LK 1238, ca. 818 150/168 750. Höhe ca. 2260 m.
Datum der Fundmeldung: Frühjahr 2001.
Neue Fundstelle.
Zufallsfund ohne Ausgrabung. Einzelfund.

Im Frühjahr 2001 erhielt der Archäologische Dienst GR von U. Leuzinger die Mitteilung, dass 1998 ein Knabe aus Büren im Ofenpassbereich, d. h. in der Flur Murtaröl, am Fusse des Piz Daint, unter einer Felswand eine Silexklinge gefunden habe. Erfreulicherweise wurde das Objekt bald darauf durch den Finder Kim Walser dem AD GR ausgehändigt.
Beim Fund von Murtaröl handelt es sich um eine einseitig retuschierte «blattförmige Spitze» von ca. 8,0 cm Länge und 3,6 cm Breite aus einem hellgrauen, von Bändern durchzogenen Silex (Abb. 3). Obwohl das Artefakt im Basisbereich einen merkwürdigen Absatz aufweist, könnte es sich um eine Lanzen- oder Speerspitze handeln, die im Basisbereich allenfalls fragmentiert ist oder vielleicht sekundär überarbeitet wurde.
Blattförmige Spitzen dieser Grösse sind in Nordbünden kaum bekannt. Hingegen gibt es solche oder ähnliche Spitzen im südalpinen Bereich, so z. B. von Müstair (z. B. P. Gleirscher, Die vorklosterzeitlichen Kleinfunde, in: Müstair, Kloster St. Johann, 125, Taf.1,4. Zürich 1996) und verschiedentlich auch aus dem Südtirol (z. B. R. Lunz, Ur- und Frühgeschichte Südtirols, Taf. 1,2.3: Algund und Eppan. Bozen 1973).
Blattspitzen der beschriebenen Art datieren am ehesten ins Spätneolithikum (wohl 3. Jtsd. v. Chr.) oder z. T. vielleicht gar noch in die Bronzezeit (z. B. J. Rageth, Der Lago di Ledro im Trentino. Ber.RGK. 55, 1974, 73-259, speziell 189-191, Taf. 111,1-5). Das lithische Artefakt von Tschierv-Murtaröl dürfte am ehesten aus dem Südtirol in den Ofenpassbereich gelangt sein.

Datierung: archäologisch.
AD GR, J. Rageth.