LK 1256, 767 967/153 672. Höhe 1590 m. Datum der Grabung: 16.-20.6. und 25.6.2014.
Bibliografie zur Fundstelle: JbSGUF 59, 1976, 244; 71, 1988, 288; 80, 1997, 234f.; JbAS 97, 2014, 220f.
Geplante Notgrabung (Neuverlegung div. Leitungen). Grösse der Grabung 30 m².

Schlackenhalde. Im Jahr 1974 wurden beim Aushub eines Kanalisationsgrabens im Bereich Marmorera Scalotta erstmals zwei grubenartige Strukturen dokumentiert, die mit Schlackenstücken verfüllt waren. Neben Schlacken fanden sich in den stark holzkohlehaltigen Gruben auch Tondüsenfragmente. Der Fundkomplex wurde vom damaligen Ausgräber als spätlatènezeitliche Eisenverhüttungsanlage gedeutet. Ende der 1980er-Jahre wurde in unmittelbarer Nähe des ersten Fundplatzes, jedoch westlich des Flusses Julia/Gelgia, beim Bau eines Wasserleitungsnetzes eine 40 cm starke Schlackendeponie über einer max. 30 cm dicken Holzkohleschicht angeschnitten. Bei der Erschliessung des Wohnquartiers «Fora Vea», welches 45 m bzw. 110 m nordöstlich der beiden Fundstellen liegt, wurde 1996 abermals eine Schlackenhalde erfasst. Die damaligen archäologischen Arbeiten beschränkten sich auf die Beobachtung und Dokumentation der Leitungs- und Frostriegelgräben sowie der Strassentrasse. Die Neuverlegung diverser Rohrleitungen innerhalb des bestehenden Strassenverlaufs (Liegenschaft Nr. 16) machte erneut archäologische Massnahmen nötig. Die Grabungsarbeiten im Juni 2014 wurden vom ADG in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Prähistorische Archäologie der Universität Zürich baubegleitend durchgeführt und konzentrierten sich auf eine Fläche von 30 m². Auf dem übrigen Gebiet kamen keine weiteren archäologischen Befunde zum Vorschein bzw. wurden solche von den Bauarbeiten nicht tangiert. Die Notgrabung förderte eine 60 cm starke und mit Holzkohle durchsetzte Schlackenschicht zutage. Die Schlackenstücke teilen sich in Fraktionsgrössen von nur wenigen Zentimetern bis hin zu grossen, fast vollständig erhaltenen Schlacken mit über 30 cm Durchmesser. Das Schlackenpaket lag über einer max. 12 cm starken Holzkohleschicht. Die Relikte standen direkt über sandig-kiesigem Sediment an, wahrscheinlich Ablagerungen der mäandrierenden Julia/Gelgia. Die Nord-Süd-Ausdehnung der Halde beträgt 15.6 m, die Ost-West-Ausdehnung konnte nicht erfasst werden. Nach den Profilaufschlüssen zu urteilen, dünnt die Deponie dem Terrain folgend nach Südosten hin aus. Im südlichen Grabungsbereich wurde darüber hinaus eine ca. 60 cm tiefe Grube angeschnitten, die in das anstehende Sediment eingetieft worden war und vom südlichen Ausläufer der eigentlichen Schlackenschicht teilweise überlagert wurde. In der sehr holzkohlehaltigen Grube fanden sich u.a. stark verziegelte Lehmlinsen, die vermutlich von Schmelzöfen (Reste der Ofenauskleidung?) herrühren. Neben den Schlacken wurden drei Keramikfragmente (Bruchstücke von Tondüsen) sowie ein Reibstein geborgen. An der Oberkante der Schlackenschicht wurden zudem ein Eisenring und Eisenstift gefunden. Diese Objekte dürften allerdings im Zuge einer jüngerer Störungen in den Boden gekommen sein. Für naturwissenschaftliche Analysen wurden Holzkohle- und Schlackenproben entnommen. Jüngste Untersuchungen vergleichbarer Befunde durch die Universitäten Zürich und Innsbruck belegen, dass der im Oberhalbstein lokal anstehende Chalkopyrit in der frühen Eisenzeit abgebaut und zu Kupfer verarbeitet wurde. Da die C14-Datierung zum Zeitpunkt der Berichterstellung noch aussteht, wird für die Fundstelle ebenfalls eine Datierung in die Hallstattzeit vorgeschlagen.

Archäologische Funde: Tondüsenfragmente, Eisenring, Eisenstift, Schlacke, Reibstein. Probenentnahmen: Holzkohle (C14/Dendrochronologie), Schlacken, zwei Profilsäulen. Datierung: archäologisch. (Frühe) Eisenzeit. AD GR, C. Walser und T. Reitmaier; Universität Zürich, Institut für Archäologie, Fachbereich Prähistorische Archäologie, R. Turck, Ph. Della Casa und L. Naef.