LK 1129, 2651111 368/1 229 478. Höhe 695.91 m.
Datum der Grabung: 7.-23.11.2022, 21.8.-21.9.2023.
Alte Fundstelle.
Geplante Notgrabung.
Grösse der Grabung 25 m².
Grab.

Im Rahmen eines Kontrollganges der auf einem Moränenwall gelegenen hallstattzeitlichen Hügelgräbergruppe im Gibelwald oberhalb der Gemeinde Büron entdeckte im Frühjahr 2022 ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Kantonsarchäologie Luzern ein Raubloch. Dieses befand sich am grössten Tumulus der Gräbergruppe und enthielt prähistorische Keramik sowie ein vorerst undefiniertes Bronzeobjekt. Auf Grund der Lokalisation des Raublochs im oberen Bereich des Hügels, lag die Vermutung nahe, dass es sich dabei um die Überreste einer Nachbestattung handeln könnte. Die unmittelbare Gefährdung durch illegale Sondengänger sowie die Erosion des Tumulus machten im erwähnten Bereich eine Notgrabung notwendig, die 2022-2023 in zwei Etappen durchgeführt wurde.
Dabei konnten 30-40 cm unter der Tumulusoberfläche die gut erhaltenen Überreste einer in die Hügelschüttung eingetieften hallstattzeitlichen Nachbestattung dokumentiert und geborgen werden. Beim bestatteten Individuum handelte es sich um einen im Alter zwischen 17 und 30 Jahren verstorbenen Mann, der in gestreckter Rückenlage Richtung Südost nach Nordwest beigesetzt wurde.
Als Grabbeigaben erhielt der Verstorbene ein Kegelhalsgefäss mit über den Gefässrand gehängter bronzener Schöpfschale, eine konische Schale sowie ein Keramikgefäss unklarer Form, in dessen Innern ein bronzenes Schöpfschälchen lag. Zwischen diesen im Fussbereich platzierten Gefässen fanden sich bis zum jetzigen Zeitpunkt unbestimmte Tierknochen, die allenfalls auf Speisebeigaben schliessen lassen.
Weiter wurden dem Bestatteten drei zu einem Bündel geschnürte Lanzen in den rechten Arm gelegt, wovon die Lanzenspitzen sowie mineralisierte Teile der Schäfte und der Schnürung erhalten geblieben sind. Auf Kopfhöhe, zwischen Lanzenspitze und Schädel und somit nicht am vorgesehenen Trageort, war zudem ein eiserner Dolch in einer mit Bronzedraht umwickelten Scheide niedergelegt worden. (Abb. 21) Die auf einem Zierblech im oberen Bereich der Dolchscheide angebrachten kreis- sowie strahlenförmigen Punzverzierungen waren auf den ersten Blick nicht sichtbar, da der Dolch mit der Schauseite nach unten im Grab lag. Die fragilen Waffenbeigaben wurden noch vor der Freilegung des Skelettes in einem Block geborgen und im Restaurierungslabor der Kantonsarchäologie Luzern freigelegt.
Bronzene Schöpfschalen mit Griff oder auch Dolche mit bronzedrahtumwickelter Scheide sind in der Schweiz, mit Ausnahme der beiden Dolchscheidenfragmente aus Pratteln BL und Port BE, bisher nicht bekannt. Vergleichsbeispiele finden sich vielmehr in hallstattzeitlichen Grabkontexten Süddeutschlands oder Österreichs, z.B. Magdalenenberg in Baden-Württemberg oder in Hallstatt.
Weiterführende anthropologische und bioarchäologische Untersuchungen der menschlichen Überreste sowie Materialanalysen der organischen Reste an Dolchscheide und Lanzenspitzen sind in Planung.

Archäologische Funde: Keramik, Bronzegefässe, Lanzenspitzen (Eisen), Dolch (Eisen), Dolchscheide (Bronze).
Anthropologisches Material: Einzelskelett.
Faunistisches Material: Knochen.
Probenentnahmen: Sedimentproben, Materialproben an Dolch und Lanzenspitzen.
Datierung: archäologisch. Eisenzeit, HaD1.
KA LU, S. Kurmann.