LK 1165, 575 652/197 544. Höhe 463 m.
Datum der Bauuntersuchung: Mai 2011.
Bibliografie zur Fundstelle: H. Schöpfer, Der Seebezirk II. Die Kunstdenkmäler der Schweiz 95, Kanton Freiburg V, 106-113 Basel 2000.
Baubegleitung (Dachinstandsetzung).
Sakralbau.

Die Erneuerung der Dachdeckung der Deutschen Kirche gab Anlass zu partiellen Bauuntersuchungen am Turm und am Dachwerk des Langhauses. Der mittelalterliche Vorgängerbau der Kirche wurde in zwei Schritten ersetzt: 1681-83 wurde der Turm neu errichtet, 1710 folgte der Neubau des Langhauses.
Der Turm ist zugleich Teil der Stadtmauer. Der Ausbruch in der Mauer für den Neubau des Turmes sowie dessen anschließende Auffüllung sind deutlich zu erkennen. Das Mauerwerk des Turmes besteht in den Flächen aus grauem Jurakalk, Fenster- und Türgewände aus gelbem Neuenburger Kalk. Im unteren Turmbereich sind die Quader bossiert. Interessante Befunde finden sich am südseitigen Eingang zum Turm auf Höhe des Mauerwehrgangs: Die geraden Portalgewändesteine tragen Versatzmarken, die in arabischen Ziffern (1-8) oder in Kombinationen aus römischen Ziffern und Buchstaben (I A, III A, HIK A, IIIIIII A, IIIIIIII A) bestehen. Allerdings sind die Blöcke jeweils durcheinander versetzt, ihre Position entspricht nicht der Ziffernabfolge. Da zudem die arabischen Ziffern in Überzahl sind und damit mehr Blöcke bezeichnet sind, als einem Gewände entsprechen, scheint es sich bei Vorbereitung und Versatz der Blöcke um eine Fehlkalkulation zu handeln. Ein einzelner Stein mit der Bezeichnung IIII A findet sich an einem der nordseitigen Fenstergewände und könnte für das Portal vorgesehen gewesen sein. Weiter finden sich einzelne Steinmetzzeichen in Form von Initialen (z.B. BS).
Das pyramidale Dachwerk des Turmhelms dürfte bauzeitlich aus den 1680er-Jahren sein (dendrochronologische Proben wurden nicht entnommen). Einfallsreich gelöst ist der Übergang von der quadratischen Mauerkrone des Turmes zum Oktogon der Sparren, zu dem dreifach in der Höhe gestaffelte Aufschieblinge vermitteln.
Liegende Stühle mit übereinanderliegenden Andreaskreuzen und Schrägstreben dienen der Aussteifung des Sparrenoktogons in mehreren Geschossen. Nur die Stuhlsäulen und die benachbarten Streben sind jeweils mit Bundzeichen bezeichnet (im Oktogon umlaufend von I bis VIII).
Das Dachwerk des Langhauses überspannt die gesamte Breite des Saalraumes und weist eine Spannweite von ca. 19 m und eine Höhe von ca. 10 m auf. Das System ist ein Sparrendach mit liegenden Stühlen in zwei Geschossen sowie einem Hängesprengwerk: Im Hauptgeschoss übertragen zwei Reihen von Hängesäulen die Last der Zerrbalken auf die Kehlbalken, während im oberen Bereich eine mittlere Reihe von Hängesäulen die Last der Kehlbalken aufnimmt und selbst durch je zwei Schrägstreben über Kehlbalken und Hahnenbalken nach oben gestützt wird.
Die Zählung der Bundzeichen erfolgt mit römischen Ziffern in zwei Systemen, getrennt nach Leergespärren und Binderachsen, wobei fast alle Hölzer gekennzeichnet sind. Einer der unteren Spannriegel trägt die großformatige Jahreszahl 1710 und bezeichnet das Dachwerk als bauzeitlich.
An der westlichen Turmwand ist im Dachraum des Langhauses die frühere Dachschräge des mittelalterlichen westlichen Chorjoches deutlich erkennbar, auf die sich das Turmmauerwerk noch bezieht. Dieses hatte dieselbe Breite wie der Turm, setzte jedoch die Firsthöhe des Langhauses fort, wie eine Zeichnung des Vorgängerbaus vor dem Abbruch 1681 zeigt. Der frühere First lag ca. 5 m unter dem des Dachwerks von 1710. Profilierungen, Eckbossierungen und Sorgfalt des Turmmauerwerks lassen darauf schließen, dass zum Zeitpunkt des Turmbaus noch kein Neubau des Langhauses vorgesehen war.

Datierung: archivalisch; bauhistorisch.
AAFR, D. Heinzelmann.