LK 1176, 2761 977/1 200 252. Höhe 572 m.
Datum der Grabung: 19.1.-4.10.2022.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 105, 2022, 286.
Geplante Notgrabung (Neubau).
Grösse der Grabung ca. 2500 m².
Gräberfeld. Siedlung.
Das sog. Untere Schloss aus dem 17. Jh. steht am südlichen Rand des historischen Kerns von Zizers. Östlich der Schlossbauten setzt die Flur Vial (Parz. 439) bzw. der Schlossbungert an, eine über 8600 m² große Wiese in leichter Hanglage, die früher landwirtschaftlichen Zwecken diente. Da sie ab 2023 mit Wohnblöcken und einer Tiefgarage überbaut werden soll, unternahm der AD GR bereits im Herbst 2020 bzw. Frühjahr 2021 eine geophysikalische Prospektion und Baggersondierungen: Während sich die südliche Parzellenhälfte als archäologisch irrelevant herausstellte, wurde auf der nördlichen unter anderem ein spätrömisches Grab entdeckt. Infolgedessen wurde 2022 eine großflächige Ausgrabung realisiert.
Der Bodenaufschluss zeigt vorwiegend Bachschutt- und Murgangablagerungen, die auf fluviatile Ereignisse zurückgehen. Dazwischen liegen lehmig-sandige, holzkohlehaltige Schichten, die auf vergleichsweise langsame und graduelle Akkumulationsprozesse hindeuten. In eine solche Phase fällt die wesentliche anthropogene Nutzung des Areals, wobei zwei - zeitlich eng beieinanderliegende und räumlich sich partiell überschneidende - Nutzungsphasen abzugrenzen sind: einerseits ein römisches Gräberfeld, andererseits ein frühmittelalterliches Handwerksareal. Später, wohl aber noch im Mittelalter, wurde in diesem Gebiet außerdem Ackerbau betrieben. Dabei wurden die römischen und frühmittelalterlichen Befunde teilweise gestört bzw. gegen oben gleichsam gekappt.
2022 dokumentierte der AD GR fünfzehn zumeist West-Ost ausgerichtete Körperbestattungen, die mitunter Beigaben wie Lavez-, Keramik- und Glasgefässe aus spätrömischer Zeit enthielten. Vier beigabenlose Gräber, darunter eine Hockerbestattung, wurden mittels der Radiokarbonmethode schwerpunktmäßig dem 3. und 4. Jh. n. Chr. zugeordnet. Drei Konzentrationen von kalzinierten Tier- und vermutlich auch Menschenknochen waren mit Funden vergesellschaftet, die - soweit ersichtlich - kaiserzeitlich datieren. Offenbar handelt es sich um die Überreste von Brandgräbern, die einer frühen, mindestens bis ins 2. Jh. n. Chr zurückreichenden Belegungsphase des Gräberfelds zuzuschlagen sind. Schließlich liegen zahlreiche, zum Teil sekundär verbrannte römische Funde vor, deren exakte Herkunft unklar bleibt, da sie - wohl im Zuge des genannten mittelalterlichen Ackerbaus umgelagert wurden. Sie dürften mehrheitlich aus zerstörten Körper- und Brandgräbern stammen, zumal die eigentliche römische Siedlung am Schlossbungert nicht nachzuweisen war.
Die mehrphasigen frühmittelalterlichen Befunde überlagern das römische Gräberfeld stellenweise. Zu diesen zählen neben Feuerstellen und (Pfosten-)Gruben zwei partiell in Trockenbauweise erstellte Grubenhäuser, eine Hangstützmauer und ein Ofen, dessen genaue Funktion bislang nicht bestimmt ist. Zahlreiche Schlacken und Eisenreste lassen unter anderem auf Metallverarbeitung schließen. Zwei Radiokarbondatierungen an Holzkohleflitter weisen ins 6. bis ins 8. Jh. n. Chr. Somit ergeben sich Anknüpfungspunkte zum karolingisch-ottonischen «Königshof» (curtis) von Zizers, der nur unweit nördlich stand.
Im Frühling 2022 wurde aus einem Bohrkern ein Holzkohleflitter extrahiert, der aus einer Tiefe von rund 4 m unter den römisch-frühmittelalterlichen Schichten stammt - was in etwa dem Niveau der zukünftigen Baugrubensohle entspricht. Eine Radiokarbonanalyse ergab eine mesolithische Datierung. Im Herbst 2022 wurde in Zusammenarbeit mit der Baufirma ein ca. 17 x 16 m großer Sondierschnitt in mehreren Stufen bis auf dieses Niveau abgeteuft, jedoch zeigten sich ausnahmslos natürliche Schichten.
Archäologische Funde: Holzkohle, Keramik, Lavez, Glas, Eisen, Buntmetall, Schlacke, Bernstein.
Anthropologisches Material: Überreste von mindestens fünfzehn Körperbestattungen, daneben vermutlich kalzinierte menschliche Knochen von Brandbestattungen (die Auswertung ist derzeit im Gange).
Faunistisches Material: Tierknochen, z. T. kalziniert, Zähne und Mollusken.
Probenentnahmen: C14-Proben.
Datierung: archäologisch. Römische Zeit; Mittelalter. - C14. Frühmittelalter (Holzkohle: BE-18810.1.1, 1313 ± 27 BP, 657-773 AD, cal. 2 sigma; BE-18811.1.1, 1465 ± 27 BP, 566-646 AD, cal. 2 sigma); Mesolithikum (Holzkohle, BE-18812.1.1, 8037 ± 34 BP, 7072-7822 BC, cal. 2 sigma); Römerzeit (Grab 5: BE-20015.1.1, 1737 ± 28 BP, 247-402 AD, cal. 2 sigma; BE-20016.1.1, 1782 ± 29 BP, 213-359 AD, cal. 2 sigma; Grab 12: BE-20017.1.1, 1748 ± 28 BP, 241-401 AD, cal. 2 sigma; BE-20018.1.1, 1718 ± 28 BP, 251-412 AD, cal. 2 sigma; Grab 15: BE-20019.1.1, 1822 ± 28 BP, 130-324 AD, cal. 2 sigma; BE-20020.1.1, 1794 ± 28 BP, 208-346 AD, cal. 2 sigma; Grab 18: BE-20021.1.1, 1655 ± 28 BP, 262-534 AD, cal. 2 sigma; BE-20022.1.1, 1662 ± 28 BP, 261-532 AD, cal. 2 sigma).
AD GR, R. Sele.
Zizers GR, Vial
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Détail de la chronique
Commune
Zizers
Canton
GR
Lieu-dit
Vial
Coordonnées
E 2761977, N 1200252
Altitude
572 m
Numéro de site cantonal
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Numéro d'intervention cantonal
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Nouveau site
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Prélèvements
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Analyses
14C
Institution
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Date de la découverte
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Surface (m2)
2500 m2
Date de début
19 janvier 2022
Date de fin
04 octobre 2022
Méthode de datation
14C
Auteur.e
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Année de publication
2023
Époques
Empire romain, Moyen Âge
Type de site
habitat, funéraire (cimetière), funéraire (groupe de tombes indéterminé), funéraire (tombe)
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
céramique, métal, verre
Os
squelettes humains, ossements humains isolés, ossement d'animaux isolés, ossements brulés, autres
Matériel botanique
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