LK 1069, 644 105/261 530. Höhe 356 m.
Datum der Sondierung: 11.-19.7.2005. - Datum der Grabung: 16.8.-28.10.2005.
Bibliographie zur Fundstelle: Vom Jura zum Schwarzwald 1986, 156-160; JbSGUF 82, 1999, 262 f.
Geplante Notgrabung (Neubau 8 MFH mit Tiefgarage). Größe der Grabung 440 m².
Siedlung. Gräber.

Die archäologischen Strukturen waren im Bereich des geplanten Außenparkplatzes der geplanten Überbauung besonders gut erhalten. Dort wurde eine Fläche von ca. 440 m² bis auf die maximale Tiefe von 1,2 m im Handabtrag gegraben. Der Aushub der Tiefgarage wurde begleitet und dabei in einer Mulde Reste einer stark holzkohlehaltigen Kulturschicht untersucht, welche unter anderem verkohltes Getreide enthielt.

Die Siedlung liegt am Hangfuß 100 m südlich des Feihalterbachs. Gegen den Bach hin wurde sie durch eine dammartige Steinschüttung begrenzt (Abb. 18), die Siedlungsabfall enthielt (Hitzesteine, groß fragmentierte, stark versinterte Keramik, Tierknochen). Hinter dem Damm, auf Kiesschüttungen, die zur Befestigung des lehmigen Bodens eingebracht wurden und gleichzeitig als Weg- und Hofplatz dienten, standen die Gebäude. Zwischen Damm und Häusern verlief ein Traufgraben.

Von einem 9,5 × 5 m großen Pfostenbau hatten sich 14 Pfostenlöcher 15-25 cm tief erhalten; ihr Durchmesser betrug im 20-25 cm, sie lagen 1,8 resp. 2,4 m voneinander entfernt. Hitzsteine dienten als Keilsteine. Die Pfostenlöcher waren mit stark aschig-kohligem Material verfüllt, was auf einen Brand des Gebäudes hindeutet.

Das Fundmaterial umfasst zahlreiche gut erhaltene Fragmente von Grob- und Feinkeramik sowie wenige Eisenobjekte (u. a. Pinzette), ferner Fragmente von Armringen aus Lignit und vier tönerne Spinnwirtel. Das Fundmaterial datiert die Siedlungsreste an den Beginn der älteren Eisenzeit (HaC1).

In den Profilen der benachbarten Baugrube waren unter dem frühhallstattzeitlichen Siedlungsniveau, durch eine Schicht eingeschwemmten Lehms von ihm getrennt, zwei ältere Kiesschüttungen mit dazugehörender Kulturschichtbildung erkennbar. Im oberen Horizont fand sich eine Konzentration von verziegeltem Hüttenlehm. Die älteste Siedlungsschicht äußert sich wiederum durch eine Kalkkiesschüttung. Einzelne, aus dem Baugrubenprofil gelesene Scherben erlauben eine erste Datierung, nämlich in die Mittelbronzezeit. Reste der zugehörigen Siedlung sind unter der Grabungsfläche noch im Boden erhalten und können gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt ausgegraben werden.

Obwohl bereits bei den Sondierungen ein wenig römische Keramik- und Ziegelscherben führender Horizont festgestellt wurde, kam der Fund von zehn römischen Brandschüttungsgräbern im Areal westlich der Grabungsfläche unerwartet. Die eng beieinander liegenden Bestattungen wurden bei den Aushubarbeiten angeschnitten, mindestens deren zwei wurden dabei durch den Bagger zerstört.

Der Leichenbrand und die starke Brandspuren aufweisenden Beigaben lagen in flachen Mulden. Das Fehlen von Holzkohle kann mit der geringen Überdeckung der Gräber erklärt werden.

Wie das Fundmaterial zeigt, wurden hier im letzten Drittel des 1. Jh. n. Chr. Verstorbene beigesetzt. Die Zusammensetzung der Inventare ist auffallend einheitlich. Neben einiger TS (besonders beliebt: Schüsselchen Drag 35) und weiterer Feinkeramik fanden sich in allen Gräbern zahlreiche Scherben von Glasflaschen, Bechern und Balsamarien. Herausragende Funde sind zwei Münzen, ein bronzener Spiegelgriff sowie eine Aucissafibel.

Aufgrund der Stratigrafie ebenfalls in römische Zeit zu datieren ist ein 60 cm tiefer Graben, welcher in Nord-Süd-Richtung quer durch das Grabungsgelände verlief und dessen Funktion (Deuchelleitung?) nicht schlüssig geklärt ist. Karrengeleiseartige Vertiefungen lassen vermuten, dass hier später ein Weg verlief.

Archäologische Kleinfunde: Keramik, Lignit, Eisen, Glas (römisch), Bronze (römisch), Münzen (römisch).
Faunistisches Material: Siedlungsabfall; unbearbeitet.
Anthropologisches Material: Leichenbrand.
Probenentnahmen: Sediment und Makroreste. Holzkohleprobe für C14, noch undatiert.
Datierung: archäologisch. Ältere Siedlungsreste: Mittelbronzezeit (BzB/C). - Jüngere Siedlungsreste: HaC. - Römische Gräber: letztes Drittel des 1. Jh. n. Chr.
KA AG, A. Schaer, D. Wälchli und R. Glauser.