LK 1207, 2615 370/1 177 070. Höhe 558 m.
Datum der Grabung: 6.1.-23.3.2020.
Bibliografie zur Fundstelle: Schärer, L./Ramstein, M. (2017) Pfahlbauer am Thunersee - Neue Fundstellen im unteren Seebecken. as. 40, 1, 16-23.
Geplante Notgrabung (schlechter Erhaltungszustand, Gefährdung durch Erosion).
Grösse der Grabung 337 m².
Siedlung.

Nach der Bestandesaufnahme und einem ersten Monitoring der 2015 entdeckten, bronzezeitlichen Pfahlbauten im unteren Thunersee, wurde im Winter 2020 die erste Rettungsgrabung eines stark erosionsgefährdeten, frühbronzezeitlichen Siedlungsbereichs im Norden der Fundstelle durchgeführt. An dieser Stelle verläuft eine von Kursschiffen und Lastkähnen frequentierte Schifffahrtsrinne Richtung Aare und Stadt Thun. Die konstatierten Erosionsprozesse sind entsprechend vor allem der Grossschifffahrt zuzuschreiben, ein weiterer Einflussfaktor dürfte die konstant vorherrschende Strömung sein. Im stark umgearbeiteten Gelände wurde eine Erosionskante dokumentiert, die sich bis zu einem halben Meter pro Jahr in die Siedlungsreste frisst. Die Tauchgrabung bestätigte die schlechte Erhaltung in aller Deutlichkeit. Rund 80 % der Pfähle waren bereits bis in den zugespitzten Bereich erodiert, nicht selten konnten nur noch die Pfahlnegative dokumentiert werden. Kulturschichten fehlten komplett. Trotzdem lassen sich dem Befund erste bauliche Details entlocken. So zeichnen sich mehrere Pfahlreihen ab, darunter eine doppelreihige, Nordwest-Südost verlaufende Anlage. Auch die Hauspfähle scheinen regelhaft angeordnet. Die dominierenden Holzarten Eiche und Fichte eignen sich gut für dendrochronologische Analysen. Allzu oft fehlen jedoch die letzten Jahrringe, was eine exakte Bestimmung der Fälljahre der Bäume verunmöglicht.
Derzeit zeichnen sich zwei Siedlungsphasen um 1590 und 1550 v. Chr. ab. Obwohl das Fundmaterial ebenfalls von Erosion gezeichnet ist, wurden doch zahlreiche Bronzeobjekte geborgen, darunter Angelhaken, Pfeilspitzen, Dolche und verschiedene Nadeln, die eine Datierung in die späte Frühbronzezeit bestätigen. Der Ausbruch der Covid-19-Pandemie führte zu einem vorzeitigen Abbruch der Rettungsgrabungen. Viele Fragen bleiben vorerst offen. Die Untersuchungen können voraussichtlich erst 2025 wiederaufgenommen werden, wenn gleichzeitig eine künstliche Seespiegelsenkung stattfindet, die den Verkehr der Grossschiffe erheblich einschränkt und einen Taucheinsatz überhaupt möglich macht.

Archäologische Funde: Stein- und Silexartefakte, Keramik, Bronzeobjekte.
Faunistisches Material: Knochen.
Probenentnahmen: Holz (Dendrochronologie), Kies und Steine (Petrologie), Bohrkerne (Geoarchäologie).
Datierung: archäologisch; dendrochronologisch. Bronzezeit, Siedlungsphasen um 1590 und 1550 v. Chr.
ADB, Lukas Schärer.