LK 1047, 2611 645/1 267 075. Höhe 260 m. Datum der Grabung: 18.9.2020-27.5.2021. Bibliografie zur Fundstelle: Helmig, G. (1988) St.Alban-Graben (A) 1986/10. Jber ABBS 1988, 184-191; Allemann, M. (2019) 2018/32 St.Alban-Graben (A) 5/Luftgässlein. Jber ABBS 2019, 49-51; Allemann, M./Flatscher, E./Asal, M. et al. (2021) Coverstory: Geschichten vom Rande der Stadt. Die Ausgrabungen am St. Alban-Graben 2018 bis 2021. Jber ABBS 2020, 77-117. Ungeplante Notgrabung (untertägiger Aushub innerhalb des unterirdischen Parkhauses im Stadtgraben). Grösse der Grabung ca. 3250 m². Sonstiges (Stadtmauern, Wasserleitungen, Brunnenschächte, irreguläre Bestattungen/Kadaverentsorgung).
Die seit 2018 laufende Baubegleitung für ein unterirdisches Parkhaus am St. Alban-Graben konnte 2021 abgeschlossen werden. Die letzten oberirdischen Arbeiten brachten keine unerwarteten Befunde mehr zu Tage; es waren nurmehr Maueransichten der Inneren Stadtmauer des frühen 13. Jh. zu dokumentieren. Der untertägige Aushub innerhalb des von oben betonierten Parkings hingegen erbrachte sowohl Erwartetes - wie die bisher flächigsten Aufschlüsse der Inneren Stadtmauer und ihrer Kontermauer - als auch Überraschendes: Zwei trocken gemauerte römische Schächte, die man nach ihrer Aufgabe nicht nur mit grobem Steinmaterial, sondern auch mit Leichen und Tierkadavern verfüllt hatte, von denen mehrere Teilskelette noch im Verband lagen. Im oberen Bereich waren die Schächte vom mittelalterlichen Stadtgraben gekappt und kamen daher erst 9 m unter der heutigen Strasse zum Vorschein, was ihre Dokumentation wegen des Kunstlichtes und des parallel laufenden Aushubs erschwerte. Dafür ermöglichte der tiefe Eingriff, die aus trocken versetzten Bruch- und Lesesteinen in enge, steile Baugruben gebauten Schächte bis auf ihre Sohle auszuräumen und mehrfach im Planum und Profil zu schneiden. Der eine Schacht hatte einen kreisrunden, der andere einen unregelmässig eckigen bis halbrunden Grundriss. Ihre Baugruben waren, wo sichtbar, im Planum rechteckig. Keiner von beiden erreichte das heutige Grundwasser. Trotzdem dürfte es sich angesichts der Tiefe von über 10 m ab dem römischen Gehniveau und der lichten Durchmesser von knapp 1 m um Sodbrunnen handeln. Dafür spricht auch der Eisenbeschlag einer Seil-Umlenkrolle in einem der Schächte. Beide Schächte endeten erst je etwa 1 m unter dem untersten gemauerten Steinkranz: Der unterste Meter dürfte eine hölzerne Verzimmerung enthalten haben, nach deren Zerfall beim Absinken des Grundwassers Hinterfüllung und anstehender Schotter nachrutschten. Bau (327/8) und Verfüllung (348/50) des kreisrunden Schachtes sind ins zweite Viertel des 4. Jh. n. Chr. münzdatiert. Er wies weniger Funde auf als der unregelmässige Schacht und enthielt ausschliesslich Knochen von Tieren, v.a. von Equiden, während Menschenknochen (vorbehaltlich einer genaueren Auswertung) hier fehlen. Der Schacht mit unregelmässigem Grundriss (Abb. 33) enthielt keine Münzen und ist noch nicht genau datiert. Hier kamen nicht nur Teilskelette und Einzelknochen von mindestens drei und bis zu sieben erwachsenen Menschen, sondern auch mindestens zwei Neonaten, sehr viele Tierknochen, vereinzelt auch als Teilskelette, und eine alt abgebrochene Lanzenspitze aus Eisen zum Vorschein. Römerzeitliche Sodbrunnen sind in Basel bisher sehr rar. Eine interdisziplinäre Auswertung dieser Befunde ist ab 2022 vorgesehen. Der tiefe Eingriff erlaubte zudem erstmals Fundament-Unterkanten der Stadt- und Kontermauer über weite Strecken zu verfolgen. Die Befunde daran entsprachen dabei dem Erwarteten: Beide wiesen zahlreiche Reparaturstellen auf, an denen die Nutzung des Stadtgrabens ablesbar war: Je jünger die Reparaturen, desto höher lagen sie, weil der Graben durch die Nutzung als Garten Meter um Meter mit schwarzem Humus angefüllt wurde. Darüber folgen, scharf abgegrenzt, schuttige Auffüllungen und markieren die organisierte Verfüllung des Grabens Ende des 18./Anfang des 19. Jh. Wie schon in den oberirdischen Bauetappen kamen hier erneut Kanalisationsbauten dieser Zeit zu Tage, enthielten nun aber im Gegensatz dazu keine Spolien mittelalterlicher jüdischer Grabsteine mehr.
Archäologische Funde: Aus den Schächten sR-Münzen, viele Eisenfunde, u.a. 1 Umlenkrolle, 1 Lanzenspitze, wenig Keramik, kaum Buntmetall; aus der Stadtgrabenverfüllung NZ-Keramik. Anthropologisches Material: Teilskelette im Verband und Einzelknochen von mindestens 3 und bis zu 7 Erwachsenen, mindestens 2 Neonaten. Faunistisches Material: Grosse, unzerteilte Knochen und Teilskelette, teils im Verband: v.a. Equiden, wenige Rinder, Schafe/Ziegen, mehrere Hunde, zahlreiche Kleintiere: Frösche, Mäuse, Vögel (alle aus den Schächten); Schneckenhäuser (Stadtgrabenverfüllung). Probenentnahmen: Sedimentproben, Botanik- und Kleintierrest-Schlämmproben, Steinproben, Mörtelproben (Schächte & Verfüllungen); Mikromorphologie-Blockproben und Botanik-Schlämmproben (Kanalisationsschacht des 18. Jh.). Sonstiges: Vereinzelte Fragmente neuzeitlicher Ofenkeramik (Stadtgrabenverfüllung, ca. 18. Jh.). Datierung: archäologisch. Spätrömische Zeit, evtl. spätes 3., sicher frühes 4. Jh. n. Chr.; Spätmittelalter (Stadtmauer und Kontermauer ca. 1225-1250); Neuzeit (Wasserleitungen, Kanalisationen, Grabenverfüllung) ABBS, Martin Allemann.
Basel BS, St. Alban-Graben
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Basel
Kanton
BS
Ort
St. Alban-Graben
Koordinaten
E 2611645, N 1267075
Höhe
260 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Knochen, Botanische Reste, Archäobiologische Schlämmproben, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
Mikromorphologie
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
3250 m2
Datum Beginn
18 September 2020
Datum Ende
27 Mai 2021
Datierungsmethoden
Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2022
Epoche
Römisches Reich, Mittelalter
Art der Fundstelle
Siedlung (Stadt), Bestattung, Infrastruktur (Wasserversorgung)
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Metall (Werkzeug), Keramik (architektonisches Element), organisches Material (Werkzeug)
Knochen
vereinzelte menschliche Knochen
Botanische Funde
Andere
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