LK 1129, 650 850/224 960. Höhe 505 m.
Datum der Grabung: September-November 2005.
Bibliographie zur Fundstelle: JbHGL 2, 1984, 92f.; A. Reinle, Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern IV, 470-472. Basel 1956.
Geplante Notgrabung (Umbau der Liegenschaft zum Museum, mit Neubau und Teilunterkellerung). Grösse der Grabung ca. 200 m². Siedlung. Strasse.

Die Kampagne ist die Fortsetzung einer Ausgrabung, welche bereits 1982 in Angriff genommen, aber 1983 wieder eingestellt wurde, da man eine Integrierung der gut erhaltenen spätmittelalterlichen Strukturen in das bereits damals projektierte Stadtmuseum vorsah. Dies ist bei dem nun in Ausführung stehenden Projekt nicht mehr möglich.
Geschichtliches Umfeld: 1256 überlässt Graf Hartmann der Jüngere von Kyburg dem Kloster St. Urban (Pfaffnau LU) die Parzelle in der Nordostecke der entstehenden Stadt. In der Schenkungsurkunde wird Sursee erstmals als städtische Siedlung fassbar. Das Kloster St. Urban errichtet auf der Liegenschaft seinen Klosterhof und nutzt diesen bis zu seiner Aufhebung 1848 als seinen Stadtsitz. Das heutige Gebäude stammt von 1596/97.
Grabungsbefund: Unter der mittelalterlichen Häuserzeile verläuft eine präurbane Strasse, welche das Dorf Sursee mit dem Surental verband. Deren 5 m breites Kiesbett zeigt Hinweise auf intensive Nutzung (Karrenspuren, Hufnägel, Hufeisen) und Unterhaltsarbeiten. Den Funden nach zu urteilen, ist die Strasse hochmittelalterlich. Sie wurde bis um 1256 genutzt.
Um 1256 wurde die Siedlung Sursee zur Stadt ausgebaut. Wie die Ausgrabung zeigte, wurden die einzelnen Bauetappen innerhalb kurzer Zeit auf einer gut organisierten Grossbaustelle vorangetrieben:
1. Geländearbeiten am unmittelbar südlich der Grabungsfläche gelegenen Kirchhügel. Mit der Terrassierung entstand der Verlauf der heutigen Theaterstrasse, welche den präurbanen Verkehrsweg ersetzte.
2. Aushub des Stadtgrabens. Mit dem Graben und der Deponie des Aushubmaterials wurde die präurbane Strasse aufgegeben.
3. Bau der Stadtmauer. Zunächst wurde lediglich die Nordostecke der Stadtmauer errichtet, exakt in der Ausdehnung des Klosterhofs. Der Bau dieses Mauerabschnitts und der St. Urbanhof stehen somit in engster Beziehung.
4. Bau des romanischen St. Urbanhofs. Das trapezförmige Steingebäude lehnte sich innen an die Stadtmauer an. Für die Tür- und Fenstergewände des Gebäudes wurden verzierte Formbacksteine aus der Klosterziegelei verwendet.
5. Fertigstellung der Stadtmauer und Anhebung des Terrains, um das angestrebte endgültige Gehniveau im Inneren der Stadt herzustellen.
Bereits zum ursprünglichen Bau des Klosterhofs gehörten ein westlich anschliessender schmaler Ökonomietrakt sowie ein an der Gasse liegender Hofbereich.
Gemäss Befund fiel der Baukomplex im 15. Jh. einem Brand zum Opfer und musste wieder instand gestellt werden. Es dürfte sich beim freigelegten Brandhorizont um den Stadtbrand von 1461 handeln, bei welchem der St. Urbanhof gemäss Schriftquellen in Mitleidenschaft gezogen wurde.
1596/97 wurden das mittelalterliche Gebäude und die angrenzende Stadtmauer abgebrochen und durch den heutigen Bau ersetzt. Im Boden verblieben die bis zu 2 m hoch erhaltenen Grundmauern, welche teilweise als Kellermauern im neuzeitlichen Gebäude weitergenutzt wurden.

Anthropologisches Material: In Aufschüttungen umgelagerte Knochenfragmente.
Faunistisches Material: unbearbeitet.
Datierung: archäologisch; historisch. Hoch- und Spätmittelalter. K A L U, F. Küng.