LK 1155, 2759127 / 1208380. Höhe 518 m
Datum der Grabung: 19.5-23.6.2017.
Neue Fundstelle.
Bibliografie zur Fundstelle: J. Kuoni, Maienfeld, St. Luzisteig und die Walser, 125-127. Ragaz 1921; E. Poeschel, Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubündens II. Herrschaft, Prättigau, Davos, Schanfigg, Churwalden, Albulatal, 11-32. Basel 1937; E. Poeschel, Das Bürgerhaus im Kanton Graubünden II. Nördliche Talschaften A, 29 f. Zürich 1950.
Ungeplante Notgrabung (Bauvorhaben mit unterirdischer Tunnelkonstruktion). Grösse der Grabung 214.50 m².
Brücke.
Im Mai 2017 wurde mit dem Bau eines unterirdischen Verbindungstunnels zwischen dem Haus «von Sprecher» und der Tiefgarage «Klosterhof» begonnen, der den Bewohnern des Sprecherhauses einen geschlossenen Zugang unterhalb der Kantonsstrasse in die Garage ermöglichen soll. Nachdem sich während den Aushubarbeiten grössere erhaltene Mauerstrukturen abzeichneten, wurde eine Notgrabung eingeleitet.
Die Baugrube grenzte an den Standort des ehemaligen «Churer Tores», welches neben dem «Lindauer Tor» im Norden und der Pforte «Rheintor» im Südwesten den mittelalterlichen Zugang in die Stadt Maienfeld von Osten her geregelt hatte. Die beiden Haupttore waren 1861 abgebrochen worden.
Frühere archäologische Untersuchungen hatten für die mittelalterliche Stadtbefestigung von Maienfeld einen Stadtgraben mit innerer und äusserer Grabenmauer ergeben, welchem zumindest abschnittsweise ein Zwinger vorstand, dessen Mauer durch die innere Grabenmauer gebildet wurde. Bildquellen liessen überdies auf eine den beiden Haupttoren vorgelagerte, zweibogige Brückenkonstruktion aus Stein schließen.
Bei der Untersuchung 2017 stiess man auf Reste dieser steinernen Brückenkonstruktion sowie Teile des Stadtgrabens. Vom Stadtgraben wurde die innere Grabenmauer bzw. Zwingermauer auf einer Länge von gut 30 m dokumentiert. Von der Brückenanlage wurden das westliche Brückenlager und Reste des ersten Bogengewölbes freigelegt. Das Gegenlager wurde von den Baumassnahmen nur ansatzweise tangiert. Der gemäss Bildquelle anzunehmende zweite Brückenbogen muss sich ausserhalb der Baugruben befinden.
Die Brücke überspannte den Graben bzw. Zwinger und führte durch das Churer Tor ins Stadtinnere. Während ihrer Nutzungszeit wurde sie mehrfach verändert. Ein Grossteil des noch gefassten Bogens stammt aus einer zweiten Phase und diente als Ersatz eines ersten mit annähernd derselben Spannweite. Mehrere sekundär beidseits unter ihn gestellte Mauern verkleinerten ihn zusehends; später wurde der Zwingerbereich verfüllt und mit einer Mauer gegen die Brücke hin verschlossen. Damit sollte wohl das Abwasser vom Stadtinneren her gezielt vom Zwingerbereich weg hinein in den Stadtgraben geführt werden. Möglicherweise ersetzten die Mauern teilweise auch bereits bestehende Schleusen aus Holz, wie anhand eines sekundär verfüllten Mauer-Zwischenraumes zu vermuten ist.
Die sekundär eingebrachten Mauern dürften, soweit beurteilbar, allesamt im 18. Jh. entstanden sein. Die Mauer, die den westlichen Brückenbogen endgültig verschloss, wies einen Inschriftenstein mit der Jahreszahl 1796 auf. Der Stadtgraben selbst wurde 1860 verfüllt. Im 19. Jh. wurden schließlich gemauerte und mit Steinplatten geschlossene Kanalbauten errichtet, welche Teile des Brückenlagers zerstörten.
Frühere Untersuchungen ergaben über Mörtelvergleiche, dass die innere Grabenmauer gleichzeitig mit der frühesten Phase der Stadtmauer errichtet worden war - womit die Grabenmauer ebenfalls mittelalterlich wäre. Das zeitliche Verhältnis zwischen Grabenmauern und Brückenanlage liess sich bei der Untersuchung 2017 nicht exakt eruieren. Sicher ist, dass beim Bau der inneren Grabenmauer/Zwingermauer Bezug auf eine Brückenanlage genommen worden war. Ob letztere bereits aus Stein bestand und der gefassten ersten Bauphase entspricht, bleibt offen. Ein Indiz für eine große zeitliche Nähe der beiden Mauern ist der ähnliche Charakter des Mauerwerks.
Archäologische Funde: Ofen-, Geschirr- und Baukeramik, Glas (Gefäße, Fensterglas, Murmel), Eisennägel.
Probenentnahmen: Mörtelproben.
Datierung: archäologisch/historisch. Mittelalter; Neuzeit. AD GR, Y. Alther.
Maienfeld GR, Churer Tor (Brücke über Stadtgraben)
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Maienfeld
Kanton
GR
Ort
Churer Tor (Brücke über Stadtgraben)
Koordinaten
E 2759127, N 1208380
Höhe
518 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
Ja
Probenentnahmen
Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
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Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
50 m2
Datum Beginn
19 Mai 2017
Datum Ende
23 Juni 2017
Datierungsmethoden
Historisch, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2018
Epoche
Mittelalter, (Frühe) Neuzeit, Zeitgenössisch
Art der Fundstelle
Infrastruktur (Verkehr/Transport)
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Keramik (architektonisches Element), Glas (Gefäss), Metall
Knochen
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Botanische Funde
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