LK 1071, 675 280/254 570. Höhe 450 m

Datum der Grabung: 14.1.-12.4.2002.

Bibliographie zur Fundstelle: JbSGUF 84, 2001, 233f., 260 (mit älterer Literatur); Publikation zum Gutshof und zur römischen Besiedlung im Furttal in Vorb.

Geplante Notgrabung (Bauprojekt). Grösse der Grabung ca. 700 m².

Römischer Gutshof. Mittelalterliche Siedlung.


Das Grabungsareal befindet sich im Bereich des alten Dorfkerns innerhalb des Gutshofs Mühlerain/Chneblezen, von welchem seit dem ausgehenden 18. Jh. immer wieder Überreste zum Vorschein kamen. In unmittelbarer Nähe wurden im Jahr 2000 auch erste Spuren des früh- und hochmittelalterlichen Dorfs entdeckt. Nach ersten Sondierungen im Sommer 2001, bei welchen einzelne Pfostengruben angeschnitten wurden, führte die Kantonsarchäologie Zürich zwischen Januar und April 2002 eine Flächengrabung durch. Im Verlauf der unter grossem Zeitdruck stehenden Untersuchung konnten erneut überraschende Funde und Befunde dokumentiert werden.

Einzelne Scherben von Keramikgefässen aus der Bronzezeit lassen auf eine nahe gelegene Siedlung in prähistorischer Zeit schliessen. Vom erwähnten römischen Gutshof konnte erstmals ein Steingebäude aus dem Wirtschaftsteil der Anlage untersuch werden. Eine Herdstelle und verschiedene Gruben im Innern des rund 10.5 × 12 m grossen Gebäudes (Aussenmass) zeigen, dass darin gewohnt und gearbeitet wurde. Das im späteren 1. Jh. errichtete und mindestens bis ins späte 3. Jh. genutzte Gebäude stand allerdings nicht, wie in der Region bei den entsprechenden Bauten üblich, an der Hofmauer. Diese stand wohl einige Meter weiter westlich. Damit wird auch klar, weshalb man an der 1995 beim Strohhof auf einer Länge von 35 m freigelegten östlichen Hofmauer keine anstossenden (Gebäude-)Mauern angetroffen hatte. Auf der zum Hofareal gewandten Ostseite des nun freigelegten Gebäudes befand sich ein rund 2.5 m breiter Korridor, der möglicherweise als Portikus ausgestaltet war.

Überraschenderweise war das Areal nach einem kurzen Unterbruch im 4./5. Jh. vom 6. Jh. bis mindestens ins 14. Jh. kontinuierlich besiedelt. Die frühmittelalterliche Siedlung ist durch Pfostenstellungen von ebenerdigen Holzbauten und durch ein 4.3 × 2.5 m grosses Grubenhaus belegt, welches innerhalb des römischen Gebäudes eingetieft wurde (Abb. 18). Aus der Zeit zwischen dem 11. und dem 14. Jh. sind Spuren von Holzbauten (Balkengräbchen, Reste von Lehmböden/-wänden und Pfosten stellungen) sowie Abfallgruben nachgewiesen.

Die Hanglage führte dazu, dass seit römischer Zeit immer wieder Drainagen angelegt werden mussten, um das Gelände trocken zu halten.


Archäologische Kleinfunde: Keramik, Bronze- und Eisenobjekte, 2 Glasperlen, 2 Münzen, 3 Ziegelstempel (21. und 11. Legion), Webgewichte.

Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet.

Probenentnahmen: botanisches Material, Holzkohle für C14-Datierung.

Datierung: archäologisch. Bronzezeit; 1.-spätes 3./frühes 4. Jh.; 6.-18. Jh.

K A Z H, A. Matter und B. Horisberger.