LK 1256, 2767 150/1 152 015. Höhe 2275 m.
Datum der Grabung: 13.6.-8.7. sowie 17.-20.10.2022.
Bibliografie zur Fundstelle: Reitmaier-Naef, L./Thomas, P./Bucher, J. et al. (2020) Mining at the Fringes: High-Altitude Prehistoric Copper Mining in the Oberhalbstein Valley (Grisons, Switzerland). Archaeologia Austriaca, 104, 123-151; Reitmaier-Naef, L. (2022) Die prähistorische Kupferproduktion im Oberhalbstein (Graubünden, Schweiz). Der Anschnitt, Beiheft 49. Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum 254. Bochum.
Forschungsgrabung. Vier Grabungsschnitte von gesamthaft ca. 20 m². Bergbau.
Die Geländearbeiten fanden in dem durch seine rot gefärbten Halden und Schuttfächer markant in Erscheinung tretenden Revier von Cotschens statt (Abb. 27), für das durch vorangegangene Arbeiten bereits drei prähistorische Bergbauphasen der späten Bronze-, Hallstatt- und Latènezeit nachgewiesen werden konnten. Mithilfe verschiedener Prospektionsmethoden und anhand mehrerer Sondagen wurde die zeitliche, funktionale und räumliche Struktur des Gebiets untersucht.
Im untertägigen Bereich der in der zentralen Ausbisszone liegenden «Grube 1» wurden zwei Schnitte angelegt. Dieser Bereich fällt rund 17 m mit etwa 25° nach W-SW ein und wurde, da er abgesoffen ist, wie schon 2017 für die Grabungsarbeiten ausgepumpt. Die Grabungsschnitte liegen gegeneinander versetzt entlang der Längsachse der Grube angeordnet, so dass sie zu einem Gesamtaufschluss der Verfüllung führen, wobei die Sohle noch nicht in allen Teilen erreicht wurde. Die Stratigraphie zeigt eine Vielzahl bergbaulicher Abraum- und Versatzschichten, in die immer wieder Brandhorizonte eingeschlossen sind. Die Entstehung der stratigrafisch älteren Bereiche mit Brandhorizonten kann anhand mehrerer Dendro- und C14-Daten bislang mehrheitlich in das 7. Jh. v. Chr. gestellt werden. Auffallend ist die gute Erhaltung organischer Funde, v.a. Hölzer, unter denen sich auch die Reste mehrerer Erztröge befanden. Ein Schnitt am oberen Rand der großen Bergehalde zu «Grube 1» brachte eine weitere in den Fels eingetiefte Abbaustruktur zum Vorschein. Diese ist mit holzkohlehaltigen Abraumschichten verfüllt und eventuell mit einer früheren Abbauphase zu verbinden.
Im Umfeld der zentralen Ausbisszone wurden durch Begehungen mindestens vier Pochplätze und somit Orte einer ersten Erzaufbereitung dokumentiert. Weitere potenzielle Aufbereitungszonen östlich unterhalb der Ausbisszone wurden geomagnetisch prospektiert. Aufgrund des starken Reliefs kam hierfür teilweise eine Drohne zum Einsatz. Die Ergebnisse befinden sich derzeit in der Auswertung.
Eine zweite Grabungsstelle befand sich im Nordwest-Areal des Reviers im Bereich eines 2017 entdeckten Pingenzuges. Funde von Steingeräten auf der Halde lassen eine allgemein prähistorische Zeitstellung vermuten. Durch einen Schnitt an der höchsten Stelle des Pingenzuges konnte eine schmale, in den anstehenden Fels eingetiefte Abbaustruktur sowie eine vielfältig geschichtete Verfüllung aus feinem Gesteinsbruch, Holzkohle sowie durch Metalloxide konservierten Holzfragmenten dokumentiert werden. Aus Sicherheitsgründen musste die Grabung in einer Tiefe von 2,3 m eingestellt werden. Zusätzlich wurde entlang des Pingenzuges eine Reihe von Bohrungen mit einer 40 mm Rammkernsonde angelegt, um den internen Aufbau des Grubenbaus besser zu verstehen. Dabei zeigte sich, dass dieser sich bis in eine Tiefe von mindestens 5,5 m fortsetzt
Neben den Grabungs- und Dokumentationsarbeiten wurde das gesamte Revier mittels eines Drohnensurveys flächig fotografiert und aus den Bildern ein hoch aufgelöstes Geländemodell errechnet («aerial photogrammetry»). Dreidimensionale Dokumentationsmethoden kamen auch bei der Aufnahme der Grabungsschnitte sowie der gesamten Struktur von «Grube 1» zum Einsatz (Laserscan sowie «close-range photogrammetry»/«structure from motion»), so dass sich alle über- und untertägigen Befunde nun in ein zusammenhängendes 3D-Modell einhängen lassen.
Eine Serie organischer Proben zur (präziseren) chronologischen Einordnung der Befunde ist zurzeit in Bearbeitung.
Archäologische Funde: Holzartefakte, Steingeräte.
Probenentnahmen: C14 und Dendroproben (Holz, Holzkohle), Erze, Sedimentproben.
Datierung: dendrochronologisch; C14. Spätbronzezeit, 12. Jh. v. Chr.; Frühe und späte Eisenzeit, 7. Jh. v. Chr. und 1. Jh. v. Chr.
AD GR, J. Bucher, L. Reitmaier-Naef, M. Oberhänsli, Th. Reitmaier; Deutsches Bergbau-Museum Bochum, P. Thomas, C. Grutsch. Gigapixel Art (RO), C. Șteu; Universität Münster, Institut für Geophysik, V. Schmidt, S. Klingen, S. Schwind.
Surses GR, Marmorera, Cotschens
Das Original-PDF ansehen
Detail des Fundberichts
Gemeinde
Surses
Kanton
GR
Ort
Marmorera, Cotschens
Koordinaten
E 2767150, N 1152015
Höhe
2275 m
Signatur Fundstelle Kanton
--
Signatur Ereignis Kanton
--
Neue Fundstelle
--
Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
14C, Dendrochronologie
Institution
--
Datum der Fundmeldung
--
Oberfläche (m2)
20 m2
Datum Beginn
13 Juni 2022
Datum Ende
20 Oktober 2022
Datierungsmethoden
14C, Dendrochronologisch
Autor*in
--
Publikationsjahr
2023
Epoche
Eisenzeit, Bronzezeit
Art der Fundstelle
Rohstoffgewinnung, -verarbeitung (Steinbruch/Mine)
Art der Untersuchung
--
Archäologische Funde
organisches Material (Holzobjekt), Stein (Werkzeug)
Knochen
--
Botanische Funde
Holz/Holzkohle
×