LK 1091, 2686 786/1 243520. Höhe 547 m.
Datum der Grabung: 15.5.-24.7.2023.
Neue Fundstelle.
Bibliografie zur Fundstelle: Archäologie im Kanton Zürich Kurzberichte zu den Projekten 2022, 83 https://doi.org/10.20384/zop-2975; Glarner, H. (1988) Zollikon - ein Kriegsschauplatz im Zweiten Koalitionskrieg (1799), Zolliker Jahrheft, 4-16.
Geplante Notgrabung (Fundmeldung). Grösse der Grabung 42 m². Grab.

Auf der Suche nach franzosenzeitlichen Stellungen prospektierten im März 2022 ehrenamtliche Mitarbeiter der Kantonsarchäologie eine Geländeerhöhung im Waldstück Isenbüel. Neben neuzeitlichen Kleinfunden aus Metall (u.a. Scheibenknöpfe, Hufeisen) fanden sie rund 50 Musketenkugeln. Möglicherweise stammen diese von der militärischen Konfrontation österreichischer und französischer Truppen zur Zeit des Zweiten Koalitionskriegs von 1799 (1. Schlacht von Zürich 2.-5.6.1799).
Im Süden der rund 25 m langen Anhöhe entdeckten die Mitarbeiter in einer Tiefe von ca. 15 cm und einem Abstand von 1.2 m zueinander zwei ganz erhaltene, bronzene Beinringe der Stufe Ha D2/3. Aufgrund der Fundsituation stellte sich die Frage nach einer hallstattzeitlichen Nachbestattung. Zur Sicherung des Fundkontexts veranlasste die Kantonsarchäologie im Bereich der Funde und im angrenzenden Umfeld eine 6 × 7 m grosse Flächengrabung.
Es zeigte sich, dass der Hügel auf einer spätglazialen Geländerippe aufgeschüttet wurde. Die C14-Daten von zwei Holzkohleproben aus der Hügelschüttung weisen in die Spätbronzezeit (916-811 BC, cal. 2 sigma) und die ältere Eisenzeit (748-567 BC, cal. 2 sigma). Nahe der südlichen Hügelkante befand sich unmittelbar unter dem Waldhumus eine Ost-West ausgerichtete, lose Steinkonzentration, die im Westen die im Vorjahr geborgenen Beinringe teilweise überdeckt hatte. Im Süden grenzte eine dichte, fundleere Steinpackung an. Im Norden enthielt die Konzentration eine vollständig erhaltene Bronzekette (Abb. 23). 16 cm westlich der Kette lag unter den Steinen ein fragmentierter Hohlblecharmring, ebenfalls aus Bronze. Aus den Schlämmproben der Erdverfüllung liessen sich eine Eisenperle sowie vereinzelte Knochenflitter gewinnen. Ein Knochenfragment lag auf der Bronzekette. Hinweise auf Holzkohle enthielt der Befund nicht. Vereinzelte kleinformatige Keramikfragmente lagen im unmittelbaren Umfeld der Steinkonzentration.
Die Kette besteht aus zehn mehrteiligen Ringsegmenten, wobei die Einzelteile aus einer unterschiedlichen Zahl von Ringen gebildet werden (dreimal ein-, einmal drei-, dreimal vier-, fünfmal fünf- und einmal sechsteilig). Die einzelnen Ringe haben Durchmesser zwischen 1.7 und 2 cm. An einem Ringsegment findet sich ein Gussfehler. Bei vereinzelten Segmenten ist einer der beiden äusseren Ringe von den übrigen geringfügig abgesetzt. Jeweils ein einzelner Buntmetallring verbindet zwei Ringsegmente, in einem Fall sind es deren zwei. Die vollständig geschlossene Kette hat einen Umfang von ca. 90 cm. Vergleichsfunde aus Südwestdeutschland werden als Gürtelketten angesprochen. Ketten aus HaD3-zeitlichen Gräbern vom Dürrnberg (A) gehören als Kettengehänge zu einem Gürtelblech.
Die Steinstreuungen und Bodenverhältnisse in Zollikon liessen keine Grabgrube erkennen. Aufgrund der Lage der Funde wird ein rund 2.2 × 1.9 m grosses Grab postuliert.
Rund 1 m nördlich der Bestattung war eine langovale Grube (mind. 3 × 1.4 m, Tiefe 1.4 m) in den Sand der Moräne eingetieft. Die C14-Analysen von zwei Holzkohleproben aus den Steinzwi schenräumen der Grubenverfüllung datieren ins Spätmittelalter (1410-1453 AD, cal. 2 sigma; 1329-1446 AD, cal. 2 sigma). Die geoarchäologische Untersuchung hat gezeigt, dass die Grube nur für eine kurze Zeit offenstand. Die Funktion dieses Befunds ist unklar.

Archäologische Funde: Buntmetall, Eisen, Blei, Keramik.
Anthropologisches Material: Knochen.
Faunistisches Material: Knochen.
Probenentnahmen: Holzkohle, Schlämmproben.
Datierung: archäologisch. Hallstattzeit HAD3; Neuzeit, 18.-21. Jh. - C14: BE-21805.1.1, 2721 ± 28 BP, 916-811 BC, cal. 2 sigma; BE-21806.1.1, 479 ± 27 BP, 1410-1453 AD, cal. 2 sigma; BE-21807.1.1, 2425 ± 28 BP, 748-567 BC, cal. 2 sigma; BE-21808.1.1, 514 ± 27 BP, 1329-1446 AD, cal. 2 sigma.
KA ZH, S. Aschwanden.