LK 1032, 2678 050/1288 600. Höhe 391 m. Datum der Grabung: 1.6.-31.7.2018.
Neue Fundstelle. Geplante Notgrabung (Umbau). Grösse der Grabung 120 m². Siedlung.

In Schaffhausen wird ein Häusergeviert, bestehend aus fünf Gebäuden um einen Innenhof gruppiert, komplett umgebaut. Es ist praktisch das letzte im so genannten Fischerhäuserquartier, welches bislang vor ganzflächigen neuzeitlichen Bodeneingriffen verschont geblieben ist. Das vor den Stadttoren am Rheinufer gelegene Quartier wird Ende des 13. Jh. zum ersten Mal als Wohnsitz der für Schaffhausen wichtigen Berufsgruppen der Fischer und Schiffsleute erwähnt. Die Trinkstube der Fischer, das spätere Restaurant Fischerzunft, wird anlässlich eines grossen Umbaus 1580 in den Quellen genannt und liegt bis heute direkt am Ufer des Rheins. Die umfangreichen Bauarbeiten werden archäologisch begleitet. In einer ersten Etappe stand die Grabung des Innenhofbereiches an. Sie brachte die rund 900-jährige Siedlungsgeschichte dieses Quartiers an Tageslicht.
Die älteste untersuchte Schicht war ein Brandschutthorizont aus dem 11. Jh. Noch tiefer liegende anthropogene Straten wurden nicht gegraben. Bereits so gelangen wir nahe an die Zeit der Ersterwähnung Schaffhausens im Jahr 1045. Darüber folgte eine mehrphasige Holzbebauung, welche sich über Balkengräben, mehrfach erneuerte Lehmböden und Ofen-/Herdstellen fassen liess. Auffällig dabei war, dass die Raumdispositionen und Ofen-/Herdstandorte jeweils über mehrere Erneuerungsphasen Bestand hatten. Darüber zeichnete sich eine Steinbauphase ab. Sie wies dieselbe Ausrichtung auf wie die abgegangenen Holzbauten, doch hatten sich ausser einzelnen Mauerzügen und ausgeraubten Mauergräben nichts davon erhalten.
Die nächstjüngeren Befunde, ein älterer und ein jüngerer Kellerraum mit kleinteiliger Kopfsteinpflästerung (Abb. 51), stehen bereits im Zusammenhang mit der noch bestehenden Häuserzeile, welche direkt an die Grabungsfläche anschliesst. Hier sind noch einige Fragen ungeklärt, die sich mit den weiteren Umbauarbeiten im Jahr 2019 hoffentlich beantworten lassen.
In die frühmoderne Nutzungszeit des Restaurants Fischerzunft gehörten ein mit Ton abgedichtetes Holzbecken, wohl für die Frischhaltung von Speisefischen, sowie zwei in den Boden eingelassene Fässer, die vermutlich der Lagerung von Kohlgemüsen dienten. Das Gebäude selbst wies einen in der Nordwand eingebauten Sodbrunnen auf.
Das Fundmaterial ist reichhaltig und vielfältig. Aus der Brandschuttschicht wurde viel verbrannter Wandlehm mit deutlichen Rutenabdrücken geborgen. Aus den Nutzungsschichten der Holzbauphasen stammt ein umfangreiches Material an Gefässkeramik und Knochen. In der Planie unter dem jüngeren Pflästerungsboden waren neben üblichem Abfall wie Baukeramikfragmenten, Knochensplittern oder Ofenkacheln auch drei Tonfiguren entsorgt worden. Sie waren bereits fragmentiert in den Boden gelangt. In den Kontext der Trinkstube der Fischer und dem nachmaligen Restaurant gehören die vielen zerbrochenen Flaschen und Trinkgläser.

Archäologische Funde: Gefässkeramik, Baukeramik, Ofenkeramik, Glas, Metall, Schlacke, Holzfässer, Spinnwirtel, Tonfiguren, Knochenobjekte.
Faunistisches Material: bearbeitete Tierknochen.
Datierung: archäologisch. Hochmittelalter bis 19. Jh. KA SH, M. Bertschi.