LK 659 020/259 170. Höhe 361 m.
Datum der Grabung (3. Etappe): 2.3.-29.5.1998.
Bibliographie zur Fundstelle: JbSGUF 80, 1997, 259; 81, 1998, 310; R. Bellettati/Ch. Meyer-Freuler, Vindonissa: Ein aufschlussreiches Profil im Osttrakt des Klosters Königsfelden. JberGPV 1994, 5-35.
Geplante Notgrabung (Neubau Mehrfamilienhäuser). Größe der Grabung ca. 2000 m².
Legionslager.

Die 1996 begonnenen archäologischen Untersuchungen im Bereich der Via Principalis und der Principia des Legionslager Vindonissa wurden 1998 abgeschlossen. Die bereits 1997 ausschnitthaft unter den Schichten der 1. Holzbauperiode erfassten Befunde wurden durch einzelne Pfostenlöcher und Pfostenlochreihen, die keine erkennbaren Grundrisse bilden, sowie Gruben ergänzt. Derzeit noch ungeklärt ist, ob diese zu einer weiteren, ältesten Bauperiode gehören oder ob es sich um eine ältere Phase der 1. Holzbauperiode handelt.
Die Baustrukturen der 1. Holzbauperiode erstreckten sich bis unter die Lagerstraße der 3. und 4. Holzbauperiode und zum Teil bis unter die südlich anschließende Grabungsgrenze. Vor allem im südlichen Grabungsareal wurden Unterschiede in der Anlage der Wände - Gräbchen mit eng stehenden Pfosten und Pfostenlochreihen, die ohne Gräbchen in den Boden eingetieft wurden - festgestellt. Diese könnten auf verschiedene Bau- und Erweiterungsphasen hinweisen. Der in der 1. Holzbauperiode flächenmäßig größte fassbare Bauzustand wird durch einen mindestens 28 m breiten und mindestens 30 m langen Baukomplex repräsentiert. Noch unklar ist, ob weitere, südlich anschließende Baustrukturen zeitgleich mit dem Baukomplex bestanden haben und wenn ja, ob sie mit diesem eine bauliche Einheit bilden.
Im Zusammenhang mit den weiteren Auswertungsarbeiten wird auch zu überlegen sein, ob es sich bei dem Baukomplex um ein einzelnes Gebäude oder um mehrere Gebäudeeinheiten mit gemeinsamen Wänden handelt.
Von der 2. Holzbauperiode wurden keine weiteren Gebäude erfasst. Die Bebauung mit Holzbauten konzentrierte sich in dieser Zeit offenbar in der nördlichen Hälfte des Grabungsareals.
Die Gebäude der 3. und 4. Holzbauperiode grenzen an die mindestens 13 m breite Lagerstraße oder an einen erweiterten Bereich der Straße. Die Straße verlief etwas nördlich der Via principialis der Lager der 21. und 11. Legion. In ihren Koffer waren während beider Bauperioden jeweils Teuchelleitungen, in ca. 1 m breiten und 0.60 m tiefen Gräben, verlegt worden.
Die Befunde zu den in Steinbauweise errichteten Principia der 21. und 11. Legion wurden um eine ehemals holzverschalte Kalksumpfwanne ergänzt, die sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit den Umbaumaßnahmen der 11. Legion errichtet wurde.
Der weitgehend ungestörte Erhaltungszustand der jüngsten Schichten in den dieses Jahr untersuchten Flächen erlaubte den Nachweis stratifizierter nachlagerzeitlicher Befunde, die allerdings nicht genauer zu datieren sind: Über dem Kiesplatz der Principia wurde eine etwa 0.10 m starke Schicht aus feinen Splittern und Mehl von Muschelkalkstein erfasst. Ihre Ausdehnung beträgt mindestens 12 × 30 m. In die Schicht waren Pfosten eingetieft, die von einem oder mehreren Holzbauten stammen. Einige der Pfosten wurden mit Keilsteinen gesichert. Diese lagen allesamt auf dem gleichen Niveau wie die Oberfläche der Steinmehlschicht, die somit als zugehöriger Laufhorizont angesehen werden kann.

Archäologische Kleinfunde: Münzen, Gefäßkeramik, Lampen, Kleinfunde aus Metall und Bein, Mahlsteine und Ziegelstempel.
Probenentnahmen: Erdproben, botanische Makroreste, Holzkohlen, mineralisierte Holzreste.
Faunistisches Material: Tierknochen (darunter Fischknochen).
Datierung: archäologisch. Ende 1. Jh. v. Chr. - 1. Jh. n. Chr.
Aargauische Kantonsarchäologie, A. Hagendorn und R. Widmer.