LK 1070, 658650/258825. Höhe 363 m.
Datum der Grabung: 4.7.-29.11.1996.
Bibliographie zur Fundstelle: Jber. GPV, 1931/32, 2; 1963, 52; ASA 1912, 128f.; JbSGUF 79, 1996, 268.
Geplante Notgrabung (Neubau Wohn- und Geschäftshaus). Grösse der Grabung ca. 860 m².
Sonstiges.

Das Grabungsareal befindet sich ausserhalb des Legionslagers an einer nach Süden führenden römischen Strasse. Auf der anderen Strassenseite liegt das Forum der Zivilsiedlung von Vindonissa. Der östliche Randbereich der Strasse konnte während den Grabungen genauer untersucht werden. Anhand des Fundmaterials (2. Hälfte 1.Jh.) aus einer darüberliegenden Planie lässt sich der Zeitpunkt des Baus der Strasse in die 1. Hälfte des 1. Jh. legen. Darüber hinaus wurden mehrere parallel zur Strasse liegende Gruben aufgedeckt. Sie besassen sehr unregelmässige, nicht mit Vorratsgruben vergleichbare Umrisse und reichten bis in den anstehenden Kies hinab. Wahrscheinlich waren sie zur Kiesgewinnung für den nahen Strassenbau ausgehoben worden. Ihre Verfüllschichten enthielten ein reichhaltiges Fundmaterial (Militaria, Münzen, Keramik und Speiseabfälle) aus der 2. Hälfte des 1. Jh. Zwischen der Strasse, die um die Mitte des 1. Jh. nach Westen verlegt worden war und den vermutlichen Kiesabbaugruben fanden sich sieben Fundamentblöcke, die aufgrund der stratigraphischen Verhältnisse im Zusammenhang mit der jüngeren Planie stehen müssen. Sie besassen einen annähernd quadratischen (2,20 x 2,30 m) bis rechteckigen (2,20 x 2,60 m) Grundriss, waren bis zu einem Meter in den Boden eingetieft und in einer Reihe mit regelmässigen Abständen angeordnet. Leider war der archäologische Befund wegen einer im Grabungsareal liegenden, unterkellerten Abbruchliegenschaft teilweise gestört. In einem kleinen Grabungsfeld auf der anderen Seite des neuzeitlichen Hauses wurden zwei weitere Fundamente randlich erfasst. Sie besassen im Gegensatz zu den anderen Fundamenten nicht mehr eine Nord/Süd, sondern eine Nordwest/Südostausrichtung. Die Reihe biegt somit an dieser Stelle in Richtung Windisch-Oberburg ab. Im kleinen Grabungsfeld durchschlug eines der Fundamente den oben erwähnten Strassenkoffer aus der 1. Hälfte des 1. Jh. Mehrere Hinweise (u.a. eine Münze) sprechen dafür, dass das dazugehörige Bauwerk noch in spätrömischer Zeit abgebrochen worden war.
Bei den Grabungen sind keine ehemals aufgehenden Bauteile gefunden worden, was eine Interpretation der Blockreihe erschwert. Es dürfte sich aber um Pfeilerfundamente handeln, die nicht im Zusammenhang mit einem Gebäude stehen. Sie bilden die unmittelbare südliche, in der Flucht zu den neun Blöcken von 1996 stehend Fortsetzung von acht Fundamenten die bereits zwischen 1904 und 1963 dokumentiert wurden. Verlängert man die bisher bekannte Reihe ca. 100 m in Richtung Windisch-Oberburg, so führt sie zur Anemonenstrasse. Dort wurden 1995 eine Schuttschicht einer möglicherweise oberirdisch geführten Wasserleitung sowie 1937 etwas weiter oberhalb die Reste einer Wasserkammer ausgegraben. Die Pfeilerfundamente könnten somit zu einem Aquädukt gehören, welches das Legionslager mit Frischwasser versorgte.

Probenentnahmen: botanische Makroreste.
Datierung: archäologisch. 1.Jh. n. Chr.
Aargauische Kantonsarchäologie, R. Bellettati und G. Lassau.