LK 1109, 651 568/239 243. Höhe 464.50 m.
Datum der Grabung: 8.-14.9.2011.
Neue Fundstelle
Geplante Notgrabung (Überbauung). Grösse der Grabung ca. 2000 m².
Gräberfeld.

Im Jahr 2010 wurde bei der Erschließung einer bisher landwirtschaftlich genutzten Ackerfläche im Zentrum der Streusiedlung Künten im mittleren Wynental eine spätbronzezeitliche Urne gefunden. Daher führte die Kantonsarchäologie Aargau im Bereich der geplanten Überbauung einen maschinellen Voraushub durch. Wegen des Zeitdrucks und der schlechten Erhaltungsbedingungen wurden die Gefäße als Block geborgen. Die vorsichtige Freilegung bzw. Freipräparierung fand im Restaurierungslabor der KA AG statt. Das noch gänzlich unbekannte Gräberfeld erstreckte sich auf einer früh- bis spätwürmzeitlichen, hochwassersicheren Schotterterrasse am rechten Ufer der Wyna. Die Urnen lagen unter dem modernen Humus in ein 40-60 cm mächtiges, stark siltiges Kolluvium eingebettet, dessen Originaloberfläche vermutlich durch antike Landwirtschaft aberodiert ist. Die Urnen waren dementsprechend sehr schlecht erhalten, häufig war nur noch das unterste Drittel vorhanden. Bei allen Gefäßen waren nur noch sehr geringe Reste vom Leichenbrand bzw. von sehr klein fragmentierten, kalzinierten Knochen festzustellen. Die bisher untersuchte Fläche brachte insgesamt acht Gräber, zwei Brandgruben, zwei Gruben und eine Feuerstelle zum Vorschein. Die 2010 erfasste Graburne, unter deren Boden eine hitzebeschädigte und verbogene, kopflose Nadel steckte, sowie zwei bei der Untersuchung von 2011 erfasste Urnen scheinen isoliert gestanden zu haben, wogegen die fünf in zwei Reihen angelegten Gräber eine Gruppe bildeten. Bei den Deponierungen handelt es sich vorwiegend um doppelkonische Urnen, daneben um eine Schale und um ein grobkeramisches Gefäß. In drei Fällen enthielten sie weitere partiell erhaltene Gefäße, darunter kommen Zylinderhalsgefäße, konische Schälchen mit Schrägrand und Becher vor. Das besterhaltene Beispiel unter den doppelkonischen Urnen ist ein großes Exemplar von über 50 cm Durchmesser, das mit einer Fingertupfenleiste auf der Schulter dekoriert ist und einen schlickgerauten Gefäßunterteil aufweist. Sie enthielt zwei unverzierte konische Schälchen mit Schrägrand und einen breiten doppelkonischen Becher mit horizontal umlaufendem Kammstrich. Neben der Schale lagen wenige Scherben eines kleinen Bechers sowie eines grobkeramischen Gefäßes. Möglicherweise im Zusammenhang damit steht eine mit verkohlten Hölzern gefüllte Grube, die von der Urne am Rand geschnitten wird (Abb. 11). Fragen zum Bestattungsritual wirft ein Grab mit einem umgestülpten Schälchen auf, noch mehr aber die Deponierung, bei welcher Fragmente von einer großen Urne, von Wandscherben eines Topfes mit feiner doppelter Fingertupfenleiste auf der Schulter und von einem breiten Becher ohne Schulterabsatz mit horizontal umlaufender Kammstrichverzierung senkrecht im Boden steckten. Das Bild des Gräberfeldes komplettierten zwei Pfostengruben (?), zwei rechteckige Brandgruben und eine Feuerstelle. In den Brandgrubenverfüllungen wurde bei der Freilegung kein Leichenbrand festgestellt, das Schlämmen der Verfüllungen steht noch an. Soweit der schlechte Erhaltungszustand der Urnen es zulässt, kann das Gräberfeld aufgrund der breiten doppelkonischen Becher mit umlaufenden horizontalen Kammstrich-Verzierungen einheitlich in die Stufe HaA1 datiert werden. Jüngere Merkmale, wie sie etwa in den Seeufersiedlungen um 1050 v. Chr. vorhanden sind, fehlen in Oberkulm.

Archäologische Funde: Keramik, bronzene Nadel.
Anthropologisches oder faunistisches Material: kalzinierte Knochenfragmente.
Probenentnahmen: verkohltes Holz für Dendro; Schlämmproben (Makroreste).
Datierung: archäologisch. HaA1, um 1200/1100 v. Chr.
KA AG, L. Galioto, Ch. Maise und Ph. Tröster