LK1047, 2611400/1267510. Höhe 262 m. Datum der Grabung: 14.9.-21.10.2015. Bekannte Fundstelle. Ungeplante Notgrabung (Unterkellerung eines bestehenden Altstadtgebäudes mit Saugbagger). Grösse der Grabung 35 m². Siedlung.

Ein wohl mehrphasiger Latrinenschacht kam beim SaugbaggerAushub für ein zusätzliches Kellergeschoss im ehemaligen Gebäude Rheinsprung 19 zum Vorschein (Haus "zur Höll", heute ein Teil der Liegenschaft Rheinsprung 21, der sogenannten Augustinerschütte). Das Umbauprojekt wurde von Denkmalpflege und Bodenforschung begleitet. Der Schacht war ungefähr mittig an der rheinseitigen Mauer des bestehenden spätmittelalterlichen Gebäudes angebaut, im Winkel zwischen dessen älterer Außenmauer und einem etwas späteren, noch bestehenden Keller, der nördlich an die Grabungsfläche anschloss und ebenfalls dokumentiert wurde. Beim Ausnehmen des Schachtes zeigte sich, dass das zunächst angetroffene Geviert lediglich die überwölbte Sitzkammer der Latrine war, die vom benachbarten Keller her erschlossen war; der eigentliche Latrinenschacht lag erst unterhalb des Bodenniveaus des Kellers. Nach der Aufgabe des Abortes wurde der Durchgang grob zugemauert und auch der Sitzraum mit Abfall und Bauschutt aufgefüllt. Diese obere Verfüllung war fundreicher als das darunter liegende, lockere, trockene Sediment im Schacht. Dessen Unterkante wurde nicht erreicht. Der Abort ist nicht in den hier extrem lockeren anstehenden Kies eingetieft, sondern in die Hinterfüllung der Außenmauer des noch bestehenden spätmittelalterlichen Baues. Eine alte Hangkante war nicht mehr vorhanden, und eine allfällige Felsoberfläche wurde nicht erreicht. Eine leere, sekundär verlagerte spätmittelalterliche Spardose aus dunkelgrauem Ton kam bei Dokumentationsarbeiten der Denkmalpflege im östlich anschliessenden Gebäude Rheinsprung 21 (der eigentlichen ehemaligen Augustinerschütte) zum Vorschein.

Archäologische Funde: Latrine: Viel großteilig erhaltene Gefäßkeramik, v.a. 17.-18. Jh., reichlich Fensterglas, einige Glasgefäßscherben, wenige Ledersohlen, Bleifassungen von Butzenscheiben, Buntmetall-Trachtbestandteile (Kettchen, Knöpfe), Bauholzreste, 1 Messergriff aus Hirschgeweih, 1 Eisenschaufel, 1 Münze. - Hinterfüllung: spärliche Keramik des 13.-14. Jh. - Streufund: Spardose.
Faunistisches Material: Latrine: zahlreiche Knochen ca. hühnergrosser Vögel, wenig grössere Tiere, vereinzelte Fischknochen, 1 Käfer aus dem Mauermörtel. - Hinterfüllung: vereinzelte Tierknochen.
Probenentnahmen: Koprolithen, Holz, Sedimentproben.
Datierung: archäologisch. Gebäude und Latrine wohl spätmittelalterlich; letzte Füllung neuzeitlich (ca. 18. Jh.).
ABBS, M. Allemann.