LK 1195,759 911/190 728. Höhe 620 m.
Datum der Grabung: 30.4.2012-31.1.2013.
Neue Fundstelle.
Bibliografie zur Fundstelle: E. Poeschel, Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Graubünden, Band VII, 3-32, 205-227. Basel 1948; S. Gairhos, Archäologische Untersuchungen zur spätrömischen Zeit in Curia/Chur. JbSGUF 83, 2000, 95-147; E. Nielsen, Chur, Marsöl. Eine spätpaläolithische Fundstelle im Bündner Rheintal. Jahresbericht des Archäologischen Dienstes Graubünden und der Denkmalpflege Graubünden 2002, 48-72; W. Sulser/H. Claussen, Sankt Stephan in Chur. Frühchristliche Grabkammer und Friedhofskirche. Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich 6. Zürich 1978.
Geplante Notgrabung (Neubau von zwei Untergeschossen für Garage und Archiv).
Grösse der Grabung 800 m².
Siedlung. Grab. Sonstiges.


Mit einem umfassenden Konzept wird in den Jahren 2012-16 das Bischöfliche Schloss saniert und baulich der heutigen Nutzung angepasst. Das Projekt wird seit Planungsbeginn im Jahre 2009 von der Denkmalpflege und dem AD GR begleitet. In einer ersten Etappe wurden 2012 im östlichen Aussenbereich die Vorarbeiten für den Bau von zwei Untergeschossen (Garage, Archiv) durchgeführt. Aufgrund der bisherigen Befunde und Funde im Hofareal und dessen Umgebung waren Siedlungsreste von der Urgeschichte bis in die Neuzeit möglich.
Nach dem Abbruch der im 19. und 20. Jh. erstellten Bauten begann im Mai 2012 der Aushub der 3000 m³ grossen Baugrube zwischen dem so genannten Weiherhaus (1845 als neuer Osttrakt des Schlosses errichtet) und der Arosastrasse. Aus statischen Gründen konnte die bis 7 m tiefe Baugrube nur in Etappen von 1.50-2 m, denen sich auch die archäologischen Untersuchungen anzupassen hatten, vorangetrieben werden. Im Zuge der ersten Etappe wurde das Weiherhaus mit fünf Schachtfundamenten unterfangen, die bis in den anstehenden Fels reichen. Die Sicherung der östlichen Baugrubenwand (Eisenanker/Spritzbeton) folgte den einzelnen Aushubetappen. Mit maschinell ausgeführten Sondagen wurden jeweils vor dem Flächenabtrag die archäologischen Befunde erschlossen, ihre Art und Ausdehnung bestimmt und dokumentiert. Nach Erreichen des Felsuntergrundes waren die archäologischen Untersuchungen ausserhalb des Schlosses beendet. Die Begleitung der anschliessenden Bauarbeiten im Kellergeschoss des Weiherhauses für den Zugang vom Schloss in die beiden Untergeschosse dauern noch bis Januar 2013.
Urgeschichtliche oder römische Siedlungsreste und Funde fehlen auf dem Areal. Falls sie einst vorhanden waren, wurden sie vermutlich beim Bau der Weiheranlage mit einem grossen Teil der nacheiszeitlichen Ablagerungen abgetragen. Ob bereits beim Bau des spätrömischen Kastells ein durch die Topografie vorgegebener, parallel zum Hang verlaufender Einschnitt zu einem Graben erweitert wurde, war nicht zu entscheiden. Im südöstlichen, hangseitigen Randbereich wurde als ältester, bereits nachrömischer Befund eine Bestattung vom Ende des 8. Jh. (C14-datiert) gefasst. Sie gehört vermutlich zum frühmittelalterlichen Friedhof um die weiter oben liegenden Kirchen St. Stefan und St. Luzi.
Im ausgehenden Mittelalter wurde im Einschnitt/Graben zwischen der östlichen Wehrmauer und dem Hang die erste Weiheranlage gebaut; letztere war mindestens 330 m² gross und mit einer Mauer eingefasst. Eine zwischen die Ost- und Westmauer eingespannte Holzwand - ihr Zweck bleibt zu klären - ist in die 1540er-Jahre dendrodatiert. Im 17. Jh. kam es mit dem Bau der ersten Zufahrt ins Schloss zu baulichen Anpassungen. Für das Wegtrassee war eine Rampe aus Erdanschüttungen notwendig, die im Norden und Osten durch einen Mauerwinkel gestützt wurden. Gleichzeitig kam es zur Verkleinerung des Weihers. Vor dem Bau der neuen, um 3.50 m nach Süden versetzten Mauer wurde zur Abdichtung des Weihers und als Teil der Rampe ein mit Lehm verfüllter Holzkasten erstellt (dendrodatiert in die 1660er-Jahre; Abb. 54). Abgesehen von geringfügigen Renovationen blieb die Weiheranlage bis ins 19. Jh. in dieser Form bestehen. Mit einem 38 m langen, gewölbten Kanal wurde in der 1. H. 19. Jh. der Abfluss an der Nordseite eingedeckt. Nach dem Einbau eines Wasserreservoirs wurde das Weiherbecken in den 1860er-Jahren mit dem Aushubmaterial der Baugrube für die Kantonsschule zugeschüttet.

Archäologische Funde: Keramik, Lavez, Glas, Holz, Leder, Metall.
Anthropologisches Material: ein Skelett.
Faunistisches Material: wenige Tierknochen.
Probenentnahmen: Holz für Dendrochronologie, Holzkohle für C14-Datierung, Schlämmproben.
Datierung: archäologisch; historisch; dendrochronologisch; C14. Frühmittelalter; ausgehendes Mittelalter; Neuzeit.
AD GR, M. Seifert.