LK 1047, 611870/267057. Höhe 270.00 m.
Datum der Grabung: 2./3. Quartal 1996.
Bibliographie zur Fundstelle: G. Helmig, Neue Erkenntnisse zur Befestigung der Inneren St. Alban-Vorstadt. JbAB 1990, 71-84; W. Meyer, Die Vorstadtbefestigung von St. Alban. Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 61, 1961, 145-150.
Ungeplante Notgrabung (Sanierung und Umbau des Wildensteinerhofes). Grabungsfläche ca. 50 m².
Gräber. Vorstadtbefestigung. Sodbrunnen.

Im Hofareal des Wildensteinerhofes sind in den neuen Leitungstrassen nur bereits verworfene menschliche Skelettreste und wenige Keramikscherben zum Vorschein gekommen, die zum bekannten, weiter östlich liegenden spätantiken Friedhof gehören. Die Umwandlung des bestehenden Kellers unter dem Sommerflügel des spätbarocken Stadtpalais in einen Werkraum für die hier domizilierten Minerva-Schulen führte zur Entdeckung eines zweiten Wehrturmes der Vorstadtbefestigung des späten 13. Jh. Der etwa halbkreisförmige Schalenturm misst im Licht rund 3.4 m. Schon zu Beginn im Baukonzept vorgesehen, wurde der Turm erst nach Erstellen der Wehrmauer fertiggestellt; eine Schlupfpforte reichte zuunterst bis auf die Grabensohle. Der bestehende Keller und damit der neue Werkraum liegen im aufgeschütteten, ehemals 5 m tiefen und 8 m breiten Wehrgraben, zwischen Wehr- und Kontermauer. Nach Erstellen der Äusseren Stadtbefestigung in der 2. Hälfte des 14. Jh. war die Vorstadtbefestigung funktionslos geworden und der Turm diente fortan als Latrinenschacht; er wurde im 15./16. Jh. mit Hausrat, Abfällen, Schutt und Fäkalien verfüllt. Im Rahmen der Neukonzeption des Wildensteinerhofes im ausgehenden 18. Jh. wurde der Turm auf Kellerboden-Niveau gekappt. Die Vorstadtbefestigung soll zusammen mit dem im Kellermauerwerk eingebundenen Sodbrunnenschacht des 17. Jh. im neuen Raumkonzept erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Archäologische Funde: Umfangreiches Geschirr- und Gläserensemble aus der Latrinenverfüllung.
Anthropologisches Material: wenige Streufunde von verworfenenen spätantiken Körperbestattungen.
Faunistisches Material: Speiseabfälle aus der Verfüllung des als Latrine umfunktionierten Wehrturms.
Probenentnahmen: Erdproben.
Datierung: archäologisch/historisch. Vorstadtbefestigung: spätes 13. Jh.; Latrinenverfüllung: 15./16. Jh.
ABBS, G. Helmig.