LK 1187, 2609 100/1 192 000. Höhe 527 m. Datum der Grabung: 21.9.2020-15.10.2021. Bibliografie zur Fundstelle: Gubler, R./Zaugg, P. (2022) Münsingen, Entlastungsstraße Nord. Ein römischer Gutshof mit prähistorischen Wurzeln. ArchBE 2022 (in Vorbereitung); Tschumi, O. (1942) Die römischen Mosaike von Münsingen (Amt Konolfingen). Jahrbuch BHM Bern 21, 67-78; Grütter, H./Clément, C. (1963/64) Münsingen (Bezirk Konolfingen), Rossboden. Jahrbuch BHM Bern 43/44, 653; Suter, P. J. (1990) Das neuentdeckte Gebäude der römischen Siedlungsstelle Münsingen-Kirche/Rossboden. AKBE 1, 133-139; Glauser, K./Bacher, R./Büttiger-Schumacher, E. (1999) Münsingen, Gerbegraben/Rossboden. Rettungsgrabungen 1995/96: römischer Gutshof. AKBE 4A, 81-97; Müller F. (1996) Latènezeitliche Grabkeramik aus dem Berner Aaretal. JbSGUF 76, 43-66; Raselli-Nydegger, L. (2010) Von keltischem Schmuck und römischer Badekultur. In: Kommission Ortsgeschichte (Hrsg.), Münsingen, Geschichte und Geschichten, 29-54. Münsingen. Geplante Notgrabung (Neubau Entlastungsstraße). Größe der Grabung rund 10.000 m². Siedlung
1941 entdeckte man bei der reformierten Kirche ein römisches Mosaik. Auf der Geländeterrasse der Kirche wird seither das Hauptgebäude eines Gutshofes vermutet, in der Ebene darunter der Ökonomieteil. Hier stieß man beim Leitungsbau 1964 auf ein mehrräumiges Steingebäude und 1988 auf ein weiteres Gebäude. Ihre Lage - im Verhältnis zueinander und zum vermuteten Haupttrakt - passt zu Bauten am Rande einer pars rustica. Im Vorfeld eines großflächigen Bauprojekts legte der ADB auf dieser Ebene 2018 und 2020 Baggersondierungen an. Sie lösten eine einjährige Grabung aus. Kleinere Flächen werden in den kommenden Jahren baubegleitend untersucht. Die Sondierungen ließen in erster Linie römische Befunde erwarten, daher war die Dichte zahlreicher Spuren anderer Epochen eine Überraschung. Funde und erste C14-Proben aus verschiedenen Gruben weisen auf eine Nutzung der Ebene ab der späten Bronzezeit und in der Hallstattzeit. Ein Kiesweg, eine Pferde- und eine Rinderbestattung belegen mittelalterliche Aktivitäten (C14-Datierungen 11.-16. Jh.). Von besonderem Interesse sind aber Befunde aus der Latènezeit. Ein N-S verlaufender, großer Graben konnte auf seiner ganzen Länge (65 m) gefasst werden. Er war bis 4,5 m breit und am tiefsten Punkt gut 2 m tief erhalten. In rechtem Winkel dazu lagen, in 3-5 m Abstand, an beiden Enden schmalere Gräben. Sie setzen sich nach Osten und Westen auch außerhalb der Grabungsfläche fort. Eine erste Einschätzung des Fundmaterials aus dem großen Graben deutet auf eine primäre Auffüllung in der Phase Lt D1, gefolgt von einem zweiten, etwas späteren Schichtpaket (Lt D2). Von den zwei schmaleren Gräben ist der südliche (2 m Breite) anhand großfragmentierter Keramikscherben auf der Sohle ebenfalls spätlatènezeitlich zu datieren. Der nördliche Graben (1,2 m Breite) lieferte kaum Funde aus den unteren Auffüllungen, die jüngste enthielt römische Dachziegel. Eine Vielzahl an Pfostengruben, größeren Gruben und Hitzesteinkonzentrationen konnte noch nicht datiert werden. Sie verteilen sich über die gesamte Grabungsfläche, ohne dass sich klare Befundkonzentrationen oder Gebäudegrundrisse - mit einer Ausnahme - erkennen lassen. Eine erste Serie C14-Analysen sowie Münz- und Keramikfunde belegen aber eine spätlatènezeitliche Nutzung des Areals. Noch in der frühen Kaiserzeit dürfte der große Graben aufgefüllt worden sein. Quer darüber legte man eine Straße an. Sie liegt etwa in der Mittelachse der pars rustica. Dies lässt sich postulieren, da das 1964 ausgegrabene Steingebäude (rund 13 x 13,5 m) in der Grabung 2020/21 sein nördliches Pendant fand. Geoelektrische Untersuchungen lieferten außerdem Hinweise auf die Lage einer Trennmauer zwischen pars urbana und pars rustica sowie der nördlichen Ausdehnung des Hauptgebäudes auf der Geländeterrasse der Kirche. Eine Umfassungsmauer des Ökonomieteils fehlt weiterhin. Der 2020/21 untersuchte Steinbau (15,5 x 15 m) wies einen steinernen Anbau auf, der eindeutig als kleines Bad oder Badetrakt (12,5 x 4 m) angesprochen werden kann. Es bestand aus drei Räumen, davon zwei mit Hypokaust. Auf der Südseite waren ein Warm- und ein Kaltwasserbecken angebaut (2,7 x 2,2 m und 2,7 x 3 m). Ein Vorgängerbau aus Holz ist zumindest im Bereich des Badetrakts nachgewiesen. Wann das mehrräumige Steingebäude und das Bad gebaut wurden, ist zurzeit noch unklar, der Abbruchschutt beider enthielt jedoch Gefäßkeramik und Münzen aus dem 3. und 4. Jh. n. Chr.
Archäologische Funde: Gefäß- und Baukeramik, Eisen, Buntmetall, Glas, Münzen. Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet und bearbeitet. Probenentnahmen: Mikromorphologie, Sedimentproben, C14-Proben, Mörtelproben. Datierung: archäologisch; C14. Spätbronzezeit; Hallstattzeit; Latènezeit; Römische Zeit, 1.-4. Jh. n. Chr.; Mittelalter. ADB, R. Gubler.
Münsingen BE, Entlastungsstrasse Nord
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Münsingen
Kanton
BE
Ort
Entlastungsstrasse Nord
Koordinaten
E 2609100, N 1192000
Höhe
527 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
14C, Mikromorphologie
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
10000 m2
Datum Beginn
21 September 2020
Datum Ende
15 Oktober 2021
Datierungsmethoden
14C, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2022
Epoche
Römisches Reich, Mittelalter, Eisenzeit, Bronzezeit
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Keramik (Gefäss), Keramik (architektonisches Element), Metall, Glas (Gefäss), Metall (Münze(n)/Medaillen)
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
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