LK 1091, 683 277/247 490. Höhe 428 m.
Datum der Grabung: 12.10.-27.11.2009.
Bibliografie zur Fundstelle: E. Vogt, Der Lindenhof in Zürich. Zwölf Jahrhunderte Stadtgeschichte auf Grund der Ausgrabungen 1937/38. Zürich 1948; JbAS 92, 2009, 341.
Vier geplante Notgrabungen (Aushub für Neupflanzungen von Linden und Bau einer Nottreppe). Größe der Grabungen insgesamt 34 m².
Siedlung.

Die vier kleinflächigen Grabungen ergaben Befunde von der frührömischen Periode bis in die Neuzeit. In der im Süden der Lindenhofterrasse gelegenen Fläche konnte als älteste Struktur eine 1938 von Emil Vogt in Schnitt 113 zum Teil erfasste Grube mit frührömischer Keramik weiter verfolgt werden. Ein aufliegender Tuffstein-Kanal dürfte zum Heizsystem eines römischen Vicusgebäudes des 2./3. Jh. n. Chr. gehört haben. Der zugehörige Gehhorizont war abgetragen worden, bevor im Mittelalter das Gelände aufplaniert wurde. Entgegen den Erwartungen wurden hier keine Gräber des spätmittelalterlichen Friedhofes erfasst, dessen Ausdehnung sich nun klarer beurteilen lässt. Eine spätmittelalterliche Zungenmauer ist im Zusammenhang mit einem heute nicht mehr existierenden Treppenaufgang von der Pfalzgasse her zu sehen, der sich noch für das 16. Jh. belegen lässt.

Die im Nordwesten gelegene, durch frühere Baumpflanzungen stark beeinträchtigte Fläche ergab als wichtigstes Resultat den Nachweis einer bis anhin nicht bekannten spätrömischen Pfostenbauphase, für die eine Münze Valentinians II. und «späte» Rädchensigillata datierende Anhaltspunkte liefern. Der darüber liegende frühmittelalterliche Mörtelschutthorizont, den bereits Emil Vogt 1937 in Schnitt 3 beobachtete, wirft Fragen zum Zustand der Kastellmauer in dieser Periode auf.

Die in der Nähe des Nordaufgangs gelegene Grabungsfläche erbrachte an erwarteter Stelle die Einfüllung des westlichen der beiden Befestigungsgräben der Pfalzburg, die im Spätmittelalter aufgegeben worden waren. Der Verlauf des westlichen Grabenrandes ist gegenüber der Rekonstruktion von Emil Vogt wesentlich zu korrigieren. Das Fundmaterial der Grabenverfüllung ist überwiegend römisch. Die datierbare mittelalterliche Keramik führt in die Zeit des bisher nur historisch hergeleiteten Endes von Pfalzburg und Gräben nach dem Aussterben der Zähringer im Jahr 1218.

Der Aushub für einen Notausstieg in einem Streifen des von den einschneidenden Bauarbeiten 1966/67 unberührten Terrains südlich des Hauses Lindenhof 4, am Südhang des Moränenhügels, ergab die Reste von zwei 1,5 m breiten, parallelen Mauern in der Einfüllung des mutmaßlichen Kastellgrabens. Ein Zusammenhang mit dem Pfalzgebäude des 11. Jh. ist wahrscheinlich; Fragen zum Aussehen des Repräsentationsbaus in diesem außerhalb des Kastells gelegenen Bereich bleiben bestehen.

Örtliche Grabungsleitung: Ch. Rösch und P. Moser.

Datierung: archäologisch; numismatisch. Römische Zeit bis Spätmittelalter.
Stadtarchäologie Zürich, A. Motschi.