LK 1091, 683 690/246 690. Höhe 403 m.
Datum der Grabung: 3.5.2010-31.1.2011.
Neue Fundstelle.
Ungeplante Notgrabung (Parkhausbau). Grösse der Grabung 3000 m².
Siedlung.

Die bei baubegleitenden Massnahmen unerwartet angetroffene Siedlungsstelle machte eine Grabung notwendig. Im Verlauf der Arbeiten wurde festgestellt, dass archäologische Fundschichten in einem knapp 4000 m² grossen Areal erhalten sind. Davon wurden etwa 3000 m² flächig ausgegraben. Die restlichen Bereiche waren aus baustatischen Gründen einer flächigen Untersuchung nicht zugänglich. Während insgesamt die Reste von mindestens fünf Siedlungsereignissen nachgewiesen wurden, sind nur zwei Siedlungsschichten in grösseren Flächenbereichen organisch erhalten. Die restlichen Siedlungsschichten wurden in weiten Flächen schon in der Vorzeit erodiert oder haben ihre organische Substanz aus anderen Gründen verloren; vorhanden waren lediglich noch Holzkohlehorizonte oder Verfärbungen mit einzelnen weiteren organischen Einschlüssen. Ein durchgängiges Pfahlfeld erstreckte sich über die gesamte Fläche; etwa 20000 Pfähle wurden geborgen.

Die Schichten mit grossflächiger organischer Erhaltung gehören in die mittlere und späte Horgener Kultur. In ihnen wurden grosse Mengen Schichtproben systematisch entnommen. Die Holzerhaltung war zwar gut, doch haben hölzerne Artefakte wie die in grösseren Mengen erhaltenen Beilholme und Holzgefässe durch die grosse Schichtpressung gelitten. Diese ist hier wegen Aufschüttungen aus dem 19. Jh. sehr gross. An weiteren Artefakten wurden einige Bogenfragmente und eine grössere Anzahl Horgener Messer gefunden sowie vollständige Feuerzeuge mit Schwefelkies, Zunder und Silex. Textilfunde sind dagegen selten. Ein besonders seltener Fund ist eine vollständig erhaltene Tür der mittleren Horgener Kultur, die aus Pappelholzbohlen, Haselleisten und Eschenkeilen besteht. Auch die Türzapfen sind erhalten.

Fundmaterial aus anderen Epochen ist spärlicher: Aus dem Jungneolithikum stammen wenige Funde und Baureste, darunter aber gut erhaltene Textilfragmente und ein mutmasslicher Gusstiegel. Aus der Schnurkeramik fand sich hauptsächlich Keramik. Insgesamt wurden über 20000 Funde gemacht.

An neuzeitlichen Funden sind Hafenbauten des 18. und 19. Jh. zu erwähnen sowie die Zürcher Stadtbefestigung aus dem 17. Jh., deren hölzerne Substruktion sowie ihr Innenaufbau untersucht wurde.

Archäologische Funde: umfangreiches Siedlungsmaterial hauptsächlich der Horgener Kultur.
Anthropologisches Material: wenige menschliche Knochen, ein kontextloses menschliches Skelett.
Faunistisches Material: umfangreiche Knochenfunde.
Probenentnahmen: sehr grosse Probenmengen an Schichtmaterial und Profilkolonnen.
Datierung: archäologisch; dendrochronologisch. Frühes 4. Jtsd.; spätes 4. Jtsd.; frühes 3. Jtsd.; 17.-19. Jh.
Amt für Städtebau der Stadt Zürich, Unterwasserarchäologie, N. Bleicher und P. Riethmann.