LK 1092, 703 880/243 230. Höhe 560 m.
Datum der Grabung: 4.11.1996-27.3.1997; 29.9.-21.11.1997.
Bibliographie zur Fundstelle: M. Graf, Kempten: Die römische Ortschaft CAMBIODUNUM, in: Antiquarische Gesellschaft Pfäffikon (Hrsg.) Eine Ahnung von den Ahnen, Archäologische Entdeckungsreise ins Zürcher Oberland, 139-142. Wetzikon 1993; JbSGUF 80, 1997, 258.
Geplante Notgrabung und Sondierung. Größe der Grabung ca. 600 m².
Siedlung, Grab.

Die im Jahre 1996 begonnene Ausgrabung Kindergartenstrasse 10-12 konnte im März 1997 abgeschlossen werden, während eine Sondierung in der nördlich anschliessenden Parzelle mit Gebäude Kindergartenstrasse 4 die Monate Oktober und November beanspruchte (Abb. 37).
Neben vagen Hinweisen auf Holzbauten ließen sich größere Bereiche eines dreiphasigen römischen Steingebäudes aufdecken. Ein aus vier Räumen bestehender Kernbau (erste Phase) wurde später mit einer Porticus, einem zentralen Durchgang sowie zusätzlichen Räumen U-förmig erweitert (zweite Phase). Einer dritten Bauphase ist u.a. ein Badetrakt sowie eine längere Quermauer im Norden zuzurechnen. Mörtelböden und bemalte Wände sind Anzeichen für eine reiche Ausstattung der Anlage. Unter den Funden sind insbesondere zahlreiche Eisengegenstände zu nennen. Geborgen wurden u.a. ein Schlossblech, Schlossteile, Beschläge, Haken und Nägel eines hölzernen Kästchens. Neben drei Türschlüsseln sei auch ein fast vollständig erhaltener, tordierter, mehrteiliger Kesselhaken erwähnt.
Das Bild der bis anhin recht unklaren römischen Bebauung Kemptens verdeutlicht sich allmählich. Die Befunde der Ausgrabung Kindergartenstrasse 4-12 können aber die Frage, ob Kempten ein Gutshof oder ein Vicus war, noch nicht abschließend klären. Zusammen mit einem im Jahre 1963 freigelegten Gebäude an der Tösstalerstrasse 20 (JbSGUF 57, 1972/73, 341-343) sowie den beinahe fund- und befundlosen Zonen südlich der Kindergartenstrasse 12, zeigen sich für Kempten gewisse Tendenzen in Richtung einer römischen Gutshofanlage mit Villa und Nebengebäuden.

Archäologische Kleinfunde: Keramik, Metall, Münzen, Wandmalereien.
Datierung: archäologisch; numismatisch. 1.-4. Jh. n. Chr.
KA ZH, F. Hoek.