LK 1195, 2759 898/1190692. Höhe 623 m.
Datum der Grabung: 3.4.-15.12.2017.
Bibliografie zur Fundstelle: S. Gairhos, Archäologische Untersuchungen zur spätrömischen Zeit in Curia/Chur. JbSGUF 83, 2000, 95-147; JbAS 96, 2013, 248f.; 97, 2014, 252.
Geplante Notgrabung (Bischöfliches Schloss, Etappe 3, Abgang Domschatzmuseum). Größe der Grabung 82 m².
Siedlung.

Die zu untersuchende Fläche liegt im Bereich des Südgartens des Bischöflichen Schlosses in einem seit dem frühen 20. Jh. unbebauten Areal. Im Osten wird die Grabungsfläche von der nach bisherigen Erkenntnissen in spätrömische Zeit zu datierenden Kastellwehrmauer begrenzt. Während rund neun Monaten wurde der von dem Neubau tangierte Bereich bis auf den natürlich anstehenden Untergrund untersucht. Die Ausgrabungsarbeiten erreichten dabei eine Tiefe von ca. 5.5 m ab rezenter Oberfläche (617.70 m ü.M.).
Bei den ältesten freigelegten Strukturen handelt es sich um eine Pfosten- und eine Steinsetzung. Die beiden Befunde sind zwar in keinen direkten räumlichen, aufgrund korrelierbarer Niveaus aber in einen zeitlichen Zusammenhang zu bringen. Sie lassen sich anhand des keramischen Fundgutes in die frühe Spätbronzezeit datieren. Eisenzeitliche Siedlungsreste wurden keine beobachtet.
Ein unmittelbar an die Westseite der Wehrmauer angebautes Gebäude ist in römische Zeit zu stellen. Es wies mindestens fünf Räume auf und war mit massiven Mörtelgussböden und verputzten Wänden ausgestattet. Aus einer Fläche von weniger als einem halben Quadratmeter stammen sechs Fundmünzen (eine Börse?), die den Bau in die 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts n.Chr. datieren. Ein Brandereignis, bei dem das Gebäude wohl beträchtlichen Schaden nahm, hatte Umbauten - hier wurden mindestens drei Phasen identifiziert - respektive eine Umnutzung zur Folge. Gemäß derzeitigem Auswertungsstand ging das Gebäude am Ende des Frühmittelalters ab.
Nach dem Auftrag einer bis zu 2 m mächtigen Bauschuttplanie wurde im Hochmittelalter(?) am selben Ort wieder ein mit einem Mörtelgussboden ausgestatteter Steinbau errichtet. Nach dessen Abbruch wurde im 15. Jh. der Südtrakt des Bischöflichen Schlosses erbaut. Im südlich davor liegenden Areal wurde wiederum ein wohl als Werkstatt zu deutender, aus mehreren Räumen bestehender Bau aufgerichtet. Eine dieser wirtschaftlich genutzten Räumlichkeiten war mit einer Feuerstelle und einer Arbeitsgrube ausgestattet. Die Grube wurde vor dem Abbruch des Gebäudes im 19. Jh. aufgehoben und verfüllt. Aus der Verfüllung wurden Fragmente von Gusstiegeln, Zainenden sowie 45 Münzen geborgen. 1859 wurde dort ein Bau bestehend aus vier Räumen errichtet. Das Gebäude wurde Anfang des 20. Jh. abgebrochen und das Gelände in die bis ins Frühjahr 2017 so bestehende Gartenanlage umgewandelt.

Archäologische Funde: Gefäß-, Bau-, Ofenkeramik, Münzen, Dreilagenkamm, Gusstiegel, Beschläge aus Knochen, Eisenfunde.
Faunistisches Material: Knochen, noch in Bearbeitung.
Probenentnahmen: Sedimentsäulen, Sedimentproben, C14-Proben.
Datierung: archäologisch. Spätbronzezeit; Römische Zeit; Mittelalter; Neuzeit.
AD GR, B. Pally und E. Scheiber.