LK 1246, 155 620/594 905. Höhe 960 m.
Datum der Grabung: 1.10.-2.12.2004; 30.8.-1.11.2005.
Neue Fundstelle.
Bibliographie zur Fundstelle: A. Moser/B. Rothen/W. Bieri, Kirche Zweisimmen BE. Schweizerische Kunstführer 4083. Bern 1987; J. Schweizer, Kunstführer Berner Oberland, 120. Bern 1987.
Geplante Bauuntersuchung und Notgrabung (Umbau).
Größe des untersuchten Gebäudes ca. 100 m², zwei Geschosse; Größe der Grabung ca. 60 m².
Kirche. Grab.
Das untersuchte zweigeschossige Gebäude ist urkundlich seit 1515 als Beinhaus und Friedhofskapelle genannt und steht südlich der spätgotischen Pfarrkirche von Zweisimmen am Rand des Kirchhofs. Seine südliche Längsfront fluchtet mit der Kirchhofmauer. Der Umbau des 1528 profanierten Gebäudes hatte eine Bauuntersuchung zur Folge, ein Neubauteil eine kleine Grabung.
I. Das bestehende Bauwerk wurde gemäß Dendrodaten im Jahr 1482 errichtet. Es ist damit deutlich jünger als man aufgrund der sorgfältigen, lagig gefügten und mit Fugenstrichverputz versehenen Mauerwerks bisher angenommen hatte. Die rechteckige Kapelle misst rund 11,8×8,4 m und ist ohne architektonisch ausgeschiedenen Chor. Die originale Balkenlage unterteilt das Gebäude in zwei Geschosse. Das untere Geschoss ist von der Straße am Fuß des Kirchhügels aus zu betreten und diente wohl als Beinhaus. Das obere Hauptgeschoss liegt auf dem Niveau des Kirchhofs. Seine Ausstattungsreste lassen den Schluss zu, dass es sich um die Friedhofskapelle handelte. Ein massiver Mörtelboden auf einem Bett von Rollierungssteinen überdeckte den Holzboden. Erkennbar darin ist das Negativ des Altars und das Lager der vorgelagerten Stufe. In der teilweise erhaltenen Deckenbalkenlage fanden die Nagellöcher einer Bretterdecke. Ausnehmungen sind als Reste eines gezimmerten Dachreiters zu interpretieren.
Wie es scheint, trennte eine hölzerne Längswand einen schmalen Bereich längs der dem Friedhof zugewandten Außenwand ab. Dafür sprechen vor allem die ansonsten kaum erklärliche Desaxierung des Altarstandortes und Spuren einer Raumunterteilung auf der Oberfläche des Mörtelbodens. Es ist zu vermuten, dass der postulierte schmale Raum, der sich mit zwei großen Fenstern und einer schmalen Tür auf den Kirchhof öffnete, ebenfalls als Beinhaus diente, und dass vor den Fenstern Andacht gehalten werden konnte. Der große Raum hingegen, der durch ein Portal in der Westwand betreten wurde, dürfte als eigentliche Kapelle gedient haben.
II. In der Folge der Reformation verschwanden die Innenausstattung und die originalen Fenster in der Südwand des Kapellengeschosses.
III. Im 17./18. Jh. wurde das Niveau im Untergeschoss um rund 50 cm abgesenkt und mit einer Kieselpflästerung versehen.
IV. Ins frühe 19. Jh. gehört der Umbau zu einem Käsekeller. Weitere Eingriffe erlebte das Gebäude 1866, als es zum Sekundarschulhaus umgebaut wurde; dabei entstanden die heutigen Tür- und Fensteröffnungen im Untergeschoss sowie ein Ausbruch im Geschossboden, durch welchen eine Treppe die beiden Stockwerke verband.
V. Um 1900 wurde das wohl noch originale, steile Dach abgebrochen und durch das aktuelle, weniger stark geneigte ersetzt.
VI. 1959 schließlich errichtete man ostseitig einen teilunterkellerten Anbau. Der Anbau durch einen neuen, vollunterkellerten ersetzt werden, wobei die Baugrube den Friedhofsbereich tangieren würde. Bei der Rettungsgrabung fanden sich Bestattungen in beeindruckender Dichte: 132 Bestattungen auf knapp 60 m²! Es zeigte sich, dass das Gelände in der Ecke von Kapelle und Friedhofsmauer im Lauf der Zeit verschiedentlich aufplaniert worden war, so dass die jüngeren Bestattungshorizonte die älteren weit weniger störten als sonst üblich. Drei Gruppen von Bestattungen waren zu unterscheiden, solche, die älter als die Beinhauskapelle sind, Gräber aus deren Nutzungszeit und nach-reformationszeitliche. Letztere sind aufgrund der Nägel der Sargreste großenteils ins 18. und 19. Jh. zu datieren.
Anthropologisches Material: Aussenbestattungen.
Probenentnahmen: Dendroproben.
Datierung: archäologisch; historisch. 1482-20. Jh.
ADB, A. Baeriswyl und M. Leibundgut.
Zweisimmen BE, ehemaliges Beinhaus und Friedhofskapelle
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Détail de la chronique
Commune
Zweisimmen
Canton
BE
Lieu-dit
ehemaliges Beinhaus und Friedhofskapelle
Coordonnées
E 2594905, N 1155620
Altitude
960 m
Numéro de site cantonal
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Numéro d'intervention cantonal
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Nouveau site
Oui
Prélèvements
bois/charbon de bois
Analyses
dendrochronologie
Institution
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Date de la découverte
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Surface (m2)
100 m2
Date de début
01 octobre 2004
Date de fin
01 novembre 2005
Méthode de datation
dendrochronologique, historique, archéologique
Auteur.e
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Année de publication
2006
Époques
Moyen Âge
Type de site
cultuel/religieux (édifice réligieux), cultuel/religieux (sanctuaire), funéraire (tombe)
Type d'intervention
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Mobilier archéologique
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Os
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Matériel botanique
bois/charbon de bois
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