LK 1146, 2591 870/1208444. Höhe 660 m. Datum der Bauuntersuchung: 4.1.-11.3.2016. Bibliografie zur Fundstelle: J. Schweizer, Zisterzienserkloster Frienisberg. Hinweise zur Baugeschichte und Baugestalt. In: K. Grunder/A. Hidber/B. Sigel (Red.) Zisterzienserbauten in der Schweiz, Band 2, Männerklöster. Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege an der ETH Zürich, Band 10.2, 42-56. Zürich 1990. Geplante Notmassnahme (Sanierung und Umbau des Pflegeheimes im Bereich der ehemaligen Klosterkirche). Grösse der Intervention 100 m². Klosterkirche
Umbauarbeiten im Nordflügel des ehemaligen Zisterzienserklosters boten 2016 Gelegenheit, hinter modernen Vormauerungen versteckte Wände der Abteikirche zu untersuchen. Hierbei wurden neue Aufschlüsse zur Bauentwicklung gewonnen. Sanierungen hatten 1973-1976 dem mittelalterlichen Baubestand von Kirche und Konventsgebäuden schweren Schaden zugefügt. Da die Eingriffe nur lückenhaft dokumentiert wurden, bestehen heute erhebliche Unwägbarkeiten bei der Klärung der Baugeschichte. Der aktuelle Umbau bezog von Beginn an den historischen Bestand der Kirche in die Planungen mit ein. Die südliche Mittelschiffwand und der Westabschluss wurden freigelegt (Abb. 60) und denkmalgerecht saniert. Die fünf Arkaden der südlichen Mittelschiffwand sind nun freigestellt und über zwei Geschosse hinweg sichtbar, ebenso das Westportal. Ebenfalls freigelegt wurden Teile der südlichen Querhauswand mit dem Durchgang zur Sakristei. Um 1131 hatte Graf Udelhard von Saugern dem Zisterzienserkloster Lützel seinen Grundbesitz am Frienisberg übergeben, um dort ein neues Kloster einzurichten. Beim Einzug des Konvents 1138 war der Baubetrieb an der Kirche wohl bereits weit fortgeschritten. Die aktuellen Untersuchungen deuten an, dass damals wesentliche Teile von Chor und Querhaus mit nicht ausgeschiedener Vierung fertiggestellt waren. Auch das fünfjochige Langhaus mit dem Rundportal im Westen war damals konzipiert und zumindest im Fundament angelegt. Die schlichtere Ausführung von Mittelschiff- und westlicher Aussenwand deutet an, dass das wohl flach gedeckte Langhaus mit den beiden Seitenschiffen erst nach einem langen Bauprozess in der 2. H. 12. Jh. oder zu Beginn des 13. Jh. abgeschlossen war. Wirtschaftlich erreichte das Kloster «Aurora» im 13. Jh. seine Blütezeit. Aus älteren Provisorien oder Vorgängern (?) entstand damals die noch am heutigen Bestand ablesbare Klausur mit dem Kreuzgang. Nach wechselvollen Zeiten wurde das Kloster 1528 im Zuge der Reformation säkularisiert. Die Einrichtung einer Berner Landvogtei und ab dem 19. Jh. verschiedener Pflegeeinrichtungen veränderten den Baubestand stark, insbesondere den Nordflügel mit der Kirche. Dies machen die aktuellen Untersuchungen deutlich. Wiederholt wurden Decken eingezogen und Fensteröffnungen in die Langhauswand eingebrochen. Das nördliche Seitenschiff wurde vollständig abgetragen. Chor und Querhaus weisen auf Erdgeschosshöhe Werksteine aus Muschelsandstein und vereinzelt aus Tuff- und Bundsandstein auf. Darüber ist verputztes Mauerwerk aus kleinen Hausteinen zu finden. Im Langhaus kamen nur beim Bau der Arkaden und des Westportals Werksteine zum Einsatz. Alle übrigen Abschnitte waren als verputztes Hausteinmauerwerk gefügt. Inwiefern sich darin Spenden und Lieferungen weit verstreut liegender abhängiger Höfen oder gar wirtschaftliche Schwierigkeiten des Klosters widerspiegeln, sei dahingestellt. Auffällig ist jedenfalls die ursprüngliche Gestaltung der südlichen Mittelschiffwand als geschlossene Wandscheibe, nur die Arkadenbögen über der Kämpferzone blieben offen. Sie müssen wie eine Art Thermenfenster gewirkt haben. Im letzten Joch vor dem Westabschluss bestand eine rundbogige Pforte aus Tuffsteinquadern, die auf Höhe des westlichen Kreuzgangflügels den Konversen vom Seitenschiff aus direkten Zutritt zum Mittelschiff mit dem Mönchschor bot. Noch während der Klosterzeit wurde die Mittelschiffwand so zurückgearbeitet und geöffnet, dass aus den «Thermenfenstern» Arkaden zwischen fünf Pfeilern entstanden.
Datierung: archäologisch-historisch. um 1131-19. Jh. A D B, V. Herrmann.
Seedorf BE, Frienisberg, Klosterkirche
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Seedorf (BE)
Kanton
BE
Ort
Frienisberg, Klosterkirche
Koordinaten
E 2591870, N 1208444
Höhe
660 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
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Analysen
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Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
100 m2
Datum Beginn
04 Januar 2016
Datum Ende
11 März 2016
Datierungsmethoden
Historisch, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2017
Epoche
Mittelalter, (Frühe) Neuzeit, Zeitgenössisch
Art der Fundstelle
Kult/religiös (religiöses Gebäude), Kult/religiös (Heiligtum), Kult/religiös (Kloster)
Art der Untersuchung
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Archäologische Funde
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Knochen
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Botanische Funde
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