LK 1031, 2689 784/1 283 623. Höhe 397.5 m.
Datum der Grabung: 3.1.-30.6.2022, Bauuntersuchungen bis 31.12.2022.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 105, 2022, 312-313.
Geplante Notgrabung und Bauuntersuchung (Neubau Verwaltungsgebäude, Sanierung).
Grösse der Grabung ca. 1200 m².
Siedlung, Kloster.

Die bereits 2020 begonnenen Grabungen im Innenhof des ehemaligen Barfüsserklosters wurden 2022 weitergeführt und abgeschlossen. Gleichzeitig fanden in den umliegenden Gebäuden umfassende Bauuntersuchungen statt, die 2023 fortgesetzt werden. Durch die Umnutzung der Häuser und wegen neuer Leitungen gab es an mehreren Orten zusätzliche Bodeneingriffe. Es lässt sich mittlerweile ein klareres Bild der Klosteranlage von ihren Anfängen bis zur Reformation und der nachmaligen Nutzung zeichnen.
Die vorklösterliche Nutzung des Areals bleibt diffus. Eine frühstädtische Bebauung ist nicht zweifelsfrei nachzuweisen, jedoch konnten Gruben- und Staketenstrukturen auf einer kleinen Fläche gefasst werden. Im Norden der Anlage verlief ein mindestens 5 m breiter Graben unter den späteren Klausurgebäuden. Er wird der ältesten bekannten Schaffhauser Stadtbefestigung aus dem 11. Jh. zugeschrieben. Ein erster Kirchenbau, von dem bereits 2021 die Nordmauer gefasst wurde, existierte im mittleren 13. Jh. Die Konventsgebäude entstanden sukzessive in den kommenden Jahrzehnten, wie Dendrodaten von 1260 und 1277/78 belegen. Der Westtrakt integrierte mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits bestehende Bauten.
Ein Brand um 1280 machte umfassende Erneuerungen im Nord- und Osttrakt nötig. Diese neuen Klausurgebäude und die vergrößerte Kirche nahmen aufeinander Bezug. Um 1515/1520 erfuhren die Kreuzgangarkaden eine Neugestaltung, Baumassnahmen in der Kirche ließen sich nicht feststellen. Nachdem 2021 fünf Gräber im Kircheninnern entdeckt wurden, traf man dort 2022 rund 16 weitere Gräber an. In mehreren Fällen waren die Bestatteten mit einem dicken Kalkmantel umschlossen, der Abdrücke des Leichnams und dessen Bekleidung enthielt (Abb. 79). Ein Leitungsgraben querte den zum Kloster gehörenden Friedhof östlich der Klausurbauten, wo rund 70 sich teilweise störende Grabgruben dokumentiert wurden.
Nach der Reformation 1529 wurden Kirche und Klausurgebäude in kleinere Parzellen aufgetrennt und individuell verändert, was sich baulich durch eingezogene Trennwände und neue Zugänge äußerte. Charakteristisch für die nachreformatorischen Umbaumassnahmen sind zudem das Integrieren und Aufstocken der Kreuzgangabschnitte sowie neue Geschossunterteilungen in den Konventbauten, unter Beibehaltung der ursprünglichen Gebäudehöhen. In der Folge entstanden die Hauseinheiten, die bis heute als solche getrennt sind und je eine eigene reiche Baugeschichte aufweisen.

Archäologische Funde: Geschirr- und Baukeramik, Glas, Metallobjekte, behauene Sandsteine.
Anthropologisches Material: vollständige und angeschnittene Bestattungen.
Faunistisches Material: Knochen, bearbeitet und unbearbeitet.
Probenentnahmen: Erdmaterial aus den Grabgrubenverfüllungen, Mörtel, Holzkohle.
Datierung: archäologisch. Hochmittelalter bis Neuzeit.
KASH, M. Bertschi.