LK 1069, 2645 558/1265 650. Höhe 332 m.
Datum der Grabung: 3.-26.6.2019.
Neue Fundstelle.
Geplante Notgrabung (Neubau Mehrfamilienhäuser mit Tiefgaragen). Größe der Grabung ca. 800 m².
Siedlung.
Die untersuchte Fläche liegt in einem Hinterhof des historischen Ortskerns von Kaisten, nahe des Zusammenflusses des Kaister- und Oberkaisterbaches. Auslöser der Aushubbegleitung auf dieser unter Beobachtung stehenden Parzelle war die Entdeckung eines Steinkellers. Die daraufhin etappiert erfolgte Ausgrabung brachte Besiedlungszeugnisse des ausgehenden Spätmittelalters bis zur Frühneuzeit sowie eine römische Schicht zu Tage. Letztere hat sich in einer größeren Bodensenke erhalten. Die darin enthaltenen großformatigen Keramikfragmente deuten auf eine sehr nahe befindliche Niederlassung hin und datieren deren Bestehen von der ersten Hälfte des 2. bis in das 3. Jh. n. Chr. Unter den römischen Funden sind auch ein Antoninian und das Fragment eines Messerfutteralbeschlags mit durchbrochener Volutenornamentik vom Typ 32 Rogging nach Ludwig Berger zu erwähnen, beide aus dem 3. Jh. n. Chr.
Einen Einblick über spätmittelalterliche-frühneuzeitliche Land- und Gewässernutzung im ländlichen Raum bieten die Befunde zu einem Kanal. Er ist zwischen den gabelartig ineinanderfließenden oben genannten Bächen errichtet worden und entspricht wahrscheinlich einem an gleicher Stelle im historischen Bannplan von Fricktal (1772-1783) abgebildeten Kanal. Als solcher ist ein auf einer Länge von 20 m im Osten der Grabungsfläche nachgewiesener, wannenförmiger Graben zu interpretieren. Dazugehörige hölzerne Bauteile waren nur an einer Stelle fassbar. Hier steckten längs der 60 cm breiten Sohle einige dünne Pfosten. Es handelt sich um die Überreste des ehemals zur Aussteifung der Kanalwände dienenden Flechtwerks. An gleicher Stelle überspannte eine Holzkonstruktion den 1.8 m breiten oberen Kanalrand. Bei den erfassten Hölzern handelt es sich um zwei spärlich behauene, mit Zapfenlöchern und Überkämmung ausgestattete Baumstämme, die vermutlich als tragendes Gerüst für einen Schieber gedient haben. Mit einer solchen Wehvorrichtung konnte das Wasser im Kanal beispielsweise für Bewässerungszwecke gestaut oder dessen Stand zur Energiegewinnung reguliert werden. Die verschiedenen Kiesablagerungen innerhalb des Kanals zeigen, dass darin immer wieder Wasser mit großer Geschwindigkeit floss. Diese wechseln sich ab bzw. vermischen sich mit Schichten, die reichlich Funde enthalten. Der Befund spricht dafür, dass der Kanal von Anfang an stets zur Müllentsorgung gedient hatte und nicht gereinigt wurde. Die daraus geborgenen Fundkomplexe sind stratifiziert und zeigen eine Entwicklung im Fundgut, die von der Zeit des frühen 16. Jh. bis ins späte 17./18. Jh. geht. Hinzu sorgte das feuchte Milieu im Kanalsohlenbereich für die Erhaltung von organischen Resten.
Der 7×7 m große Steinkeller lag westlich des Kanals. Er besaß massive 70 bis 100 cm messende Mauern mit Lichtschächten und beherbergte einen 32 m² großen Raum, der durch eine 2 m breite Tür zugänglich war. Der Kellerboden wurde zweimal mit Kieselwacken gepflastert. Zur jüngeren Pflasterung gehören eine Rinne entlang der Wände und ein Entwässerungskanal, der den Raum von Süden nach Nordwesten durchquerte und hier nach draußen in einen daran angelegten Kanal weitergeführt wurde. Der kleine Keller gehört zu einem massiv gebauten Gebäude, das aufgrund der soliden Mauern als Speicher fungiert haben muss. Im historischen Bannplan von Fricktal kommt in gleicher Lage ein solch kleinformatiger Bau vor. Gemäß diesem hat das archäologisch nicht datierbare Gebäude um 1783 bereits gestanden. Es muss vor 1843 abgebrochen worden sein, da es in der Michaeliskarte nicht mehr vorkommt.
Archäologische Funde: Gefäßkeramik, Ofenkeramik, Baukeramik, Hohlglas, Fensterglas, Schlacke, Eisen, Buntmetall.
Faunistisches Material: unbearbeitete Tierknochen.
Probenentnabmen: Schlämmproben aus dem Kanal, Dendroproben.
Datierung: archäologisch; historisch. 2.-3. Jh. n. Chr.; 16.-17./18 Jh. bzw. 19. Jh. (Bannplan von Fricktal [1772-1783] und Michaeliskarte [1837-1843]).
KA AG, L. Galioto und D. Wälchli.
Kaisten AG, Dorfstrasse
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Dettagli della cronacha
Comune
Kaisten
Cantone
AG
Località
Dorfstrasse
Coordinate
E 2645558, N 1265650
Altitudine
332 m
Numero del sito cantonale
--
Numero dell'intervenzione cantonale
--
Nuovo sito
Sì
Campionamento
legno / carbone, campioni di liquame archeobiologici
analisi
dendrocronologia
istituzione
--
Data della scoperta
--
Superficie (m2)
800 m2
Data di inizio
03 giugno 2019
Data di fine
26 giugno 2019
Metodi di datazione
dendroconologico
autore
--
Anno di pubblicazione
2020
Epoca
Epoca moderna, Epoca contemporanea, Impero romano
Tipo di sito
abitato
Tipo di intervenzione
Scavo (Scavo di salvataggio)
Mobiliare archeologico
ceramica (recipiente), ceramica (elemento architettonico (prelevato)), vetro (elemento architettonico (prelevato)), ceramica, metallo
ossa
ossa d'animali disperse
materiale botanico
legno / carbone
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