanden die seit 2020 laufenden archäologischen Untersuchungen im Areal des ehemaligen Schaffhauser Barfüsserklosters ihren Abschluss. Lediglich im Nordteil des Gevierts ist künftig noch mit weiteren Baubefunden zur Klosterzeit und nachreformatorischen Umbauten zu rechnen.

Die 2024 entdeckten Befunde konzentrierten sich im Wesentlichen auf drei Bereiche: die ehemalige Klosterkirche, den nördlichen Kreuzgang und das sogenannte Guardianshaus, dem Ostteil des Nordtrakts. Im Mittelschiff der im späten 13. Jahrhundert errichteten Klosterkirche wurden neu zwei quadratische Pfeilerfundamente aus Kalkstein aufgedeckt, die das Bild der dreischiffigen Pfeilerbasilika vervollständigen. In die Ostmauer des 1729 auf den Grundmauern der Kirche errichteten Hauses zur Freudenquelle (altes Stadthaus) ist noch ein achteckiger Pfeiler mit ebensolcher Sandsteinbasis eingemauert (Abb. 1), und auch die Nordmauer der Kirche ist zum Teil nach wie vor in den heutigen Bau integriert. Leitungsgräben in der Krummgasse schnitten erneut den bereits 2006 erfassten Westabschluss der Kirche an. Auch die nachreformatorische Nutzung der Kirche als Bauamtsmagazin fand in Form von Kalkmischgruben ihren Niederschlag im archäologischen Befund.

Im nördlichen Kreuzgang, der heute im Haus zum Schwarzen Stier integriert ist, wurden bei einem Bodenabtrag vorklösterliche Befunde aufgedeckt. Es handelt sich um einen Kriechkeller, dessen Fortsetzung bereits im angrenzenden Raum des Gebäudes Krummgasse 10 gefasst wurde. Er dürfte zu einem teilweise aus Stein gebauten Wohnhaus gehören, von dem im ehemaligen Hinterhof auch eine Latrine ausgegraben wurde (Abb. 2). Die Befunde schliessen an eine lange Mauer an, von der sich nur die unterste Lage aus trocken verlegten Bollensteinen erhalten hatte. Die restlichen Mauersteine waren wohl anlässlich des Baus des Barfüsserklosters im 13. Jahrhundert abgetragen und wiederverwendet worden. Zurück blieb die Mauerraubgrube, welche mit Mörtelschutt und etlichen Fragmenten von farbigem, teils bemaltem Flachglas verfüllt worden war. Darüber liegen zwei Mörtelböden mit einer Rollierung aus Bollensteinen des älteren Kreuzgangs, von dem sich gesamthaft nur wenige Spuren erhalten haben. Im Bereich der darunterliegenden Latrine hat sich der Boden schon zur Zeit der Benutzung zuvor abgesenkt und musste mehrfach ausgebessert werden (Abb. 3). Vom jüngeren Kreuzgang des frühen 16. Jahrhunderts sind die vermauerten Arkadenbögen wieder geöffnet worden. Dabei kamen weitere Teile des Masswerks zum Vorschein, die eine Vorstellung der unterschiedlichen Gestaltungsformen erlauben. An der Ecke zwischen dem Ost- und Nordabschnitt des Kreuzgangs kam ein Sandsteinpfosten zum Vorschein, welcher die geplante, aber nie vollendete Überwölbung des Kreuzgangs im frühen 16. Jahrhundert andeutet (Abb. 4). Auch die zwei aus dem späten 13. Jahrhundert stammenden Biforienfenster im Erdgeschoss des Guardianshaus wurden vollständig freigelegt und vermitteln einen Eindruck vom dahinterliegenden repräsentativen Raum.

Grabungen im Innenhof der Krummgasse 8 ergaben als ältesten Befund eine Nord-Süd-laufende Mauer. Sie datiert früh- oder sogar vorklösterlich, kann aber vorläufig keinem bekannten Gebäude zugeordnet werden. Nach dem Abbruch der Mauer fand eine Niveauerhöhung statt, nach welcher die bis heute erhaltenen Klostergebäude errichtet wurden. Diese wurden nachreformatorisch in kleinere Einheiten abparzelliert. Aus dieser Zeit stammen zwei Tonplattenböden und ein gemauerter Latrinenschacht. Letzterer war mit modernem Schutt verfüllt.

Die 2024 erfassten Befunde schärfen erneut das Bild der Entwicklung des Areals vom vorklösterlichen Quartier mit lockerer Bebauung, über die Klosterzeit mit verschiedenen Ausbauphasen hin zum bürgerlichen Stadtquartier.