LK 1070, 658 624/258 919 (Mittelpunktkoordinate). Höhe 360 m.
Datum der Grabung: 28.6.-16.12.2011.
Bibliografie zur Fundstelle: S. Heuberger, Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa im Jahre 1911. IV. Drei weitere Arbeiten ausserhalb des Lagers. A. Römische Schotterstrasse und ein Mauersockel in Oberburg. ASA N. F. 14, 1912, 128-132; Jber. GPV 2006, 90; 2010, 84f.
Geplante Notgrabung (Bauprojekt), Grösse der Grabung ca. 4400 m².
Siedlung (Zivilsiedlung südlich des Legionslagers).
Während fünfeinhalb Monaten untersuchte ein im Schnitt 17-köpfiges Team der Kantonsarchäologie Aargau im Rahmen der ersten Etappe der Grossgrabung Windisch-Dorfzentrum einen bislang noch kaum archäologisch erforschten Bereich unmittelbar südlich des Legionslagers Vindonissa. Aus älteren Aufschlüssen war bereits bekannt, dass die Grabungsfläche in den Bereich einer Nord-Süd verlaufenden Ausfallstrasse und der parallel dazu verlaufenden Aquäduktbrücke reicht.
Diese Vermutung hat sich in Form von drei Nord-Süd verlaufenden, übereinander liegenden Strassen und zehn Aquäduktpfeilerfundamenten bestätigt. Die Siedlungsgeschichte des untersuchten Areals beginnt in frühtiberischer Zeit mit der Anlage der ersten, aus einem einfachen Kieskoffer bestehenden Strasse mit Graben auf der Westseite. Ein Indiz für deren relativ schlechte Qualität dürften die zahlreichen Wagenspuren sein, welche den gesamten Strassenkoffer überziehen.
In spättiberisch-frühclaudischer Zeit wurde dieses älteste Bauwerk aufgegeben und mit einem bis zu 0,3 m mächtigen Schichtpaket aus planiertem Bauschutt und Siedlungsabfällen überdeckt. Die gesamte Schicht bildete die Unterlage für die zweite Strasse, die aufwändig mit einem Unterbau aus dicht an dicht verlegten Kalkbruchsteinen und einer Holzkonstruktion als Strassenrandbefestigung errichtet wurde. Sie ist zudem anders orientiert als ihre Vorgängerin. Gegen Osten ging das Areal in spättiberisch-frühclaudischer Zeit in einen rund 12 m breiten Kiesplatz über, auf dem sich Hinweise für verschiedene Handwerkszweige fanden (Metall-, Knochen- und Geweihbearbeitung). Um die Mitte des 1. Jh. wurden Platz und zugehörige Strasse mit bis zu 0,3 m mächtigen Planieschichten überdeckt und darauf schliesslich die jüngste Nord-Süd verlaufende Strasse angelegt.
Parallel dazu, in einem Abstand von rund 1,5 m, fanden sich die Pfeiler der Aquäduktbrücke (Abb. 32). Entgegen den Erwartungen aus analogen Befunden in Altgrabungen stehen sie hier mit Abständen von rund 2 m deutlich dichter. Die rund 2,4 × 2,4 m grossen Fundamente sind sehr unterschiedlich gut erhalten; manche sind vollständig bis auf die Sohle der bis gegen 1,6 m tiefen Fundamentgrube ausgebrochen, während andere bis zum Ansatz des aufgehenden Mauerwerks intakt sind. Die stratigrafische Einordnung der Fundamente und die wenigen Funde aus den Raubgruben lassen den Schluss zu, dass die Aquäduktbrücke wohl bereits im frühen 2. Jh. n. Chr. umgelegt und das Steinmaterial wiederverwendet wurde.
Das Areal östlich von Strasse und Aquädukt war in der 2. H. 1. Jh. nicht überbaut. Im Norden deuten einige Kellergruben auf eine hier einsetzende Bebauung hin.
In der 2. H. 4. Jh. ist aufgrund von zahlreichen gefundenen Münzen mit einer Nutzung des östlichen Teils des untersuchten Areals zu rechnen. Hier ist eine grossflächig mit Kies befestigte Oberfläche nachzuweisen, auf der ein sehr hoher Anfall an Metallfunden (Münzen, Militaria, Trachtbestandteile, Schuhnägel) zu verzeichnen ist.
In der zweiten Grabungsetappe wird ab März 2012 abschliessend die verbleibende Grabungsfläche von rund 2000 m² untersucht.
Archäologische Funde: umfangreiches Fundspektrum des 1. Jh. n. Chr., vereinzelte Funde aus der mittleren und späten Kaiserzeit.
Faunistisches Material: zahlreiche Tierknochen, zu grossen Teilen wohl Schlachtabfälle.
Probenentnahmen: Sedimentproben für Archäobiologie; mikromorphologische Proben; Mörtelproben; Gesteinsproben.
Datierung: archäologisch. 1.-4. Jh. n. Chr.
KA AG, M. Flück.
Windisch AG, Dorfzentrum
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Windisch
Kanton
AG
Ort
Dorfzentrum
Koordinaten
E 2658624, N 1258919
Höhe
360 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Botanische Reste, Archäobiologische Schlämmproben, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
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Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
4400 m2
Datum Beginn
28 Juni 2011
Datum Ende
16 Dezember 2011
Datierungsmethoden
Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2012
Epoche
Römisches Reich
Art der Fundstelle
Siedlung, Siedlung (Militärcamp)
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
keine Funde
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
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