LK 1176, 762 025/200 345. Höhe 577 m.
Datum der Grabung: 2003; 2009; 2010.
Neue Fundstelle.
Bibliografie zur Fundstelle: Jahresbericht des Archäologischen Dienstes Graubünden und der Denkmalpflege Graubünden 2003, 105-108.
Geplante Notgrabung (Überbauung).
Größe der Grabung ca. 1500 m².
Siedlung. Gräber.
Bei Tiefensondagen für ein Bauprojekt wurde im Jahr 2003 im Schlossbungert, einer Wiese unterhalb des Oberen Schlosses, Mauerwerk eines abgegangenen Gebäudes entdeckt. Zur Abklärung der Ausdehnung und des Alters der Reste sowie des Zeitbedarfs für die Grabung wurden umgehend archäologische Sondierungen durchgeführt. Die Überraschung war groß, als sich herausstellte, dass im Boden des Schlossbungerts ein groß dimensioniertes Bauwerk aus der Übergangszeit vom Früh- zum Hochmittelalter schlummert. Die vollständige archäologische Untersuchung kann für den Archäologischen Dienst Graubünden erst nach Vorliegen der amtlichen Baubewilligung für die Mehrfamiliensiedlung im Frühjahr 2009 in Frage kommen. Seit August 2009 ist die Baugrube bis auf die Tiefe der mittelalterlichen Baureste geöffnet, seither wird das für Graubünden einzigartige Gebäude untersucht.
Einzigartig sind die Relikte vor allem deshalb, weil sie mit historischen Ereignissen und herausragenden Persönlichkeiten des deutschen Reiches und der Bündner Geschichte verbunden werden können. Wie eine schriftliche Quelle belegt, schenkte im Jahre 955 Otto I., König in der Nachfolge der Karolinger und Begründer der ottonischen Dynastie, dem Churer Bischof Hartpert, seinem Vertrauten und Freund, seinen Hof in Zizers (... curtem nostram in Zizuris ...).
Bislang galt die Vermutung, der erwähnte Besitz befinde sich bei der Burg Friedau. Letztere sei, so die Annahme, im 13. Jh. von Bischof Volkart in nächster Nähe zum königlichen Hof errichtet worden. Die Ausgrabungen haben nun ergeben, dass die Anlage tatsächlich viel weiter hangaufwärts, zwischen dem Unteren und dem Oberen Schloss, in dem bis 2009 als Obstgarten genutzten Schlossbungert stand. Die Zuweisung zum schriftlich verbürgten Bau ist nicht zuletzt aufgrund der außerordentlichen Größe des Haupttraktes sicher: Er misst 13 m in der Breite und mindestens 25 m in der Länge. Außerordentlich ist nicht nur die Anlage an sich, sondern auch die Erhaltung ihrer Reste. Dank der meterhohen Überlagerung durch Rüfenschutt und Lehm sind die Mauern hangseitig noch über 1.5 m hoch vorhanden, auch die Einbauten im Innern des Gebäudes waren geschützt und sind so auf uns gekommen.
Die archäologischen Hinweise reichen in Zizers noch mindestens zwei Jahrhunderte weiter zurück. Der prunkvolle Hof, in dem der Kaiser und sein Gefolge auf den beschwerlichen Dienstreisen durch das Reich auf dem Weg nach Italien Halt machte, dürfte nach den bisherigen Erkenntnissen bereits zur Zeit Karls des Großen gestanden haben. Wie die archäologischen Untersuchungen ergaben, blieb das Gebäude bis zur Schenkung im 10. Jh. nicht in der ursprünglichen Form erhalten. Nach einem Brandereignis folgten sich wiederholt Umbauten im Innern, die große Halle wurde durch Binnenmauern und Feuerstellen in Wohn-, Küchen- und Vorratseinheiten unterteilt. Im 11./12. Jh. - eine genaue Angabe ist zurzeit noch nicht möglich - war das Gebäude so baufällig, dass es aufgegeben wurde. Der Innenraum der Ruine wurde in der Folge als Friedhof der Kirche benutzt, die vermutlich aus der ursprünglichen Kapelle des Königshofs erwuchs und an deren Stelle die heutige evangelisch-reformierte Kirche steht.
Am Ort des Königshofs oder in der näheren Umgebung muss sich bereits in römischer Zeit eine Ansiedlung befunden haben. Aus dieser Epoche sind zwar keine Bauten erhalten, Einzelfunde weisen aber auf ein römisches Dorf oder einen Gutshof hin.
Archäologische Funde: Keramik, Lavez, Metall.
Anthropologisches Material: 9 Skelette, unbearbeitet.
Faunistisches Material: Knochen, unbearbeitet.
Probenentnahmen: C14, Dendrochronologie, Makroreste.
Datierung: archäologisch; C14. Römische Zeit (?); Früh- und Hochmittelalter.
A D G R, M. Seifert
Zizers GR, Schlossbungert, Parz. Nr. 1548
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        Detail des Fundberichts
Gemeinde 
                                Zizers
                        Kanton 
                                GR
                        Ort 
                                Schlossbungert, Parz. Nr. 1548
                        Koordinaten 
                                E 2762025,  N 1200345
                        Höhe 
                                577 m
                        Signatur Fundstelle Kanton 
                                 -- 
                        Signatur Ereignis Kanton 
                                 -- 
                        Neue Fundstelle 
                                Ja
                        Probenentnahmen 
                                Holz/Holzkohle, Botanische Reste
                        Analysen 
                                ¹⁴C, Dendrochronologie
                        Datum der Fundmeldung 
                                 -- 
                        Oberfläche (m²) 
                                1500 m2
                        Datum Beginn 
                                2003
                        Datum Ende 
                                31 Dezember 2010
                        Datierungsmethoden 
                                ¹⁴C, Dendrochronologisch, Archäologisch
                        Publikationsjahr 
                                2011
                        Epoche 
                                Mittelalter, Römische Epoche
                        Art der Fundstelle 
                                Siedlung, Bestattung (Gräbergruppe, unbestimmt), Bestattung (Grab)
                        Art der Untersuchung 
                                Ausgrabung (Rettungsgrabung)
                        Archäologische Funde 
                                Keramik, Metall
                        Knochen 
                                menschliche Skelette, vereinzelte tierische Knochen
                        Botanische Funde 
                                Holz/Holzkohle
                        
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