LK 1091, 683 370/247 350. Höhe 418 m.
Datum der Grabung: 18.8.2008-27.2.2009.
Bibliografie zur Fundstelle: R. Abegg / C. Barraud Wiener / K. Grunder, Die Stadt Zürich: Altstadt rechts der Limmat - Sakralbauten. Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Neue Ausgabe, 3.1, Die Kunstdenkmäler der Schweiz, 110. Bern 2007; G. Meier, Vom Franziskanerkloster in Zürich bis zum heutigen Obergericht: Die baugeschichtliche Entwicklung anhand archäologischer und kunsthistorischer Quellen. Unpubl. Lizentiatsarbeit der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich 2004.
Geplante Notgrabung und Bauuntersuchung (Bauvorhaben).

Größe der Grabung ca. 260 m².
Franziskanerkloster, Klosterkirche, Gräber, neuzeitliches Casino und Theater.
Der Um- und Ausbau des Zürcher Obergerichts bedingt vorgängige Rettungsgrabungen und Bauuntersuchungen. Sondierungen und eine erste Bauuntersuchung erfolgten bereits 2006. Das heutige Gerichtsgebäude erhebt sich auf den Grundmauern des um 1240 gegründeten Franziskanerklosters. Die rund 260 m² messende Ausgrabungsfläche liegt im Bereich der ehemaligen Klosterkirche. Von ihr haben sich hier die Fundamente der Nordmauer und zweier Pfeiler erhalten. Im Bereich des Mittelschiffs wurden bislang fünf mittelalterliche Gräber gefasst und dokumentiert. Die Verstorbenen waren in Gebetshaltung mit überkreuzten Armen bestattet. Nur ein Skelett weist mit dem um den Kopf angewinkelten linken Arm eine außergewöhnliche Armhaltung auf (Abb. 54). Auffällig sind die umfangreichen Kalkeinstreuungen und Spuren an den Knochen, die bei diesem Bestatteten auf eine Krankheit hindeuten.
Die Bauuntersuchung zeigt, dass noch große Teile der östlichen Chorwand der Kirche in der Rückwand des heutigen Schwurgerichtssaals enthalten sind. Sie weist versetzte Eckquader aus Sandstein und zwei hohe Chorfenster mit Sand- und Tuffsteingewänden auf. Ein drittes, mittleres Fenster wurde in einer späteren Umbauphase durch eine größere Maueröffnung ersetzt. Nach der Aufhebung des Klosters 1524 diente die Kirche als Kornspeicher. Eine Schicht außerhalb der Gebäude enthielt zahlreiche Tonpfeifen, einzelne Münzen sowie importiertes ostasiatisches Porzellan. Die Funde datieren ins 18. Jh. Mit weiteren Untersuchungen soll an dieser Stelle der Verlauf des Geländes in Richtung Wolfbach abgeklärt werden. Der Wolfbach floss im Mittelalter in einem offenen Bett mitten durch die Klosteranlage.
1832 wurde die ehemalige Klosterkirche an eine Aktiengesellschaft veräußert, die in dem Gebäude das erste Zürcher Stadttheater einrichtete. Das sogenannte Aktientheater brannte 1890 vollständig ab. Aus der Theaterzeit haben sich innerhalb der Ausgrabungsfläche das Fundament eines Treppenanbaus, der Unterbau einer Abortanlage und die Heizanlage erhalten. Letztere lag als Zentralheizung in der Mittelachse des Gebäudes und bestand aus zwei Räumen, wovon der eine einen Aufsatz bzw. Standfuß für einen Heizkessel aufwies. Zahlreiche aus Backsteinen und Schieferplatten gebildete Kanäle dienten dazu, die erwärmte Luft in den Zuschauerraum des Theaters zu leiten. Vom Theaterbrand 1890 zeugen schließlich zahlreiche Funde wie etwa Eisenbleche der Heizanlage, verkohlte Lampenfassungen, Stoffreste von Vorhängen und anderes mehr.

Anthropologisches Material: Menschenknochen, unbearbeitet.
Faunistisches Material: Tierknochen aus diversen Schichten.
Probenentnahmen: Mörtelproben, Dendroproben.
Datierung: archäologisch; historisch; dendrochronologisch, 13.–20. Jh.
KA ZH, G. Meier, A. Mastaglio und R. Szostek.