Erweiterung Abdankungshalle (KA 2009.004)
LK 1068, 621 199/265 337. Höhe 270 m.
Datum der Grabung: 27.5.-10.7.2009.
Bibliografie zur Fundstelle: L. Berger, Führer durch Augusta Raurica. Basel 1998; U. Müller, JbAK 2, 1982, 22f.; C. Grezet, JbAK 31, 2010 (im Druck).
Geplante Notgrabung (Erweiterung der Abdankungshalle). Grösse der Grabung 95 m².
Siedlung.

Die Abdankungshalle in Kaiseraugst wurde gegen Süden erweitert, teilweise in einer geräumten modernen Gräberzone, sodass nur noch ca. 40 m² untersucht werden mussten. Obwohl die Grabungsfläche klein und die Mauern in den 1960er-Jahren ausgeraubt worden waren, wurden interessante Beobachtungen zur Nordwestunterstadt von Augusta Raurica gemacht.
Das untersuchte Gebiet befindet sich in einer einzigen insula, jedoch wurden drei antike Parzellen angeschnitten. Eine davon schloss an die Ärztestrasse an und die anderen beiden an die Hölllochstrasse, die Hauptverkehrsachse in der Nordwestunterstadt. Die Lage im sogenannten Hinterhofbereich erlaubte es wieder einmal zu bestätigen, dass auch diese Zone teilweise überbaut war, und das, je nach Grundstück, von Anbeginn an.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse betraf die bauliche Lösung der Römer für das Problem des Abfallens des Terrains gegen den Rhein hin. Jede einzelne Parzelle hatte nach den Terrassierungs- und Planierungsarbeiten ein eigenes Niveau, das ein getrepptes Erscheinungsbild der Häuser geben musste. Im südlichen Teil des Grundstücks wurde Erdmaterial entfernt und im nördlichen als Planie wiederverwendet. Die wenigen daraus geborgenen Keramikfragmente reichen bis in die 2. Hälfte des 1. Jh. zurück, womit die Frage nach dem Beginn der Besiedlung in der Nordwestunterstadt wieder aufgegriffen werden müsste, denn bis anhin hat man die Zeit um 100 n. Chr. als Siedlungsbeginn angenommen. Dies ist jedenfalls eine Thematik, die künftig grösserer Aufmerksamkeit bedarf und für welche ein genaues Studieren der «frühen» Funde entlang der Hölllochstrasse in Altgrabungen von grossem Interesse wäre.
Dass nicht alle Parzellen der Nordwestunterstadt von Beginn an und gleichzeitig überbaut wurden, ist bereits bekannt und bestätigte sich in der Grabung 2009. Überraschend ist hingegen, dass die Toplage an der Hölllochstrasse nicht sofort ausgenützt wurde. Eines der daran angrenzenden Grundstücke wurde nämlich erst während oder gleichzeitig mit der zweiten Phase der beiden anderen Parzellen besiedelt.

Archäologische Funde: Keramik, Glas, Bronze, Eisen, Knochen, Münzen; im Römermuseum Augst.
Faunistisches Material: noch nicht bestimmt; im Römermuseum Augst.
Probenentnahmen: Schlämmproben, noch nicht untersucht; im Römermuseum Augst.
Datierung: archäologisch; numismatisch. 2. H. 1. Jh.-4. Jh. Ausgrabungen Kaiseraugst, C. Grezet.