LK 1031, 678 570/288 950. Höhe 494 m.
Datum der Grabung: Mai-Oktober 1990.
Bibliographie zur Fundstelle: W.U. Guyan, Das alemannische Gräberfeld von Schleitheim-Hebsack. Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte d. Schweiz 5 (1965). Basel; JbSGUF 67, 1984, 230; 70, 1987, 237; AS 11, 1988, 15-32; AKB 19, 1989, 407-413.
Geplante Notgrabung (Bauprojekt). Grösse der Grabung ca. 2500 bzw. 600 m².
Gräber.

Die Rettungsgrabung dieses Sommers erbrachte in zwei Flächen 302 Gräber (Grab-Nrn. 547-848). Im Nordwesten des Gräberfeldes wurden 291 Gräber erfasst, die mehrheitlich ins 6. Jh., die restlichen ins 7. und wenige ins 5. Jh. datieren. Hier wurde die Nordwest- und die Südwestgrenze der Nekropole erreicht. Die Gräber sind, mit einer Ausnahme, geostet. Die meisten Toten lagen in einfachen Erdgruben. Die Grabtypen entsprechen dem bisher Bekannten. Kindergräber sind erfreulich häufig. Auffällig ist der hohe Anteil von Mehrfachbestattungen. In nordöstlicher Richtung wurden in einer kleineren Fläche 11 weitere Gräber ausgegraben. 7 reich ausgestattete Frauengräber bilden hier einen separaten Adelsfriedhof des mittleren und späten 5. Jh. In Grab 551 fanden sich die Überreste eines ca. 60 cm hohen Klappstuhls. Das Leder war mit Eisennägeln auf dem Holzgestell befestigt. Letzteres war mit gepunztem Bronzeblech verziert. Neben reichen Trachtbestandteilen besaß die Tote ein Gefäß, einen Kamm, einen Spinnwirtel aus Calcedon und ein Eisenmesser, dessen Griff mit einer rillenverzierten Goldhülse geschmückt war. Eine zweite Goldhülse lag leer ebenfalls bei den Oberschenkeln. Die große Überraschung kam in Grab 590, einem einfachen Frauengrab des 7. Jh, zum Vorschein. Neben dem Becken lag ein Münzschatz mit 20 goldenen merowingischen Trienten. Der Vergleich mit den bisher aus schweizerischen Fundorten bekannten Exemplaren dieser Nominale hat gezeigt, dass alle Typen aus Grab 590 für die Schweiz neu sind. Nr. 13 des Fundkomplexes wurde vom Monetar Bandolefius für Sancto Aredio (heute Saint-Yrieix, Dép. Haute-Vienne) geprägt (Belfort 4004f, Prou 2004). Für dieses Stück und vier weitere Trienten mit Monetarnamen sind Prägedaten ab dem letzten Viertel des 6. Jh. wahrscheinlich. Einige der anderen Fundstücke imitieren noch oströmische Tremisses und dürften deshalb zeitlich früher sein (Bestimmung K. Wyprächtiger).

Funde: 20 Goldtrienten, Klappstuhl, Feinwaage, blaue Achatgemme mit der Darstellung einer Victoria, zwei Goldhülsen, Spinnwirtel aus Calcedon und Millefioriglas, zwei Schilde, 1 Glasschale, 1 Tummler. Trachtbestandteile, weitere Gefässbeigaben, Grabbeigaben.
Anthropologisches Material: Skelette.
Faunistisches Material: wenige Tierknochen, Tierzahnamulette.
Probenentnahmen: Holzproben von Särgen, Totenbrettern und Griffen bzw. Scheiden.
Datierung: archäologisch.
AfVSH.