LK 1050, 661 350/274 050. Höhe 316 m.
Datum der Bauuntersuchungen und Sondierungen: Juni-August 2014.

Bibliografie zur Fundstelle: W. Drack, Die spätrömische Grenzwehr am Hochrhein. Archäologische Führer der Schweiz 13, 29 f. (mit Verweis auf ältere Literatur). 2. überarbeitete Auflage, Basel 1993; M. Balmer, Die spätrömischen Kleinbefestigungen am Hochrhein zwischen Kaiseraugst und Koblenz, 188-192 (mit Verweis auf weitere Literatur). Unpublizierte Lizentiatsarbeit am Institut für Urgeschichte und Archäologie der Römischen Provinzen der Universität Bern 1996; P.-A. Schwarz, unter Mitarbeit von J.M. Fankhauser, L. Freitag, S. Jeanloz, T. Lander und D. Schuhmann, Bericht zu den Bauuntersuchungen an den spätantiken Wachttürmen in Koblenz und Möhlin. Jber. GPV 2014 (im Druck).
Zustandsdokumentation und Bauuntersuchung (umfassende Konservierungsmassnahmen und Umgebungsgestaltungsarbeiten).
Wachturm.

Die KA AG und die Vindonissa-Professur lancierten 2014 ein längerfristiges Projekt zur Erforschung, Sanierung und «mise en valeur» der spätantiken Wachtürme und militärischen Anlagen am Hochrhein, so u.a. des Wachturms Koblenz-Kleiner Laufen. Letzterer liegt unterhalb der (heute nicht mehr sichtbaren) Stromschnelle «Kleiner Laufen» am Rand einer steil abfallenden Schotterterrasse. Der Standort bietet einen guten Blick auf den Zusammenfluss von Rhein und Aare (ad Confluentes) sowie auf das Tal der Wutach im rechtsrheinischen Gebiet. Massgeblich für die Standortwahl war sicher auch, dass der Rhein hier im Winter bzw. bei Niedrigwasser mehr oder weniger problemlos überschritten werden konnte.
Bereits Ferdinand Keller (1800-1891) hatte erkannt, dass es sich bei dem markanten «Mauerstock» um die Überreste eines spätantiken Wachturms handeln musste, welcher schließlich 1906 unter der Leitung von Jakob Heierli freigelegt und dokumentiert wurde (ASA NF 9, 1907, 186-189, bes. 188). Restauriert und konserviert wurden die über 2 m hoch erhaltenen Mauern jedoch erst 1932/33. Bemerkenswert ist, dass sich die «mise en valeur» seinerzeit nicht auf die Turmruine beschränkte; u.a. wurde auch der seinerzeit entdeckte Umfassungsgraben mit hochkant gestellten Kalksteinplatten markiert.
Die 2014 durchgeführten Arbeiten umfassten das Entfernen des Bewuchses, das Anlegen von 0.5 m breiten Sondierschnitten zum Freilegen der untersten Steinlagen des aufgehenden Mauerwerks, den Rückbau der auf der Mauerkrone verlegten Betonplatten, die Restaurierung der antiken Türschwelle, die Reinigung des Mauerwerks sowie die Dokumentation der antiken Bausubstanz (Konstruktionsweise; verwendetes Steinmaterial) und der älteren Restaurierungsmassnahmen, u.a. mit Hilfe von 3D-Scans und fotogrammetrisch entzerrten Maueransichten (Abb. 21).
Beim Freilegen der untersten Steinlagen des Aufgehenden zeigte sich, dass die antiken Kulturschichten bzw. der Brand- und Mauerschutt im Bereich des Wachturms seinerzeit bis auf die OK des 2014 nur partiell beobachteten Fundamentvorsprungs abgetragen worden waren. Im Fundamentabsatz und im unteren Teil des Aufgehenden ist das Gussmauerwerk mit vereinzelten Ziegelsplittern durchsetzt. Die - wie der im Turminnern punktuell in situ erhaltene Wandverputz zeigt - ehemals verputzten Mauerschalen bestehen aus unterschiedlich grossen Handquadern aus Muschelkalkstein, vereinzelt wurden zudem kleinere Quader aus Sandstein und Quelltuff vermauert. Wichtig ist die Feststellung, dass es sich bei den auf den älteren Plänen verzeichneten Hohlräumen im Mauerwerk nicht um einen (typisch valentinianischen) Balkenrost handelt, sondern um Gerüsthebellöcher, die sich ca. 1.7 m über dem Fundamentabsatz befinden.
Der Kalkstein war wahrscheinlich direkt unterhalb des Wachturmes abgebaut worden, wo der anstehende plattige Hauptmuschelkalk heute noch zu sehen ist. Eindeutige Abbauspuren liessen sich jedoch nicht nachweisen, weil der untere Teil der Felsbank nicht freigelegt werden konnte. Auf dem Schuttfächer am Fuss der Felsbank kam ein neolithisches Steinbeil zum Vorschein; aufgrund der Fundlage ist denkbar, dass es in der Spätantike als «Donnerkeil» wiederverwendet worden war.
Bei Begehungen am Rheinufer kam zudem ein seinerzeit dokumentiertes, aber nicht geborgenes Fenster- oder Türgewände aus Kalkstein zum Vorschein.

Archäologische Funde: Gefässkeramik, Steinbeil, Architekturelement.
Probenentnahmen: Mörtel- und Zementproben.
Datierung: archäologisch; historisch. Jungsteinzeit; Spätantike, 371 n.Chr. (Bauinschrift CIL XIII 11537; Walser 1979/80, 201).
KA AG/Vindonissa-Professur Uni Basel, T. Lander und P.-A. Schwarz.