Der Kiesabbau bei Marthalen, Nidermartel schreitet voran. Bevor jedoch eine Fläche für den Kiesabbau freigegeben werden kann, muss sie archäologisch untersucht werden. Die Grabungsfläche 2024 schloss südlich an die im Jahr 2023 untersuchten Gebiete an. Wie erwartet konnten Siedlungsspuren aus der Spätbronzezeit und aus dem Frühmittelalter gefasst werden. Dank des Einsatzes des Metalldetektors sind auch Einzelfunde aus der Römischen Zeit und der jüngeren Eisenzeit vertreten.

Wie bereits 2023 festgestellt, prägt eine postglaziale Flussrinne die untersuchte Grabungsfläche, die ungefähr einen Drittel der Fläche einnimmt. Das weitgehende Fehlen von Befunden in diesem Bereich dürfte darauf zurückzuführen sein, dass es hier wohl zu feucht war, um das Gelände als Siedlungsgebiet zu nutzen. Archäologische Spuren innerhalb der Rinne sind nur in Form von zwei schlecht erhaltenen Brandgruben zu verzeichnen. Sie enthalten brandgerötete und gebrochene Steine sowie schlecht erhaltene Keramik der Spätbronzezeit.

Am Randgebiet und ausserhalb der Flussrinne häufen sich die archäologischen Befunde. Östlich der Rinne sind mindestens zwei Gehniveaus fassbar. Ein erstes Niveau liegt über dem spätglazialen Schotter. An seiner Oberkante liegen mehr oder weniger gleichmässig gebrochene Gerölle mit etwas Holzkohle. Es dürfte sich dabei um die spätbronzezeitliche Geländeoberfläche handeln. Darüber erstrecken sich mehrere Bachläufe, die unter anderem eisenzeitliches (latènezeitliche Fibel) und römisches (Münzen, Schuhnägel, Delfin-Fibel) Fundmaterial enthalten. Über den Bachläufen folgt ein weiteres Gehniveau. Um dem feuchten Untergrund entgegenzuwirken, wurde das Niveau anthropogen gefestigt. Das Fundmaterial datiert diese Massnahme ins Frühmittelalter. Darüber folgen verschiedene, teilweise mächtige Überflutungsschichten. Sowohl die spätbronzezeitliche als auch die frühmittelalterliche Nutzungsschicht laufen gegen Westen, im Bereich der Flussrinne, aus.

Östlich der Rinne liegen zusätzlich diverse Pfostengruben, die teilweise erst im anstehenden Schotter dokumentiert werden konnten. Das spärliche Fundmaterial aus den Gruben datiert in die Spätbronzezeit und ins Frühmittelalter. Aufgrund der schlechten Schichterhaltung liegen die Befunde auf demselben Niveau (oder wurden erst auf demselben Niveau entdeckt). Zusätzlich kam eine rinnenförmige Struktur zum Vorschein, die bereits in zwei früheren Kampagnen untersucht wurde. Sie ist 6 m breit, hat eine Mindestlänge von 17 m und wurde mit Geröllen verfüllt. Darüber liegt eine fundreiche Schicht, die ins Frühmittelalter datiert. Die ursprüngliche Deutung als Erdkeller ist aufgrund der Ausdehnung zweifelhaft. Denkbar wäre die Deutung als Pferdeschwemme. Möglicherweise wird das Fundmaterial genaueren Aufschluss geben.

Westlich der Bachrinne scheinen keine eindeutigen, anthropogenen Niveaus vorhanden zu sein. Auch die Stratigraphie ist weniger mächtig als östlich der Rinne. Über dem anstehenden Schotter folgen lediglich weitere Bachläufe und Überschwemmungsschichten. Die dokumentierten Pfostengruben konzentrieren sich auf den westlichen Bereich der 2024 untersuchten Fläche und sind – zumindest teilweise – mit gut erhaltener spätbronzezeitlicher Keramik verfüllt. Trotz der Nähe zu den 2023 untersuchten frühmittelalterlichen Grubenhäusern wurde in der diesjährigen Kampagne kein Grubenhaus gefasst.